als König nicht eigenwillig und zu mächtig werden lassen will! Man denke sich die Lage dieses Königs, wenn er allein, wenn er nach einem eigenen Plane, der ohne Rücksicht nur auf das ging, was wahres, allgemeines Wohl seines Landes war, hätte handeln wol- len. Es wäre, außer ihm, kein Wesen in und um Polen gefunden worden, das Theil daran genommen hätte! Er würde allein, ohne Geld, ohne Heer, ohne Unterthanen, ohne Bundes- genossen, ohne Land, da gestanden haben.
Wenn er demnach, indem er diese seine La- ge überblickte, sich nicht entschließen konnte, die Krone niederzulegen, so mußte er erwar- ten, daß ihm begegnete, was allen seinen Vor- gängern, selbst den besten, den entschlossensten und stärksten, den Siegmund August, den Stephan Batori, den Johann Kasi- mir, den Johann Sobieski, begegnet war: er mußte darauf rechnen, von dem er- sten Jahre seiner Regierung an, bis in sein letztes, ein Gegenstand des Mißtrauens und
als Koͤnig nicht eigenwillig und zu maͤchtig werden laſſen will! Man denke ſich die Lage dieſes Koͤnigs, wenn er allein, wenn er nach einem eigenen Plane, der ohne Ruͤckſicht nur auf das ging, was wahres, allgemeines Wohl ſeines Landes war, haͤtte handeln wol- len. Es waͤre, außer ihm, kein Weſen in und um Polen gefunden worden, das Theil daran genommen haͤtte! Er wuͤrde allein, ohne Geld, ohne Heer, ohne Unterthanen, ohne Bundes- genoſſen, ohne Land, da geſtanden haben.
Wenn er demnach, indem er dieſe ſeine La- ge uͤberblickte, ſich nicht entſchließen konnte, die Krone niederzulegen, ſo mußte er erwar- ten, daß ihm begegnete, was allen ſeinen Vor- gaͤngern, ſelbſt den beſten, den entſchloſſenſten und ſtaͤrkſten, den Siegmund Auguſt, den Stephan Batori, den Johann Kaſi- mir, den Johann Sobieski, begegnet war: er mußte darauf rechnen, von dem er- ſten Jahre ſeiner Regierung an, bis in ſein letztes, ein Gegenſtand des Mißtrauens und
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als Koͤnig nicht eigenwillig und zu maͤchtig
werden laſſen will! Man denke ſich die Lage
dieſes Koͤnigs, wenn er allein, wenn er nach
einem eigenen Plane, der ohne Ruͤckſicht nur
auf das ging, was wahres, allgemeines
Wohl ſeines Landes war, haͤtte handeln wol-
len. Es waͤre, außer ihm, kein Weſen in und
um Polen gefunden worden, das Theil daran
genommen haͤtte! Er wuͤrde allein, ohne Geld,
ohne Heer, ohne Unterthanen, ohne Bundes-
genoſſen, ohne Land, da geſtanden haben.
Wenn er demnach, indem er dieſe ſeine La-
ge uͤberblickte, ſich nicht entſchließen konnte,
die Krone niederzulegen, ſo mußte er erwar-
ten, daß ihm begegnete, was allen ſeinen Vor-
gaͤngern, ſelbſt den beſten, den entſchloſſenſten
und ſtaͤrkſten, den Siegmund Auguſt, den
Stephan Batori, den Johann Kaſi-
mir, den Johann Sobieski, begegnet
war: er mußte darauf rechnen, von dem er-
ſten Jahre ſeiner Regierung an, bis in ſein
letztes, ein Gegenſtand des Mißtrauens und
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/147>, abgerufen am 16.02.2025.
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