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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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chen Sinne, gefaßt werden können. Welche
trefliche Entschuldigung für Richter und Bey-
sitzer, die an sich nicht zu ernsthaften Arbeiten
gewöhnt sind, wenn sie sich nicht um sie be-
kümmern! Welch ein Feld für die Chikane
und Rabbulisterey der Advokaten!

Diese letztre Menschenklasse kann leicht eine
der verworfensten in Polen seyn. Ungern mag
ich über Tugenden und Laster ganzer Klassen
absprechen, aber von dieser bin ich sehr ver-
sucht, zu behaupten, sie sey so schlecht, daß
das ganze Lob, das man Einzelnen, die eine
Ausnahme machen dürften, geben könnte, die-
ses wäre: daß sie minder schlecht sind, als
die übrigen.

Jhr Studium der Rechte (man erlaube mir
einmal diesen viel zu edlen Ausdruck) treiben
sie wie ein Handwerk, so wie sie selbst eine
Art von Zunft bilden. Ein junger Mensch,
der Advokat werden will, lernt schreiben und
Lateinisch auf den gewöhnlichen Schulen. Kann
er dieß mit einiger Fertigkeit, so sucht er bey

chen Sinne, gefaßt werden koͤnnen. Welche
trefliche Entſchuldigung fuͤr Richter und Bey-
ſitzer, die an ſich nicht zu ernſthaften Arbeiten
gewoͤhnt ſind, wenn ſie ſich nicht um ſie be-
kuͤmmern! Welch ein Feld fuͤr die Chikane
und Rabbuliſterey der Advokaten!

Dieſe letztre Menſchenklaſſe kann leicht eine
der verworfenſten in Polen ſeyn. Ungern mag
ich uͤber Tugenden und Laſter ganzer Klaſſen
abſprechen, aber von dieſer bin ich ſehr ver-
ſucht, zu behaupten, ſie ſey ſo ſchlecht, daß
das ganze Lob, das man Einzelnen, die eine
Ausnahme machen duͤrften, geben koͤnnte, die-
ſes waͤre: daß ſie minder ſchlecht ſind, als
die uͤbrigen.

Jhr Studium der Rechte (man erlaube mir
einmal dieſen viel zu edlen Ausdruck) treiben
ſie wie ein Handwerk, ſo wie ſie ſelbſt eine
Art von Zunft bilden. Ein junger Menſch,
der Advokat werden will, lernt ſchreiben und
Lateiniſch auf den gewoͤhnlichen Schulen. Kann
er dieß mit einiger Fertigkeit, ſo ſucht er bey

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[182/0192] chen Sinne, gefaßt werden koͤnnen. Welche trefliche Entſchuldigung fuͤr Richter und Bey- ſitzer, die an ſich nicht zu ernſthaften Arbeiten gewoͤhnt ſind, wenn ſie ſich nicht um ſie be- kuͤmmern! Welch ein Feld fuͤr die Chikane und Rabbuliſterey der Advokaten! Dieſe letztre Menſchenklaſſe kann leicht eine der verworfenſten in Polen ſeyn. Ungern mag ich uͤber Tugenden und Laſter ganzer Klaſſen abſprechen, aber von dieſer bin ich ſehr ver- ſucht, zu behaupten, ſie ſey ſo ſchlecht, daß das ganze Lob, das man Einzelnen, die eine Ausnahme machen duͤrften, geben koͤnnte, die- ſes waͤre: daß ſie minder ſchlecht ſind, als die uͤbrigen. Jhr Studium der Rechte (man erlaube mir einmal dieſen viel zu edlen Ausdruck) treiben ſie wie ein Handwerk, ſo wie ſie ſelbſt eine Art von Zunft bilden. Ein junger Menſch, der Advokat werden will, lernt ſchreiben und Lateiniſch auf den gewoͤhnlichen Schulen. Kann er dieß mit einiger Fertigkeit, ſo ſucht er bey

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/192>, abgerufen am 21.11.2024.