Preis der Bücher steht wenigstens um die Hälfte höher, als in Frankreich, Jtalien und Deutschland; Zeichnungen, Gemälde, Bild- hauerarbeiten, sind noch einmal so theuer, als dort. Die Liebhaberey an Bibliotheken, an Kunstsammlungen ist demnach äußerst kostbar, also auch die Bildung des Geistes und Ge- schmacks.
Aber neben den Ausgaben, welche die pol- nische große Welt mit der in andern Ländern gemein hat, erweckt die Landesverfassung ihr noch andre, von denen jene entweder gar nichts, oder doch weniger, empfindet. Sie braucht, nach eingeführter Sitte, politischen Einfluß, und diesen kann sie nur durch Staats- und Ehrenstellen, durch Landämter, durch Anhän- ger, durch Orden und andre in die Augen fallende Dinge, erhalten. Diese sind äußerst kostbar, und werden es dadurch um so mehr, da sie nicht durch die Erkaufung eines Einzi- gen, sondern Vieler zu erlangen sind; da Ver- dienste hier nichts entscheiden, und da man
Preis der Buͤcher ſteht wenigſtens um die Haͤlfte hoͤher, als in Frankreich, Jtalien und Deutſchland; Zeichnungen, Gemaͤlde, Bild- hauerarbeiten, ſind noch einmal ſo theuer, als dort. Die Liebhaberey an Bibliotheken, an Kunſtſammlungen iſt demnach aͤußerſt koſtbar, alſo auch die Bildung des Geiſtes und Ge- ſchmacks.
Aber neben den Ausgaben, welche die pol- niſche große Welt mit der in andern Laͤndern gemein hat, erweckt die Landesverfaſſung ihr noch andre, von denen jene entweder gar nichts, oder doch weniger, empfindet. Sie braucht, nach eingefuͤhrter Sitte, politiſchen Einfluß, und dieſen kann ſie nur durch Staats- und Ehrenſtellen, durch Landaͤmter, durch Anhaͤn- ger, durch Orden und andre in die Augen fallende Dinge, erhalten. Dieſe ſind aͤußerſt koſtbar, und werden es dadurch um ſo mehr, da ſie nicht durch die Erkaufung eines Einzi- gen, ſondern Vieler zu erlangen ſind; da Ver- dienſte hier nichts entſcheiden, und da man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0118"n="108"/>
Preis der Buͤcher ſteht wenigſtens um die<lb/>
Haͤlfte hoͤher, als in Frankreich, Jtalien und<lb/>
Deutſchland; Zeichnungen, Gemaͤlde, Bild-<lb/>
hauerarbeiten, ſind noch einmal ſo theuer, als<lb/>
dort. Die Liebhaberey an Bibliotheken, an<lb/>
Kunſtſammlungen iſt demnach aͤußerſt koſtbar,<lb/>
alſo auch die Bildung des Geiſtes und Ge-<lb/>ſchmacks.</p><lb/><p>Aber neben den Ausgaben, welche die pol-<lb/>
niſche große Welt mit der in andern Laͤndern<lb/>
gemein hat, erweckt die Landesverfaſſung ihr<lb/>
noch andre, von denen jene entweder gar nichts,<lb/>
oder doch weniger, empfindet. Sie braucht,<lb/>
nach eingefuͤhrter Sitte, politiſchen Einfluß,<lb/>
und dieſen kann ſie nur durch Staats- und<lb/>
Ehrenſtellen, durch Landaͤmter, durch Anhaͤn-<lb/>
ger, durch Orden und andre in die Augen<lb/>
fallende Dinge, erhalten. Dieſe ſind aͤußerſt<lb/>
koſtbar, und werden es dadurch um ſo mehr,<lb/>
da ſie nicht durch die Erkaufung eines Einzi-<lb/>
gen, ſondern Vieler zu erlangen ſind; da Ver-<lb/>
dienſte hier nichts entſcheiden, und da man<lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0118]
Preis der Buͤcher ſteht wenigſtens um die
Haͤlfte hoͤher, als in Frankreich, Jtalien und
Deutſchland; Zeichnungen, Gemaͤlde, Bild-
hauerarbeiten, ſind noch einmal ſo theuer, als
dort. Die Liebhaberey an Bibliotheken, an
Kunſtſammlungen iſt demnach aͤußerſt koſtbar,
alſo auch die Bildung des Geiſtes und Ge-
ſchmacks.
Aber neben den Ausgaben, welche die pol-
niſche große Welt mit der in andern Laͤndern
gemein hat, erweckt die Landesverfaſſung ihr
noch andre, von denen jene entweder gar nichts,
oder doch weniger, empfindet. Sie braucht,
nach eingefuͤhrter Sitte, politiſchen Einfluß,
und dieſen kann ſie nur durch Staats- und
Ehrenſtellen, durch Landaͤmter, durch Anhaͤn-
ger, durch Orden und andre in die Augen
fallende Dinge, erhalten. Dieſe ſind aͤußerſt
koſtbar, und werden es dadurch um ſo mehr,
da ſie nicht durch die Erkaufung eines Einzi-
gen, ſondern Vieler zu erlangen ſind; da Ver-
dienſte hier nichts entſcheiden, und da man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/118>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.