ten, wenn sie verheirathet, oder gar ehelichten, wenn sie unverheirathet waren. Zwey dieser Mädchen, eine Jakobowska und eine Jo- hannka, beyde sehr hübsch, die noch jetzt in der Krakauer Vorstadt wohnen und großen Zu- spruch haben, sind durch solche Abentheuer be- rühmt geworden. Jhr Glück hielt sich aber immer nur so lange, als sie ihre gewöhnliche, leichtsinnige Gemüthsart verbargen, oder als sie nicht von einem vormaligen Liebhaber zu- fällig entdeckt und verrathen wurden.
Uebrigens erhalten sich diese Mädchen un- abhängig und frey von der Botmäßigkeit einer Kupplerin. Dafür haben sie die Lohnbedien- ten in Warschau an der Hand, deren Empfeh- lung sie sich durch Geschenke, oder durch ei- nen bestimmten Antheil an ihrem Gewinnste, zu verschaffen und zu erhalten wissen. Außer diesen machen sie sich mit gewissen Kupplern, meist Juden, bekannt, die, zur Befriedigung hoher Herrschaften, in einem ewigen Treibja- gen hinter Mädchen aller Art, wie die Laune
ten, wenn ſie verheirathet, oder gar ehelichten, wenn ſie unverheirathet waren. Zwey dieſer Maͤdchen, eine Jakobowska und eine Jo- hannka, beyde ſehr huͤbſch, die noch jetzt in der Krakauer Vorſtadt wohnen und großen Zu- ſpruch haben, ſind durch ſolche Abentheuer be- ruͤhmt geworden. Jhr Gluͤck hielt ſich aber immer nur ſo lange, als ſie ihre gewoͤhnliche, leichtſinnige Gemuͤthsart verbargen, oder als ſie nicht von einem vormaligen Liebhaber zu- faͤllig entdeckt und verrathen wurden.
Uebrigens erhalten ſich dieſe Maͤdchen un- abhaͤngig und frey von der Botmaͤßigkeit einer Kupplerin. Dafuͤr haben ſie die Lohnbedien- ten in Warſchau an der Hand, deren Empfeh- lung ſie ſich durch Geſchenke, oder durch ei- nen beſtimmten Antheil an ihrem Gewinnſte, zu verſchaffen und zu erhalten wiſſen. Außer dieſen machen ſie ſich mit gewiſſen Kupplern, meiſt Juden, bekannt, die, zur Befriedigung hoher Herrſchaften, in einem ewigen Treibja- gen hinter Maͤdchen aller Art, wie die Laune
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ten, wenn ſie verheirathet, oder gar ehelichten,
wenn ſie unverheirathet waren. Zwey dieſer
Maͤdchen, eine Jakobowska und eine Jo-
hannka, beyde ſehr huͤbſch, die noch jetzt in
der Krakauer Vorſtadt wohnen und großen Zu-
ſpruch haben, ſind durch ſolche Abentheuer be-
ruͤhmt geworden. Jhr Gluͤck hielt ſich aber
immer nur ſo lange, als ſie ihre gewoͤhnliche,
leichtſinnige Gemuͤthsart verbargen, oder als
ſie nicht von einem vormaligen Liebhaber zu-
faͤllig entdeckt und verrathen wurden.
Uebrigens erhalten ſich dieſe Maͤdchen un-
abhaͤngig und frey von der Botmaͤßigkeit einer
Kupplerin. Dafuͤr haben ſie die Lohnbedien-
ten in Warſchau an der Hand, deren Empfeh-
lung ſie ſich durch Geſchenke, oder durch ei-
nen beſtimmten Antheil an ihrem Gewinnſte,
zu verſchaffen und zu erhalten wiſſen. Außer
dieſen machen ſie ſich mit gewiſſen Kupplern,
meiſt Juden, bekannt, die, zur Befriedigung
hoher Herrſchaften, in einem ewigen Treibja-
gen hinter Maͤdchen aller Art, wie die Laune
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/79>, abgerufen am 16.02.2025.
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