und Staatsämter, die erhabensten, die Würde des Königs und des Fürsten-Primas, nicht ausgenommen.
Michael Wisniowiecki, Johann Sobieski, und Stanislaus Poniatowski waren vor ihrer Erwählung, polnische Edelleute. Jndessen ist der Genuß dieses Vorrechts nicht der sicherste für den polnischen Adel, und noch immer ist er, wenn man ihm denselben gestattete, die Quelle der schrecklichsten Unordnungen gewesen. Es ist unmöglich, daß ein König von Unter- thanen, die Seinesgleichen waren, und auf einem vertrauten Fuße mit ihm standen, ge- ziemend geachtet und geehrt werden kann; es ist unmöglich, daß Eifersucht und Neid unauf- geregt bleiben, wenn seine Verwandten an- dern vorgezogen und durch Würden und Gü- ter ausgezeichnet werden; es ist unmöglich, daß ein König, der nicht selbst außerordent- lichen Reichthum besitzt, die Kosten der Maje- stät bestreiten kann, für die der Staat selbst so wenig ausgesetzt hat; es ist unmöglich, daß
und Staatsaͤmter, die erhabenſten, die Wuͤrde des Koͤnigs und des Fuͤrſten-Primas, nicht ausgenommen.
Michael Wisniowiecki, Johann Sobieski, und Stanislaus Poniatowski waren vor ihrer Erwaͤhlung, polniſche Edelleute. Jndeſſen iſt der Genuß dieſes Vorrechts nicht der ſicherſte fuͤr den polniſchen Adel, und noch immer iſt er, wenn man ihm denſelben geſtattete, die Quelle der ſchrecklichſten Unordnungen geweſen. Es iſt unmoͤglich, daß ein Koͤnig von Unter- thanen, die Seinesgleichen waren, und auf einem vertrauten Fuße mit ihm ſtanden, ge- ziemend geachtet und geehrt werden kann; es iſt unmoͤglich, daß Eiferſucht und Neid unauf- geregt bleiben, wenn ſeine Verwandten an- dern vorgezogen und durch Wuͤrden und Guͤ- ter ausgezeichnet werden; es iſt unmoͤglich, daß ein Koͤnig, der nicht ſelbſt außerordent- lichen Reichthum beſitzt, die Koſten der Maje- ſtaͤt beſtreiten kann, fuͤr die der Staat ſelbſt ſo wenig ausgeſetzt hat; es iſt unmoͤglich, daß
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und Staatsaͤmter, die erhabenſten, die Wuͤrde
des Koͤnigs und des Fuͤrſten-Primas, nicht
ausgenommen.
Michael Wisniowiecki, Johann Sobieski,
und Stanislaus Poniatowski waren vor ihrer
Erwaͤhlung, polniſche Edelleute. Jndeſſen iſt
der Genuß dieſes Vorrechts nicht der ſicherſte
fuͤr den polniſchen Adel, und noch immer iſt
er, wenn man ihm denſelben geſtattete, die
Quelle der ſchrecklichſten Unordnungen geweſen.
Es iſt unmoͤglich, daß ein Koͤnig von Unter-
thanen, die Seinesgleichen waren, und auf
einem vertrauten Fuße mit ihm ſtanden, ge-
ziemend geachtet und geehrt werden kann; es
iſt unmoͤglich, daß Eiferſucht und Neid unauf-
geregt bleiben, wenn ſeine Verwandten an-
dern vorgezogen und durch Wuͤrden und Guͤ-
ter ausgezeichnet werden; es iſt unmoͤglich,
daß ein Koͤnig, der nicht ſelbſt außerordent-
lichen Reichthum beſitzt, die Koſten der Maje-
ſtaͤt beſtreiten kann, fuͤr die der Staat ſelbſt
ſo wenig ausgeſetzt hat; es iſt unmoͤglich, daß
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/19>, abgerufen am 23.07.2024.
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