der, Prinz Adam Czartoryski, oder Graf Stanislaus Poniatowski? Wollte er nur sei- nen und seiner Familie politischen Einfluß un- ter der neuen Regierung beybehalten und ver- mehren, und glaubte er, diesen Zweck zu er- reichen, welcher von diesen dreyen auch König würde? Oder wollte er lieber seinen Bruder oder dessen Sohn dazu machen? Wußte Sta- nislaus dieß, oder wußte er es nicht? Und war er Willens, seinem Onkel, dem Woiwo- den von Rußland, oder dessen Sohn Adam, diesen Dienst zu leisten und dafür bloß mit ei- nem höhern Standpunkt im Staat und einem mehr umfassenden Einfluß vorlieb zu nehmen? Oder hintergingen hierin einander der Groß- kanzler und sein Neffe Stanislaus? Spie- gelte jener diesem nur vor, er wolle ihn zum König machen, um seinen Einfluß, seine Freunde und die Achtung, worin er bey der Kaiserin und dem Könige von Preußen stand, bis zu dem entscheidenden Augenblicke der Wahl, zu gewinnen? Oder spiegelte dieser jenem vor,
der, Prinz Adam Czartoryski, oder Graf Stanislaus Poniatowski? Wollte er nur ſei- nen und ſeiner Familie politiſchen Einfluß un- ter der neuen Regierung beybehalten und ver- mehren, und glaubte er, dieſen Zweck zu er- reichen, welcher von dieſen dreyen auch Koͤnig wuͤrde? Oder wollte er lieber ſeinen Bruder oder deſſen Sohn dazu machen? Wußte Sta- nislaus dieß, oder wußte er es nicht? Und war er Willens, ſeinem Onkel, dem Woiwo- den von Rußland, oder deſſen Sohn Adam, dieſen Dienſt zu leiſten und dafuͤr bloß mit ei- nem hoͤhern Standpunkt im Staat und einem mehr umfaſſenden Einfluß vorlieb zu nehmen? Oder hintergingen hierin einander der Groß- kanzler und ſein Neffe Stanislaus? Spie- gelte jener dieſem nur vor, er wolle ihn zum Koͤnig machen, um ſeinen Einfluß, ſeine Freunde und die Achtung, worin er bey der Kaiſerin und dem Koͤnige von Preußen ſtand, bis zu dem entſcheidenden Augenblicke der Wahl, zu gewinnen? Oder ſpiegelte dieſer jenem vor,
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der, Prinz Adam Czartoryski, oder Graf
Stanislaus Poniatowski? Wollte er nur ſei-
nen und ſeiner Familie politiſchen Einfluß un-
ter der neuen Regierung beybehalten und ver-
mehren, und glaubte er, dieſen Zweck zu er-
reichen, welcher von dieſen dreyen auch Koͤnig
wuͤrde? Oder wollte er lieber ſeinen Bruder
oder deſſen Sohn dazu machen? Wußte Sta-
nislaus dieß, oder wußte er es nicht? Und
war er Willens, ſeinem Onkel, dem Woiwo-
den von Rußland, oder deſſen Sohn Adam,
dieſen Dienſt zu leiſten und dafuͤr bloß mit ei-
nem hoͤhern Standpunkt im Staat und einem
mehr umfaſſenden Einfluß vorlieb zu nehmen?
Oder hintergingen hierin einander der Groß-
kanzler und ſein Neffe Stanislaus? Spie-
gelte jener dieſem nur vor, er wolle ihn zum
Koͤnig machen, um ſeinen Einfluß, ſeine Freunde
und die Achtung, worin er bey der Kaiſerin
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/130>, abgerufen am 22.07.2024.
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