Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

auch nicht zugelassen werden würden. Ein ge-
setzliches Mittel dagegen hat der König in
Händen, der sogleich einen neuen Landtag aus-
schreiben kann; ungesetzlich ist dieß, daß die
Partey, welche die stärkste ist, Gewalt zeigt
und durch Furcht die Widersprecher im Zaum
hält. Uebrigens thut es den Geschäften des
Reichstages selbst keinen Eintrag, wenn auch
die Boten einiger Woiwodschaften oder Bezirke
ausbleiben. Die Gegenwärtigen verfügen für
die Abwesenden, und diesen bleibt es unbe-
nommen, den Beschlüssen des Reichstages,
auf den Relations-Landtagen, die nach dem-
selben gehalten werden, beyzutreten. Gewiß
ist indessen, daß, wenn der größeste Theil der
Boten am Reichstage fehlte, dieser, wo nicht
ganz vergeblich, doch wenigstens nicht im
Stande wäre, Dinge von allgemeiner Wich-
tigkeit zu beschließen, die sodann bis zu einem
neuen, an welchem mehr Boten erscheinen,
ausgesetzt werden müßten.

auch nicht zugelaſſen werden wuͤrden. Ein ge-
ſetzliches Mittel dagegen hat der Koͤnig in
Haͤnden, der ſogleich einen neuen Landtag aus-
ſchreiben kann; ungeſetzlich iſt dieß, daß die
Partey, welche die ſtaͤrkſte iſt, Gewalt zeigt
und durch Furcht die Widerſprecher im Zaum
haͤlt. Uebrigens thut es den Geſchaͤften des
Reichstages ſelbſt keinen Eintrag, wenn auch
die Boten einiger Woiwodſchaften oder Bezirke
ausbleiben. Die Gegenwaͤrtigen verfuͤgen fuͤr
die Abweſenden, und dieſen bleibt es unbe-
nommen, den Beſchluͤſſen des Reichstages,
auf den Relations-Landtagen, die nach dem-
ſelben gehalten werden, beyzutreten. Gewiß
iſt indeſſen, daß, wenn der groͤßeſte Theil der
Boten am Reichstage fehlte, dieſer, wo nicht
ganz vergeblich, doch wenigſtens nicht im
Stande waͤre, Dinge von allgemeiner Wich-
tigkeit zu beſchließen, die ſodann bis zu einem
neuen, an welchem mehr Boten erſcheinen,
ausgeſetzt werden muͤßten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="134"/>
auch nicht zugela&#x017F;&#x017F;en werden wu&#x0364;rden. Ein ge-<lb/>
&#x017F;etzliches Mittel dagegen hat der Ko&#x0364;nig in<lb/>
Ha&#x0364;nden, der &#x017F;ogleich einen neuen Landtag aus-<lb/>
&#x017F;chreiben kann; unge&#x017F;etzlich i&#x017F;t dieß, daß die<lb/>
Partey, welche die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te i&#x017F;t, Gewalt zeigt<lb/>
und durch Furcht die Wider&#x017F;precher im Zaum<lb/>
ha&#x0364;lt. Uebrigens thut es den Ge&#x017F;cha&#x0364;ften des<lb/>
Reichstages &#x017F;elb&#x017F;t keinen Eintrag, wenn auch<lb/>
die Boten einiger Woiwod&#x017F;chaften oder Bezirke<lb/>
ausbleiben. Die Gegenwa&#x0364;rtigen verfu&#x0364;gen fu&#x0364;r<lb/>
die Abwe&#x017F;enden, und die&#x017F;en bleibt es unbe-<lb/>
nommen, den Be&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des Reichstages,<lb/>
auf den Relations-Landtagen, die nach dem-<lb/>
&#x017F;elben gehalten werden, beyzutreten. Gewiß<lb/>
i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en, daß, wenn der gro&#x0364;ße&#x017F;te Theil der<lb/>
Boten am Reichstage fehlte, die&#x017F;er, wo nicht<lb/>
ganz vergeblich, doch wenig&#x017F;tens nicht im<lb/>
Stande wa&#x0364;re, Dinge von allgemeiner Wich-<lb/>
tigkeit zu be&#x017F;chließen, die &#x017F;odann bis zu einem<lb/>
neuen, an welchem mehr Boten er&#x017F;cheinen,<lb/>
ausge&#x017F;etzt werden mu&#x0364;ßten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0144] auch nicht zugelaſſen werden wuͤrden. Ein ge- ſetzliches Mittel dagegen hat der Koͤnig in Haͤnden, der ſogleich einen neuen Landtag aus- ſchreiben kann; ungeſetzlich iſt dieß, daß die Partey, welche die ſtaͤrkſte iſt, Gewalt zeigt und durch Furcht die Widerſprecher im Zaum haͤlt. Uebrigens thut es den Geſchaͤften des Reichstages ſelbſt keinen Eintrag, wenn auch die Boten einiger Woiwodſchaften oder Bezirke ausbleiben. Die Gegenwaͤrtigen verfuͤgen fuͤr die Abweſenden, und dieſen bleibt es unbe- nommen, den Beſchluͤſſen des Reichstages, auf den Relations-Landtagen, die nach dem- ſelben gehalten werden, beyzutreten. Gewiß iſt indeſſen, daß, wenn der groͤßeſte Theil der Boten am Reichstage fehlte, dieſer, wo nicht ganz vergeblich, doch wenigſtens nicht im Stande waͤre, Dinge von allgemeiner Wich- tigkeit zu beſchließen, die ſodann bis zu einem neuen, an welchem mehr Boten erſcheinen, ausgeſetzt werden muͤßten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/144
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/144>, abgerufen am 07.05.2024.