des Wüstlings sie begehrt, begriffen, und mit die verworfensten unter den Taugenichts sind, deren hier die niedrigen Klassen eine so große Menge darbieten.
Zu dieser Gattung Mädchen gehören auch die Schauspielerinnen und Tänzerinnen, die ein so ärgerliches Leben führen, als ihre Mit- schwestern zu Paris, Venedig, Neapel und Livorno nur immer führen können. Die schö- nern, jüngern und geschicktern unter ihnen, werden gewöhnlich unterhalten, aber wenn sie ihre Unterhalter einbüßen, sinken sie sogleich in jene zweyte Klasse hinab, die überhaupt öf- ter durch den Fall der ersten Klasse, als durch die Erhebung der dritten, ersetzt und vollzäh- lig erhalten wird.
Die dritte Klasse lebt, und handelt auch wo möglich, unter den Augen einer sogenann- ten Wirthin, und hat keinen freyen Wil- len. Die Mädchen aus derselben können nicht mehr, wie die aus der zweyten, nach Gefallen Besuche machen und annehmen, noch sich eine
des Wuͤſtlings ſie begehrt, begriffen, und mit die verworfenſten unter den Taugenichts ſind, deren hier die niedrigen Klaſſen eine ſo große Menge darbieten.
Zu dieſer Gattung Maͤdchen gehoͤren auch die Schauſpielerinnen und Taͤnzerinnen, die ein ſo aͤrgerliches Leben fuͤhren, als ihre Mit- ſchweſtern zu Paris, Venedig, Neapel und Livorno nur immer fuͤhren koͤnnen. Die ſchoͤ- nern, juͤngern und geſchicktern unter ihnen, werden gewoͤhnlich unterhalten, aber wenn ſie ihre Unterhalter einbuͤßen, ſinken ſie ſogleich in jene zweyte Klaſſe hinab, die uͤberhaupt oͤf- ter durch den Fall der erſten Klaſſe, als durch die Erhebung der dritten, erſetzt und vollzaͤh- lig erhalten wird.
Die dritte Klaſſe lebt, und handelt auch wo moͤglich, unter den Augen einer ſogenann- ten Wirthin, und hat keinen freyen Wil- len. Die Maͤdchen aus derſelben koͤnnen nicht mehr, wie die aus der zweyten, nach Gefallen Beſuche machen und annehmen, noch ſich eine
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des Wuͤſtlings ſie begehrt, begriffen, und mit
die verworfenſten unter den Taugenichts ſind,
deren hier die niedrigen Klaſſen eine ſo große
Menge darbieten.
Zu dieſer Gattung Maͤdchen gehoͤren auch
die Schauſpielerinnen und Taͤnzerinnen, die
ein ſo aͤrgerliches Leben fuͤhren, als ihre Mit-
ſchweſtern zu Paris, Venedig, Neapel und
Livorno nur immer fuͤhren koͤnnen. Die ſchoͤ-
nern, juͤngern und geſchicktern unter ihnen,
werden gewoͤhnlich unterhalten, aber wenn ſie
ihre Unterhalter einbuͤßen, ſinken ſie ſogleich
in jene zweyte Klaſſe hinab, die uͤberhaupt oͤf-
ter durch den Fall der erſten Klaſſe, als durch
die Erhebung der dritten, erſetzt und vollzaͤh-
lig erhalten wird.
Die dritte Klaſſe lebt, und handelt auch
wo moͤglich, unter den Augen einer ſogenann-
ten Wirthin, und hat keinen freyen Wil-
len. Die Maͤdchen aus derſelben koͤnnen nicht
mehr, wie die aus der zweyten, nach Gefallen
Beſuche machen und annehmen, noch ſich eine
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/80>, abgerufen am 16.02.2025.
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