daß er seinen Plan nicht durchsehe, und wollte er nur dessen Einfluß nutzen, bis der Moment der Wahl entschiede? Oder endlich, waren alle dahin überein gekommen, daß man für die drey Kandidaten gleichmäßig arbeiten wolle, damit die Nation, wenn sie auch gegen den einen oder den andern minder günstig gesinnt wäre, doch Einen davon wählen, und solcher- gestalt den Plan der Familie ausführen müßte? -- Jch gestehe, daß ich zwar auf alle diese Fragen kein bedingtes Ja oder Nein sagen kann, daß sie aber, zusammen genommen, gewiß den Gang und die Beschaffenheit der Entwürfe und Verhältnisse dieser Partey einschließen. Uebrigens traue ich dem Großkanzler Czarto- ryski selbst Kälte genug zu, sich nicht für ei- nen der drey Kandidaten, etwa aus herzlichem Hange, mehr verwandt zu haben, als für den andern, und Klugheit und Einfluß genug, beyde Neffen und seinen Bruder so weit zu bringen, daß sie es sich gleich seyn ließen, wer von ihnen dreyen König würde, wenn nur ihre
daß er ſeinen Plan nicht durchſehe, und wollte er nur deſſen Einfluß nutzen, bis der Moment der Wahl entſchiede? Oder endlich, waren alle dahin uͤberein gekommen, daß man fuͤr die drey Kandidaten gleichmaͤßig arbeiten wolle, damit die Nation, wenn ſie auch gegen den einen oder den andern minder guͤnſtig geſinnt waͤre, doch Einen davon waͤhlen, und ſolcher- geſtalt den Plan der Familie ausfuͤhren muͤßte? — Jch geſtehe, daß ich zwar auf alle dieſe Fragen kein bedingtes Ja oder Nein ſagen kann, daß ſie aber, zuſammen genommen, gewiß den Gang und die Beſchaffenheit der Entwuͤrfe und Verhaͤltniſſe dieſer Partey einſchließen. Uebrigens traue ich dem Großkanzler Czarto- ryski ſelbſt Kaͤlte genug zu, ſich nicht fuͤr ei- nen der drey Kandidaten, etwa aus herzlichem Hange, mehr verwandt zu haben, als fuͤr den andern, und Klugheit und Einfluß genug, beyde Neffen und ſeinen Bruder ſo weit zu bringen, daß ſie es ſich gleich ſeyn ließen, wer von ihnen dreyen Koͤnig wuͤrde, wenn nur ihre
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0131"n="121"/>
daß er ſeinen Plan nicht durchſehe, und wollte<lb/>
er nur deſſen Einfluß nutzen, bis der Moment<lb/>
der Wahl entſchiede? Oder endlich, waren<lb/>
alle dahin uͤberein gekommen, daß man fuͤr die<lb/>
drey Kandidaten gleichmaͤßig arbeiten wolle,<lb/>
damit die Nation, wenn ſie auch gegen den<lb/>
einen oder den andern minder guͤnſtig geſinnt<lb/>
waͤre, doch Einen davon waͤhlen, und ſolcher-<lb/>
geſtalt den Plan der Familie ausfuͤhren muͤßte?<lb/>— Jch geſtehe, daß ich zwar auf alle dieſe<lb/>
Fragen kein bedingtes Ja oder Nein ſagen<lb/>
kann, daß ſie aber, zuſammen genommen, gewiß<lb/>
den Gang und die Beſchaffenheit der Entwuͤrfe<lb/>
und Verhaͤltniſſe dieſer Partey einſchließen.<lb/>
Uebrigens traue ich dem Großkanzler Czarto-<lb/>
ryski ſelbſt Kaͤlte genug zu, ſich nicht fuͤr ei-<lb/>
nen der drey Kandidaten, etwa aus herzlichem<lb/>
Hange, mehr verwandt zu haben, als fuͤr den<lb/>
andern, und Klugheit und Einfluß genug,<lb/>
beyde Neffen und ſeinen Bruder ſo weit zu<lb/>
bringen, daß ſie es ſich gleich ſeyn ließen, wer<lb/>
von ihnen dreyen Koͤnig wuͤrde, wenn nur ihre<lb/></p></div></body></text></TEI>
[121/0131]
daß er ſeinen Plan nicht durchſehe, und wollte
er nur deſſen Einfluß nutzen, bis der Moment
der Wahl entſchiede? Oder endlich, waren
alle dahin uͤberein gekommen, daß man fuͤr die
drey Kandidaten gleichmaͤßig arbeiten wolle,
damit die Nation, wenn ſie auch gegen den
einen oder den andern minder guͤnſtig geſinnt
waͤre, doch Einen davon waͤhlen, und ſolcher-
geſtalt den Plan der Familie ausfuͤhren muͤßte?
— Jch geſtehe, daß ich zwar auf alle dieſe
Fragen kein bedingtes Ja oder Nein ſagen
kann, daß ſie aber, zuſammen genommen, gewiß
den Gang und die Beſchaffenheit der Entwuͤrfe
und Verhaͤltniſſe dieſer Partey einſchließen.
Uebrigens traue ich dem Großkanzler Czarto-
ryski ſelbſt Kaͤlte genug zu, ſich nicht fuͤr ei-
nen der drey Kandidaten, etwa aus herzlichem
Hange, mehr verwandt zu haben, als fuͤr den
andern, und Klugheit und Einfluß genug,
beyde Neffen und ſeinen Bruder ſo weit zu
bringen, daß ſie es ſich gleich ſeyn ließen, wer
von ihnen dreyen Koͤnig wuͤrde, wenn nur ihre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/131>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.