Messe, der Reichstag. Die Beschlüsse, die er gefaßt hat, heißen Konstitutionen.
Während des Laufes dieser Geschäfte, bie- ten die unbedeutendsten Dinge zu Streitigkei- ten, mithin zur Verlängerung und Verwirrung derselben, Gelegenheit dar. Hat z. B. der Kö- nig den Tag bestimmt, wo er die feyerliche Aufwartung der Reichsboten annehmen will, so verlangt wohl einer oder mehrere, daß erst andre Dinge vorgenommen und abgethan wer- den sollen, und über diese Chikane verlaufen mehrere Tage; bey Vorlesung der "pacta con- venta" erheben sich Streitigkeiten, dadurch veranlaßt, daß Reichsboten behaupten, der König habe sie nicht pünktlich gehalten, man müsse ihn dazu ermahnen; die Gegenstände, die zur Verhandlung dargelegt werden, erre- gen Mißverständnisse und Spaltungen, welche Zerreissung des Reichstags drohen; die Wahl des immerwährenden Raths erregt heftige Auf- tritte, und dessen Operationen seit dem letzten Reichstage, noch heftigere; die Abfassung der
Meſſe, der Reichstag. Die Beſchluͤſſe, die er gefaßt hat, heißen Konſtitutionen.
Waͤhrend des Laufes dieſer Geſchaͤfte, bie- ten die unbedeutendſten Dinge zu Streitigkei- ten, mithin zur Verlaͤngerung und Verwirrung derſelben, Gelegenheit dar. Hat z. B. der Koͤ- nig den Tag beſtimmt, wo er die feyerliche Aufwartung der Reichsboten annehmen will, ſo verlangt wohl einer oder mehrere, daß erſt andre Dinge vorgenommen und abgethan wer- den ſollen, und uͤber dieſe Chikane verlaufen mehrere Tage; bey Vorleſung der „pacta con- venta“ erheben ſich Streitigkeiten, dadurch veranlaßt, daß Reichsboten behaupten, der Koͤnig habe ſie nicht puͤnktlich gehalten, man muͤſſe ihn dazu ermahnen; die Gegenſtaͤnde, die zur Verhandlung dargelegt werden, erre- gen Mißverſtaͤndniſſe und Spaltungen, welche Zerreiſſung des Reichstags drohen; die Wahl des immerwaͤhrenden Raths erregt heftige Auf- tritte, und deſſen Operationen ſeit dem letzten Reichstage, noch heftigere; die Abfaſſung der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0159"n="149"/>
Meſſe, der Reichstag. Die Beſchluͤſſe, die er<lb/>
gefaßt hat, heißen Konſtitutionen.</p><lb/><p>Waͤhrend des Laufes dieſer Geſchaͤfte, bie-<lb/>
ten die unbedeutendſten Dinge zu Streitigkei-<lb/>
ten, mithin zur Verlaͤngerung und Verwirrung<lb/>
derſelben, Gelegenheit dar. Hat z. B. der Koͤ-<lb/>
nig den Tag beſtimmt, wo er die feyerliche<lb/>
Aufwartung der Reichsboten annehmen will,<lb/>ſo verlangt wohl einer oder mehrere, daß erſt<lb/>
andre Dinge vorgenommen und abgethan wer-<lb/>
den ſollen, und uͤber dieſe Chikane verlaufen<lb/>
mehrere Tage; bey Vorleſung der <hirendition="#aq">„pacta con-<lb/>
venta“</hi> erheben ſich Streitigkeiten, dadurch<lb/>
veranlaßt, daß Reichsboten behaupten, der<lb/>
Koͤnig habe ſie nicht puͤnktlich gehalten, man<lb/>
muͤſſe ihn dazu ermahnen; die Gegenſtaͤnde,<lb/>
die zur Verhandlung dargelegt werden, erre-<lb/>
gen Mißverſtaͤndniſſe und Spaltungen, welche<lb/>
Zerreiſſung des Reichstags drohen; die Wahl<lb/>
des immerwaͤhrenden Raths erregt heftige Auf-<lb/>
tritte, und deſſen Operationen ſeit dem letzten<lb/>
Reichstage, noch heftigere; die Abfaſſung der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[149/0159]
Meſſe, der Reichstag. Die Beſchluͤſſe, die er
gefaßt hat, heißen Konſtitutionen.
Waͤhrend des Laufes dieſer Geſchaͤfte, bie-
ten die unbedeutendſten Dinge zu Streitigkei-
ten, mithin zur Verlaͤngerung und Verwirrung
derſelben, Gelegenheit dar. Hat z. B. der Koͤ-
nig den Tag beſtimmt, wo er die feyerliche
Aufwartung der Reichsboten annehmen will,
ſo verlangt wohl einer oder mehrere, daß erſt
andre Dinge vorgenommen und abgethan wer-
den ſollen, und uͤber dieſe Chikane verlaufen
mehrere Tage; bey Vorleſung der „pacta con-
venta“ erheben ſich Streitigkeiten, dadurch
veranlaßt, daß Reichsboten behaupten, der
Koͤnig habe ſie nicht puͤnktlich gehalten, man
muͤſſe ihn dazu ermahnen; die Gegenſtaͤnde,
die zur Verhandlung dargelegt werden, erre-
gen Mißverſtaͤndniſſe und Spaltungen, welche
Zerreiſſung des Reichstags drohen; die Wahl
des immerwaͤhrenden Raths erregt heftige Auf-
tritte, und deſſen Operationen ſeit dem letzten
Reichstage, noch heftigere; die Abfaſſung der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/159>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.