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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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festen, unternehmenden Charakter und bey viel
Schlauigkeit und Kenntniß seiner Nation, un-
gewöhnlich unterrichtet und arbeitsam war,
hatte sich an die Spitze aller Staatsgeschäfte
geschwungen, und war durch diese Vorzüge so-
wohl, als durch seinen Reichthum und die dar-
aus fließenden Hülfsmittel, die Seele dersel-
ben geworden. Die Verbindung, in die er
sich mit Rußland zu setzen gewußt hatte, be-
festigte ihn auf diesem Standpunkte, den man
eine Diktatur nennen kann. Sein Neffe Sta-
nislaus hielt sich an ihn und ward von ihm
sehr geschätzt. Kein Wunder, wenn er in kur-
zer Zeit zu einer der höchsten Staatswürden,
zum Truchseß von Lithauen, hinan schritt. Auf
dieser Stufe hatte er eine nur kurze Zeit ge-
standen, als er von derselben auf den Thron
selbst erhoben wurde.

Man hat oben *) gesehen, unter was für
Umständen, und mit welchen Hülfsmitteln.
Zwey Drittheile der Nation hatten ihr festes

*) Jm 6ten Abschnitte.

feſten, unternehmenden Charakter und bey viel
Schlauigkeit und Kenntniß ſeiner Nation, un-
gewoͤhnlich unterrichtet und arbeitſam war,
hatte ſich an die Spitze aller Staatsgeſchaͤfte
geſchwungen, und war durch dieſe Vorzuͤge ſo-
wohl, als durch ſeinen Reichthum und die dar-
aus fließenden Huͤlfsmittel, die Seele derſel-
ben geworden. Die Verbindung, in die er
ſich mit Rußland zu ſetzen gewußt hatte, be-
feſtigte ihn auf dieſem Standpunkte, den man
eine Diktatur nennen kann. Sein Neffe Sta-
nislaus hielt ſich an ihn und ward von ihm
ſehr geſchaͤtzt. Kein Wunder, wenn er in kur-
zer Zeit zu einer der hoͤchſten Staatswuͤrden,
zum Truchſeß von Lithauen, hinan ſchritt. Auf
dieſer Stufe hatte er eine nur kurze Zeit ge-
ſtanden, als er von derſelben auf den Thron
ſelbſt erhoben wurde.

Man hat oben *) geſehen, unter was fuͤr
Umſtaͤnden, und mit welchen Huͤlfsmitteln.
Zwey Drittheile der Nation hatten ihr feſtes

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[130/0140] feſten, unternehmenden Charakter und bey viel Schlauigkeit und Kenntniß ſeiner Nation, un- gewoͤhnlich unterrichtet und arbeitſam war, hatte ſich an die Spitze aller Staatsgeſchaͤfte geſchwungen, und war durch dieſe Vorzuͤge ſo- wohl, als durch ſeinen Reichthum und die dar- aus fließenden Huͤlfsmittel, die Seele derſel- ben geworden. Die Verbindung, in die er ſich mit Rußland zu ſetzen gewußt hatte, be- feſtigte ihn auf dieſem Standpunkte, den man eine Diktatur nennen kann. Sein Neffe Sta- nislaus hielt ſich an ihn und ward von ihm ſehr geſchaͤtzt. Kein Wunder, wenn er in kur- zer Zeit zu einer der hoͤchſten Staatswuͤrden, zum Truchſeß von Lithauen, hinan ſchritt. Auf dieſer Stufe hatte er eine nur kurze Zeit ge- ſtanden, als er von derſelben auf den Thron ſelbſt erhoben wurde. Man hat oben *) geſehen, unter was fuͤr Umſtaͤnden, und mit welchen Huͤlfsmitteln. Zwey Drittheile der Nation hatten ihr feſtes *) Jm 6ten Abſchnitte.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/140>, abgerufen am 05.05.2024.