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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Kinne bauscht und es halb versteckt, ein aben-
teuerlich gesticktes oder gemaltes, nur bis an
die Hüften reichendes, Gillet, einen langen,
schweifartig und spitzig zwischen die Beine
hineinfallenden Frack mit hoher, schmaler Taille
und einem, flach auf den Schultern liegenden,
Kragen, ein paar hoch über die Hüften her-
auf und bis zu den Knöcheln hinabfallende,
eng anschließende Pantalons und pantoffelartige
Bänderschuhe ohne Laschen. Das Ganze vol-
lenden zwey rasselnde, mit mächtigen Schlüs-
seln und Petschaften behängte, goldene Uhr-
ketten, und ein dicker, knotiger, gebeitzter Knit-
tel, der abwechselnd aus einer Hand in die
andre geworfen und beständig in einer zuschla-
genden Bewegung erhalten wird.

Die ernsthaften Beschäftigungen der galan-
ten Welt mit sich selbst, erlauben ihr fast gar
nicht an ihre Kinder zu denken und sich um
ihre Erziehung zu bekümmern. Sie werden
von der Geburt an fremden Leuten überlassen,
die zwar vortreflich bezahlt und unterhalten

Kinne bauſcht und es halb verſteckt, ein aben-
teuerlich geſticktes oder gemaltes, nur bis an
die Huͤften reichendes, Gillet, einen langen,
ſchweifartig und ſpitzig zwiſchen die Beine
hineinfallenden Frack mit hoher, ſchmaler Taille
und einem, flach auf den Schultern liegenden,
Kragen, ein paar hoch uͤber die Huͤften her-
auf und bis zu den Knoͤcheln hinabfallende,
eng anſchließende Pantalons und pantoffelartige
Baͤnderſchuhe ohne Laſchen. Das Ganze vol-
lenden zwey raſſelnde, mit maͤchtigen Schluͤſ-
ſeln und Petſchaften behaͤngte, goldene Uhr-
ketten, und ein dicker, knotiger, gebeitzter Knit-
tel, der abwechſelnd aus einer Hand in die
andre geworfen und beſtaͤndig in einer zuſchla-
genden Bewegung erhalten wird.

Die ernſthaften Beſchaͤftigungen der galan-
ten Welt mit ſich ſelbſt, erlauben ihr faſt gar
nicht an ihre Kinder zu denken und ſich um
ihre Erziehung zu bekuͤmmern. Sie werden
von der Geburt an fremden Leuten uͤberlaſſen,
die zwar vortreflich bezahlt und unterhalten

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[204/0214] Kinne bauſcht und es halb verſteckt, ein aben- teuerlich geſticktes oder gemaltes, nur bis an die Huͤften reichendes, Gillet, einen langen, ſchweifartig und ſpitzig zwiſchen die Beine hineinfallenden Frack mit hoher, ſchmaler Taille und einem, flach auf den Schultern liegenden, Kragen, ein paar hoch uͤber die Huͤften her- auf und bis zu den Knoͤcheln hinabfallende, eng anſchließende Pantalons und pantoffelartige Baͤnderſchuhe ohne Laſchen. Das Ganze vol- lenden zwey raſſelnde, mit maͤchtigen Schluͤſ- ſeln und Petſchaften behaͤngte, goldene Uhr- ketten, und ein dicker, knotiger, gebeitzter Knit- tel, der abwechſelnd aus einer Hand in die andre geworfen und beſtaͤndig in einer zuſchla- genden Bewegung erhalten wird. Die ernſthaften Beſchaͤftigungen der galan- ten Welt mit ſich ſelbſt, erlauben ihr faſt gar nicht an ihre Kinder zu denken und ſich um ihre Erziehung zu bekuͤmmern. Sie werden von der Geburt an fremden Leuten uͤberlaſſen, die zwar vortreflich bezahlt und unterhalten

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/214>, abgerufen am 02.05.2024.