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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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hat alle Bequemlichkeiten und Unbequemlich-
keiten dieses Geschmacks. An beyden Seiten
sind schöne Alleen und Hecken, die Mitte ist
frey und den ganzen Tag über der Sonne aus-
gesetzt. Sonst ist dieser Garten, wie der Säch-
sische, gut unterhalten. Auch hier ist für die
Genießer gesorgt, die nicht trocken spatzieren
gehen mögen. Jn der Mitte sind Zelte auf-
geschlagen, worin man Erfrischungen haben
kann, und in den Seitenalleen irren Mädchen
umher, bey denen man den besten Willen zur
Unterhaltung findet.

Der Krongroßkammerherr, älterer Bruder
des Königs, besitzt einen Garten von Umfang,
den er nach seiner Laune, weder ganz nach
englischem, noch ganz nach französischem Ge-
schmack, angelegt hat. Zum englischen fehlen
ihm die schneckenförmigen Staudenbeete, und
die Lufthölzchen, aber die dazu gehörigen Er-
höhungen und Vertiefungen, künstlichen Fel-
sen, Obelisken, Teiche, Thürme hat er; zum
französischen fehlen lange Alleen, Hecken, Par-

terre,

hat alle Bequemlichkeiten und Unbequemlich-
keiten dieſes Geſchmacks. An beyden Seiten
ſind ſchoͤne Alleen und Hecken, die Mitte iſt
frey und den ganzen Tag uͤber der Sonne aus-
geſetzt. Sonſt iſt dieſer Garten, wie der Saͤch-
ſiſche, gut unterhalten. Auch hier iſt fuͤr die
Genießer geſorgt, die nicht trocken ſpatzieren
gehen moͤgen. Jn der Mitte ſind Zelte auf-
geſchlagen, worin man Erfriſchungen haben
kann, und in den Seitenalleen irren Maͤdchen
umher, bey denen man den beſten Willen zur
Unterhaltung findet.

Der Krongroßkammerherr, aͤlterer Bruder
des Koͤnigs, beſitzt einen Garten von Umfang,
den er nach ſeiner Laune, weder ganz nach
engliſchem, noch ganz nach franzoͤſiſchem Ge-
ſchmack, angelegt hat. Zum engliſchen fehlen
ihm die ſchneckenfoͤrmigen Staudenbeete, und
die Lufthoͤlzchen, aber die dazu gehoͤrigen Er-
hoͤhungen und Vertiefungen, kuͤnſtlichen Fel-
ſen, Obelisken, Teiche, Thuͤrme hat er; zum
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[80/0090] hat alle Bequemlichkeiten und Unbequemlich- keiten dieſes Geſchmacks. An beyden Seiten ſind ſchoͤne Alleen und Hecken, die Mitte iſt frey und den ganzen Tag uͤber der Sonne aus- geſetzt. Sonſt iſt dieſer Garten, wie der Saͤch- ſiſche, gut unterhalten. Auch hier iſt fuͤr die Genießer geſorgt, die nicht trocken ſpatzieren gehen moͤgen. Jn der Mitte ſind Zelte auf- geſchlagen, worin man Erfriſchungen haben kann, und in den Seitenalleen irren Maͤdchen umher, bey denen man den beſten Willen zur Unterhaltung findet. Der Krongroßkammerherr, aͤlterer Bruder des Koͤnigs, beſitzt einen Garten von Umfang, den er nach ſeiner Laune, weder ganz nach engliſchem, noch ganz nach franzoͤſiſchem Ge- ſchmack, angelegt hat. Zum engliſchen fehlen ihm die ſchneckenfoͤrmigen Staudenbeete, und die Lufthoͤlzchen, aber die dazu gehoͤrigen Er- hoͤhungen und Vertiefungen, kuͤnſtlichen Fel- ſen, Obelisken, Teiche, Thuͤrme hat er; zum franzoͤſiſchen fehlen lange Alleen, Hecken, Par- terre,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/90>, abgerufen am 07.05.2024.