Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Adel; die Nichtadelichen, die Fremden und
Juden sind der Willkühr der Kanzley über-
lassen, und diese ist in der That nicht billig.
Die Gebühren für Diplome, die dem Em-
pfänger Freude oder Nutzen bringen, stellt
man gewöhnlich der Großmuth desselben an-
heim, und man kann denken, daß sie in die-
sem Falle nicht geringe seyn dürfen, da Kanz-
ler, Regent und Metrikant, und sonst noch
irgend ein paar Schreiber, zugleich befriedigt
werden müssen*).

Die Kanzler sind Vorsitzer bei den As-
sessorial-Gerichten
; sie haben die Pflicht,
die vom Reichstage gefaßten Beschlüsse nach
Endigung desselben drucken zu lassen und, mit
ihrem Siegel versehen, in die Provinzen zu
senden; sie können zu außerordentlichen Ge-
sandten gebraucht werden; einer von ihnen
ist Mitglied des auswärtigen Departements
im immerwährenden Rathe, und, wenn der

*) Der Stempel an einer Mündigerklärung kostet allein
10,000 polnische Gulden.

Adel; die Nichtadelichen, die Fremden und
Juden ſind der Willkuͤhr der Kanzley uͤber-
laſſen, und dieſe iſt in der That nicht billig.
Die Gebuͤhren fuͤr Diplome, die dem Em-
pfaͤnger Freude oder Nutzen bringen, ſtellt
man gewoͤhnlich der Großmuth deſſelben an-
heim, und man kann denken, daß ſie in die-
ſem Falle nicht geringe ſeyn duͤrfen, da Kanz-
ler, Regent und Metrikant, und ſonſt noch
irgend ein paar Schreiber, zugleich befriedigt
werden muͤſſen*).

Die Kanzler ſind Vorſitzer bei den Aſ-
ſeſſorial-Gerichten
; ſie haben die Pflicht,
die vom Reichstage gefaßten Beſchluͤſſe nach
Endigung deſſelben drucken zu laſſen und, mit
ihrem Siegel verſehen, in die Provinzen zu
ſenden; ſie koͤnnen zu außerordentlichen Ge-
ſandten gebraucht werden; einer von ihnen
iſt Mitglied des auswaͤrtigen Departements
im immerwaͤhrenden Rathe, und, wenn der

*) Der Stempel an einer Muͤndigerklaͤrung koſtet allein
10,000 polniſche Gulden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0068" n="58"/>
Adel; die Nichtadelichen, die Fremden und<lb/>
Juden &#x017F;ind der Willku&#x0364;hr der Kanzley u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;e i&#x017F;t in der That nicht billig.<lb/>
Die Gebu&#x0364;hren fu&#x0364;r Diplome, die dem Em-<lb/>
pfa&#x0364;nger Freude oder Nutzen bringen, &#x017F;tellt<lb/>
man gewo&#x0364;hnlich der Großmuth de&#x017F;&#x017F;elben an-<lb/>
heim, und man kann denken, daß &#x017F;ie in die-<lb/>
&#x017F;em Falle nicht geringe &#x017F;eyn du&#x0364;rfen, da Kanz-<lb/>
ler, Regent und Metrikant, und &#x017F;on&#x017F;t noch<lb/>
irgend ein paar Schreiber, zugleich befriedigt<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<note place="foot" n="*)">Der Stempel an einer Mu&#x0364;ndigerkla&#x0364;rung ko&#x017F;tet allein<lb/>
10,000 polni&#x017F;che Gulden.</note>.</p><lb/>
        <p>Die Kanzler &#x017F;ind Vor&#x017F;itzer bei den <hi rendition="#g">A&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;&#x017F;orial-Gerichten</hi>; &#x017F;ie haben die Pflicht,<lb/>
die vom Reichstage gefaßten Be&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nach<lb/>
Endigung de&#x017F;&#x017F;elben drucken zu la&#x017F;&#x017F;en und, mit<lb/>
ihrem Siegel ver&#x017F;ehen, in die Provinzen zu<lb/>
&#x017F;enden; &#x017F;ie ko&#x0364;nnen zu außerordentlichen Ge-<lb/>
&#x017F;andten gebraucht werden; einer von ihnen<lb/>
i&#x017F;t Mitglied des auswa&#x0364;rtigen Departements<lb/>
im immerwa&#x0364;hrenden Rathe, und, wenn der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0068] Adel; die Nichtadelichen, die Fremden und Juden ſind der Willkuͤhr der Kanzley uͤber- laſſen, und dieſe iſt in der That nicht billig. Die Gebuͤhren fuͤr Diplome, die dem Em- pfaͤnger Freude oder Nutzen bringen, ſtellt man gewoͤhnlich der Großmuth deſſelben an- heim, und man kann denken, daß ſie in die- ſem Falle nicht geringe ſeyn duͤrfen, da Kanz- ler, Regent und Metrikant, und ſonſt noch irgend ein paar Schreiber, zugleich befriedigt werden muͤſſen *). Die Kanzler ſind Vorſitzer bei den Aſ- ſeſſorial-Gerichten; ſie haben die Pflicht, die vom Reichstage gefaßten Beſchluͤſſe nach Endigung deſſelben drucken zu laſſen und, mit ihrem Siegel verſehen, in die Provinzen zu ſenden; ſie koͤnnen zu außerordentlichen Ge- ſandten gebraucht werden; einer von ihnen iſt Mitglied des auswaͤrtigen Departements im immerwaͤhrenden Rathe, und, wenn der *) Der Stempel an einer Muͤndigerklaͤrung koſtet allein 10,000 polniſche Gulden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/68
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/68>, abgerufen am 28.04.2024.