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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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schaft, eine von den Starosteyen besitzen, die
Gerichtsbarkeit haben; außerhalb derselben ist
es ihm nicht verwehrt. Aber die lithauischen
Woiwoden können Starosteyen mit Gerichts-
barkeit innerhalb ihres Gebietes besitzen. Uebri-
gens haben die Woiwoden, außer den Vor-
rechten, die ihnen mit den andern Senatoren
gemein sind, noch diese, daß sie den Adel
ihres Gebiets zu den Landtagen berufen und
bei diesen den Vorsitz führen; daß sie in ihrer
Woiwodschaft die sogenannten Palatins-Ge-
richte halten; den Preis der Lebensmittel be-
stimmen; über Maß und Gewicht wachen;
die Juden richten und gegen Mißhandlungen
in Schutz nehmen u. s. w. Diese Geschäfte
überlassen sie aber ihren Stellvertretern, den
Vicewoiwoden, die sie selbst wählen können,
die aber eingeborne, besitzliche Edelleute seyn
müssen, und die, nach Recht zu richten und
die übrigen Geschäfte gewissenhaft zu betrei-
ben, durch einen Eyd verpflichtet werden.

ſchaft, eine von den Staroſteyen beſitzen, die
Gerichtsbarkeit haben; außerhalb derſelben iſt
es ihm nicht verwehrt. Aber die lithauiſchen
Woiwoden koͤnnen Staroſteyen mit Gerichts-
barkeit innerhalb ihres Gebietes beſitzen. Uebri-
gens haben die Woiwoden, außer den Vor-
rechten, die ihnen mit den andern Senatoren
gemein ſind, noch dieſe, daß ſie den Adel
ihres Gebiets zu den Landtagen berufen und
bei dieſen den Vorſitz fuͤhren; daß ſie in ihrer
Woiwodſchaft die ſogenannten Palatins-Ge-
richte halten; den Preis der Lebensmittel be-
ſtimmen; uͤber Maß und Gewicht wachen;
die Juden richten und gegen Mißhandlungen
in Schutz nehmen u. ſ. w. Dieſe Geſchaͤfte
uͤberlaſſen ſie aber ihren Stellvertretern, den
Vicewoiwoden, die ſie ſelbſt waͤhlen koͤnnen,
die aber eingeborne, beſitzliche Edelleute ſeyn
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ben, durch einen Eyd verpflichtet werden.

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[44/0054] ſchaft, eine von den Staroſteyen beſitzen, die Gerichtsbarkeit haben; außerhalb derſelben iſt es ihm nicht verwehrt. Aber die lithauiſchen Woiwoden koͤnnen Staroſteyen mit Gerichts- barkeit innerhalb ihres Gebietes beſitzen. Uebri- gens haben die Woiwoden, außer den Vor- rechten, die ihnen mit den andern Senatoren gemein ſind, noch dieſe, daß ſie den Adel ihres Gebiets zu den Landtagen berufen und bei dieſen den Vorſitz fuͤhren; daß ſie in ihrer Woiwodſchaft die ſogenannten Palatins-Ge- richte halten; den Preis der Lebensmittel be- ſtimmen; uͤber Maß und Gewicht wachen; die Juden richten und gegen Mißhandlungen in Schutz nehmen u. ſ. w. Dieſe Geſchaͤfte uͤberlaſſen ſie aber ihren Stellvertretern, den Vicewoiwoden, die ſie ſelbſt waͤhlen koͤnnen, die aber eingeborne, beſitzliche Edelleute ſeyn muͤſſen, und die, nach Recht zu richten und die uͤbrigen Geſchaͤfte gewiſſenhaft zu betrei- ben, durch einen Eyd verpflichtet werden.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/54>, abgerufen am 28.04.2024.