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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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zen Cirkel der Bekanntschaft an Kindern bey-
derley Geschlechts vorhanden ist, eingeladen
wird. Die Veranstaltungen dazu sind nicht kin-
derhaft. Es werden große Gesellschaften Er-
wachsener dazu eingeladen; eben die großen
Säle, auf denen jene glänzen, werden für die
Kinder hergegeben; man erquickt sie bey ihren
schweren Arbeiten, mit Limonade, Punsch und
andern eß- und trinkbaren Sachen, wie jene;
kein Kron- kein Wandleuchter wird weniger
angezündet, kein Bedienter ist weniger in Be-
wegung. Man kleidet die kleinen Tänzerinnen
und Tänzer mit einem Luxus, der dem Luxus
der großen nichts nachgiebt. Die anwesenden
Männer lassen die Mädchen fühlen und hören,
wie schön sie sind, und die Weiber nehmen
eben dieß Geschäft bey den Knaben auf sich.
Die Kinder unter einander behandeln sich mit
einer Galanterie, und die Mädchen besonders
benehmen sich mit einer natürlichen Koketterie,
die der durchdachten wenig nachgiebt, und den
Müttern, die sich in ihren Töchtern verjüngt

zen Cirkel der Bekanntſchaft an Kindern bey-
derley Geſchlechts vorhanden iſt, eingeladen
wird. Die Veranſtaltungen dazu ſind nicht kin-
derhaft. Es werden große Geſellſchaften Er-
wachſener dazu eingeladen; eben die großen
Saͤle, auf denen jene glaͤnzen, werden fuͤr die
Kinder hergegeben; man erquickt ſie bey ihren
ſchweren Arbeiten, mit Limonade, Punſch und
andern eß- und trinkbaren Sachen, wie jene;
kein Kron- kein Wandleuchter wird weniger
angezuͤndet, kein Bedienter iſt weniger in Be-
wegung. Man kleidet die kleinen Taͤnzerinnen
und Taͤnzer mit einem Luxus, der dem Luxus
der großen nichts nachgiebt. Die anweſenden
Maͤnner laſſen die Maͤdchen fuͤhlen und hoͤren,
wie ſchoͤn ſie ſind, und die Weiber nehmen
eben dieß Geſchaͤft bey den Knaben auf ſich.
Die Kinder unter einander behandeln ſich mit
einer Galanterie, und die Maͤdchen beſonders
benehmen ſich mit einer natuͤrlichen Koketterie,
die der durchdachten wenig nachgiebt, und den
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[213/0223] zen Cirkel der Bekanntſchaft an Kindern bey- derley Geſchlechts vorhanden iſt, eingeladen wird. Die Veranſtaltungen dazu ſind nicht kin- derhaft. Es werden große Geſellſchaften Er- wachſener dazu eingeladen; eben die großen Saͤle, auf denen jene glaͤnzen, werden fuͤr die Kinder hergegeben; man erquickt ſie bey ihren ſchweren Arbeiten, mit Limonade, Punſch und andern eß- und trinkbaren Sachen, wie jene; kein Kron- kein Wandleuchter wird weniger angezuͤndet, kein Bedienter iſt weniger in Be- wegung. Man kleidet die kleinen Taͤnzerinnen und Taͤnzer mit einem Luxus, der dem Luxus der großen nichts nachgiebt. Die anweſenden Maͤnner laſſen die Maͤdchen fuͤhlen und hoͤren, wie ſchoͤn ſie ſind, und die Weiber nehmen eben dieß Geſchaͤft bey den Knaben auf ſich. Die Kinder unter einander behandeln ſich mit einer Galanterie, und die Maͤdchen beſonders benehmen ſich mit einer natuͤrlichen Koketterie, die der durchdachten wenig nachgiebt, und den Muͤttern, die ſich in ihren Toͤchtern verjuͤngt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/223>, abgerufen am 26.11.2024.