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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Diese falschen Berechnungen, diese unpoli-
tischen Aufwallungen, sage ich, ließen den
Staatskundigen sehr helle Blicke auf den Er-
folg der eingeleiteten Veränderung thun. Sei-
ne Kenntniß der politischen Verfassung dieses
Staates und des durch sie verderbten Charak-
ters der Nation, führte ihm nicht minder un-
trügliche Vermuthungen zu; und er ließ sich
durch das Siegesgeschrey der neuen philosophi-
schen Politik, die in der That mehr Dichterin
als Denkerin ist, in seinen, durch die Ge-
schichte aller Zeiten, bewährten Grundsätzen,
nicht irre machen. Es war bey ihm nicht die
Frage, ob er den Polen eine günstigere poli-
tische Lage wünschte, sondern, ob sie auf die-
sem Wege, ja, ob sie auf irgend einem an-
dern, je zu einer solchen überzugehen fähig
wären, so lange das politische Gewebe, das
sie umschlungen hielt, und der moralische Cha-
rakter, aus dem ihre Handlungen flossen, die-
selben blieben; dieß verneinte er standhaft,
und der Erfolg hat seine Ueberzeugung bewäh-
ret.

Dieſe falſchen Berechnungen, dieſe unpoli-
tiſchen Aufwallungen, ſage ich, ließen den
Staatskundigen ſehr helle Blicke auf den Er-
folg der eingeleiteten Veraͤnderung thun. Sei-
ne Kenntniß der politiſchen Verfaſſung dieſes
Staates und des durch ſie verderbten Charak-
ters der Nation, fuͤhrte ihm nicht minder un-
truͤgliche Vermuthungen zu; und er ließ ſich
durch das Siegesgeſchrey der neuen philoſophi-
ſchen Politik, die in der That mehr Dichterin
als Denkerin iſt, in ſeinen, durch die Ge-
ſchichte aller Zeiten, bewaͤhrten Grundſaͤtzen,
nicht irre machen. Es war bey ihm nicht die
Frage, ob er den Polen eine guͤnſtigere poli-
tiſche Lage wuͤnſchte, ſondern, ob ſie auf die-
ſem Wege, ja, ob ſie auf irgend einem an-
dern, je zu einer ſolchen uͤberzugehen faͤhig
waͤren, ſo lange das politiſche Gewebe, das
ſie umſchlungen hielt, und der moraliſche Cha-
rakter, aus dem ihre Handlungen floſſen, die-
ſelben blieben; dieß verneinte er ſtandhaft,
und der Erfolg hat ſeine Ueberzeugung bewaͤh-
ret.

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[120/0130] Dieſe falſchen Berechnungen, dieſe unpoli- tiſchen Aufwallungen, ſage ich, ließen den Staatskundigen ſehr helle Blicke auf den Er- folg der eingeleiteten Veraͤnderung thun. Sei- ne Kenntniß der politiſchen Verfaſſung dieſes Staates und des durch ſie verderbten Charak- ters der Nation, fuͤhrte ihm nicht minder un- truͤgliche Vermuthungen zu; und er ließ ſich durch das Siegesgeſchrey der neuen philoſophi- ſchen Politik, die in der That mehr Dichterin als Denkerin iſt, in ſeinen, durch die Ge- ſchichte aller Zeiten, bewaͤhrten Grundſaͤtzen, nicht irre machen. Es war bey ihm nicht die Frage, ob er den Polen eine guͤnſtigere poli- tiſche Lage wuͤnſchte, ſondern, ob ſie auf die- ſem Wege, ja, ob ſie auf irgend einem an- dern, je zu einer ſolchen uͤberzugehen faͤhig waͤren, ſo lange das politiſche Gewebe, das ſie umſchlungen hielt, und der moraliſche Cha- rakter, aus dem ihre Handlungen floſſen, die- ſelben blieben; dieß verneinte er ſtandhaft, und der Erfolg hat ſeine Ueberzeugung bewaͤh- ret.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/130>, abgerufen am 21.11.2024.