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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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tionalkleid und Frack, gestutztes Haar und
Frisur, Mütze oder Hut, jedes, wie es sich
zu dem andern schickt, zu tragen; sondern man
vermischt alles auf eine widersinnige Art. Man
sieht häufig jüngere und ältere Leute von den
höhern Klassen runden Hut, gestutztes Haar,
Charivari, englischen Frack und französischen
Degen; oder polnischen Säbel, französisches
Kleid, gestickte Weste, Haarbeutel, Chapeau-
bas, Beinkleid von Nanking und englische
Klappenstiefel: oder endlich englischen Frack,
Gillet, lederne Beinkleider, Schuhe mit Bän-
dern, rund herum in Locken gelegtes Haar
und obendrauf die polnische viereckigte Mütze
tragen: Abstiche, die hier nicht auffallen, ob
sie gleich die allerhöchste Nachläßigkeit und Ge-
schmacklosigkeit verrathen. Die Stutzer nach
der neuesten Mode tragen jetzt (im May 1793)
einen kleinen runden Hut mit hohem, spitzigen
Kopfe, das Haar rund um den Kopf in schwe-
bende Löckchen gelegt, ein dickes, buntes Hals-
tuch mit ungeheurem Quast, das unter dem

tionalkleid und Frack, geſtutztes Haar und
Friſur, Muͤtze oder Hut, jedes, wie es ſich
zu dem andern ſchickt, zu tragen; ſondern man
vermiſcht alles auf eine widerſinnige Art. Man
ſieht haͤufig juͤngere und aͤltere Leute von den
hoͤhern Klaſſen runden Hut, geſtutztes Haar,
Charivari, engliſchen Frack und franzoͤſiſchen
Degen; oder polniſchen Saͤbel, franzoͤſiſches
Kleid, geſtickte Weſte, Haarbeutel, Chapeau-
bas, Beinkleid von Nanking und engliſche
Klappenſtiefel: oder endlich engliſchen Frack,
Gillet, lederne Beinkleider, Schuhe mit Baͤn-
dern, rund herum in Locken gelegtes Haar
und obendrauf die polniſche viereckigte Muͤtze
tragen: Abſtiche, die hier nicht auffallen, ob
ſie gleich die allerhoͤchſte Nachlaͤßigkeit und Ge-
ſchmackloſigkeit verrathen. Die Stutzer nach
der neueſten Mode tragen jetzt (im May 1793)
einen kleinen runden Hut mit hohem, ſpitzigen
Kopfe, das Haar rund um den Kopf in ſchwe-
bende Loͤckchen gelegt, ein dickes, buntes Hals-
tuch mit ungeheurem Quaſt, das unter dem

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[203/0213] tionalkleid und Frack, geſtutztes Haar und Friſur, Muͤtze oder Hut, jedes, wie es ſich zu dem andern ſchickt, zu tragen; ſondern man vermiſcht alles auf eine widerſinnige Art. Man ſieht haͤufig juͤngere und aͤltere Leute von den hoͤhern Klaſſen runden Hut, geſtutztes Haar, Charivari, engliſchen Frack und franzoͤſiſchen Degen; oder polniſchen Saͤbel, franzoͤſiſches Kleid, geſtickte Weſte, Haarbeutel, Chapeau- bas, Beinkleid von Nanking und engliſche Klappenſtiefel: oder endlich engliſchen Frack, Gillet, lederne Beinkleider, Schuhe mit Baͤn- dern, rund herum in Locken gelegtes Haar und obendrauf die polniſche viereckigte Muͤtze tragen: Abſtiche, die hier nicht auffallen, ob ſie gleich die allerhoͤchſte Nachlaͤßigkeit und Ge- ſchmackloſigkeit verrathen. Die Stutzer nach der neueſten Mode tragen jetzt (im May 1793) einen kleinen runden Hut mit hohem, ſpitzigen Kopfe, das Haar rund um den Kopf in ſchwe- bende Loͤckchen gelegt, ein dickes, buntes Hals- tuch mit ungeheurem Quaſt, das unter dem

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/213>, abgerufen am 02.05.2024.