Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

nur fordern kann, leistete diese elegante kleine
Gesellschaft. Es war eines von den niedlichen
Stücken des Favart, das man gab, dessen
Titel mir aber entfallen ist. Die Bühne selbst
war sehr geschmackvoll verziert und vortreflich
bedient, und des Grafen werth, der mehrere
Jahre hindurch Unternehmer des hiesigen
Schauspiels war, eh' er zu seiner gegenwärti-
gen Lage, die er großentheils der Gutmüthig-
keit des Königs zu danken hat, hinauf stieg.

Ueber den Zustand der Schauspielkunst
selbst, mache ich weiter unten einige Anmer-
kungen.

Das Spiel ist der hiesigen feinen Welt
so sehr Bedürfniß, als irgend einer andern,
und vielleicht hängt man nirgendwo demselben
mit soviel Begierde, Leichtsinn und Verschwen-
dung nach; und es ist eine Ursach mehr von
den zerrütteten Vermögensumständen vieler gro-
ßen Häuser. Außer den überall gewöhnlichen
Gesellschaftsspielen, sind alle nur bekannte Zu-
fallsspiele hier gäng' und gebe. Jene werden

nur fordern kann, leiſtete dieſe elegante kleine
Geſellſchaft. Es war eines von den niedlichen
Stuͤcken des Favart, das man gab, deſſen
Titel mir aber entfallen iſt. Die Buͤhne ſelbſt
war ſehr geſchmackvoll verziert und vortreflich
bedient, und des Grafen werth, der mehrere
Jahre hindurch Unternehmer des hieſigen
Schauſpiels war, eh' er zu ſeiner gegenwaͤrti-
gen Lage, die er großentheils der Gutmuͤthig-
keit des Koͤnigs zu danken hat, hinauf ſtieg.

Ueber den Zuſtand der Schauſpielkunſt
ſelbſt, mache ich weiter unten einige Anmer-
kungen.

Das Spiel iſt der hieſigen feinen Welt
ſo ſehr Beduͤrfniß, als irgend einer andern,
und vielleicht haͤngt man nirgendwo demſelben
mit ſoviel Begierde, Leichtſinn und Verſchwen-
dung nach; und es iſt eine Urſach mehr von
den zerruͤtteten Vermoͤgensumſtaͤnden vieler gro-
ßen Haͤuſer. Außer den uͤberall gewoͤhnlichen
Geſellſchaftsſpielen, ſind alle nur bekannte Zu-
fallsſpiele hier gaͤng' und gebe. Jene werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="8"/>
nur fordern kann, lei&#x017F;tete die&#x017F;e elegante kleine<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Es war eines von den niedlichen<lb/>
Stu&#x0364;cken des <hi rendition="#g">Favart</hi>, das man gab, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Titel mir aber entfallen i&#x017F;t. Die Bu&#x0364;hne &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
war &#x017F;ehr ge&#x017F;chmackvoll verziert und vortreflich<lb/>
bedient, und des Grafen werth, der mehrere<lb/>
Jahre hindurch Unternehmer des hie&#x017F;igen<lb/>
Schau&#x017F;piels war, eh' er zu &#x017F;einer gegenwa&#x0364;rti-<lb/>
gen Lage, die er großentheils der Gutmu&#x0364;thig-<lb/>
keit des Ko&#x0364;nigs zu danken hat, hinauf &#x017F;tieg.</p><lb/>
        <p>Ueber den Zu&#x017F;tand der Schau&#x017F;pielkun&#x017F;t<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, mache ich weiter unten einige Anmer-<lb/>
kungen.</p><lb/>
        <p>Das <hi rendition="#g">Spiel</hi> i&#x017F;t der hie&#x017F;igen feinen Welt<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr Bedu&#x0364;rfniß, als irgend einer andern,<lb/>
und vielleicht ha&#x0364;ngt man nirgendwo dem&#x017F;elben<lb/>
mit &#x017F;oviel Begierde, Leicht&#x017F;inn und Ver&#x017F;chwen-<lb/>
dung nach; und es i&#x017F;t eine Ur&#x017F;ach mehr von<lb/>
den zerru&#x0364;tteten Vermo&#x0364;gensum&#x017F;ta&#x0364;nden vieler gro-<lb/>
ßen Ha&#x0364;u&#x017F;er. Außer den u&#x0364;berall gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafts&#x017F;pielen, &#x017F;ind alle nur bekannte Zu-<lb/>
falls&#x017F;piele hier ga&#x0364;ng' und gebe. Jene werden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] nur fordern kann, leiſtete dieſe elegante kleine Geſellſchaft. Es war eines von den niedlichen Stuͤcken des Favart, das man gab, deſſen Titel mir aber entfallen iſt. Die Buͤhne ſelbſt war ſehr geſchmackvoll verziert und vortreflich bedient, und des Grafen werth, der mehrere Jahre hindurch Unternehmer des hieſigen Schauſpiels war, eh' er zu ſeiner gegenwaͤrti- gen Lage, die er großentheils der Gutmuͤthig- keit des Koͤnigs zu danken hat, hinauf ſtieg. Ueber den Zuſtand der Schauſpielkunſt ſelbſt, mache ich weiter unten einige Anmer- kungen. Das Spiel iſt der hieſigen feinen Welt ſo ſehr Beduͤrfniß, als irgend einer andern, und vielleicht haͤngt man nirgendwo demſelben mit ſoviel Begierde, Leichtſinn und Verſchwen- dung nach; und es iſt eine Urſach mehr von den zerruͤtteten Vermoͤgensumſtaͤnden vieler gro- ßen Haͤuſer. Außer den uͤberall gewoͤhnlichen Geſellſchaftsſpielen, ſind alle nur bekannte Zu- fallsſpiele hier gaͤng' und gebe. Jene werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/18
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/18>, abgerufen am 21.11.2024.