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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Wagen samt den jungen Pferden gegen einen
alten Whisky, samt abgejagten Pferden, mit
Nachschuß einer beträchtlichen Anzahl von Du-
katen, vertauscht habe. Einem unserer Tisch-
genossen, einem verständigen Edelmann, sagte
er, mit allen Bewegungen des Unwillens,
noch etwas ins Ohr.

Nach etlichen Tagen erschien der junge
Mann abermals in einem neuen Wagen, mit
andern Pferden, und er erzählte selbst mit
großem Wohlgefallen, daß er seinen Whisky
an einem andern Wagen, der ihm im Sprunge
begegnet, zusammen gefahren habe. Diesen
Tag hatte er auch seine polnische Kleidung ab-
gelegt und trug sich französisch. Er war da-
durch in die Klasse der ganz neuen Polen ge-
treten, hatte aber sein sonst nicht unvortheil-
haftes Aeußere in eine unleidlich-steife, ge-
spannte Puppengestalt verwandelt. Kein ein-
ziges Kleidungsstück saß, wie es hätte sitzen
sollen, vom Schuh bis zum Haarbeutel. Die-
ser hatte, seines kurzen Haares wegen, das er

Wagen ſamt den jungen Pferden gegen einen
alten Whisky, ſamt abgejagten Pferden, mit
Nachſchuß einer betraͤchtlichen Anzahl von Du-
katen, vertauſcht habe. Einem unſerer Tiſch-
genoſſen, einem verſtaͤndigen Edelmann, ſagte
er, mit allen Bewegungen deſ Unwillens,
noch etwas ins Ohr.

Nach etlichen Tagen erſchien der junge
Mann abermals in einem neuen Wagen, mit
andern Pferden, und er erzaͤhlte ſelbſt mit
großem Wohlgefallen, daß er ſeinen Whisky
an einem andern Wagen, der ihm im Sprunge
begegnet, zuſammen gefahren habe. Dieſen
Tag hatte er auch ſeine polniſche Kleidung ab-
gelegt und trug ſich franzoͤſiſch. Er war da-
durch in die Klaſſe der ganz neuen Polen ge-
treten, hatte aber ſein ſonſt nicht unvortheil-
hafteſ Aeußere in eine unleidlich-ſteife, ge-
ſpannte Puppengeſtalt verwandelt. Kein ein-
ziges Kleidungsſtuͤck ſaß, wie eſ haͤtte ſitzen
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ſer hatte, ſeines kurzen Haares wegen, das er

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[15/0025] Wagen ſamt den jungen Pferden gegen einen alten Whisky, ſamt abgejagten Pferden, mit Nachſchuß einer betraͤchtlichen Anzahl von Du- katen, vertauſcht habe. Einem unſerer Tiſch- genoſſen, einem verſtaͤndigen Edelmann, ſagte er, mit allen Bewegungen deſ Unwillens, noch etwas ins Ohr. Nach etlichen Tagen erſchien der junge Mann abermals in einem neuen Wagen, mit andern Pferden, und er erzaͤhlte ſelbſt mit großem Wohlgefallen, daß er ſeinen Whisky an einem andern Wagen, der ihm im Sprunge begegnet, zuſammen gefahren habe. Dieſen Tag hatte er auch ſeine polniſche Kleidung ab- gelegt und trug ſich franzoͤſiſch. Er war da- durch in die Klaſſe der ganz neuen Polen ge- treten, hatte aber ſein ſonſt nicht unvortheil- hafteſ Aeußere in eine unleidlich-ſteife, ge- ſpannte Puppengeſtalt verwandelt. Kein ein- ziges Kleidungsſtuͤck ſaß, wie eſ haͤtte ſitzen ſollen, vom Schuh bis zum Haarbeutel. Die- ſer hatte, ſeines kurzen Haares wegen, das er

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/25>, abgerufen am 21.11.2024.