Unter diesen Umständen steigen gewöhn- lich bei ihnen nicht nur die unvermeidlichen Kosten des Reisens, sondern auch die zufälli- gen, höher. Alles, was mit ihnen zu thun hat, betrügt sie, besonders in den Ländern, deren Einwohner zum Theil auf den Beutel der Fremden angewiesen zu seyn scheinen: in der Schweiz, in Frankreich und vor allen in Jtalien. Da sie überdieß den Grundsätzen einer mißverstandenen Großmuth folgen und Betrüger durch Verachtung beschämen wollen: so gelten sie nicht bloß für sehr reiche, sondern auch für sehr alberne, und sehr verschwende- rische Leute, und ermuntern dadurch schlechte Gemüther, ihre ganze Erfindungskraft an ih- nen zu versuchen. Es ist unglaublich, was einem Polen, der nach seiner Art in Jtalien reiset, für eine Summe Geldes aufgeht, und wie sich die Posthalter, die Postknechte, die Wirthe, die Lohnbedienten, die Kuppler, die Bilder-, Stein- und Münzenhändler an ihn setzen und um die Wette aussaugen; und für
Unter dieſen Umſtaͤnden ſteigen gewoͤhn- lich bei ihnen nicht nur die unvermeidlichen Koſten des Reiſens, ſondern auch die zufaͤlli- gen, hoͤher. Alles, was mit ihnen zu thun hat, betruͤgt ſie, beſonders in den Laͤndern, deren Einwohner zum Theil auf den Beutel der Fremden angewieſen zu ſeyn ſcheinen: in der Schweiz, in Frankreich und vor allen in Jtalien. Da ſie uͤberdieß den Grundſaͤtzen einer mißverſtandenen Großmuth folgen und Betruͤger durch Verachtung beſchaͤmen wollen: ſo gelten ſie nicht bloß fuͤr ſehr reiche, ſondern auch fuͤr ſehr alberne, und ſehr verſchwende- riſche Leute, und ermuntern dadurch ſchlechte Gemuͤther, ihre ganze Erfindungskraft an ih- nen zu verſuchen. Es iſt unglaublich, was einem Polen, der nach ſeiner Art in Jtalien reiſet, fuͤr eine Summe Geldes aufgeht, und wie ſich die Poſthalter, die Poſtknechte, die Wirthe, die Lohnbedienten, die Kuppler, die Bilder-, Stein- und Muͤnzenhaͤndler an ihn ſetzen und um die Wette ausſaugen; und fuͤr
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0175"n="165"/><p>Unter dieſen Umſtaͤnden ſteigen gewoͤhn-<lb/>
lich bei ihnen nicht nur die unvermeidlichen<lb/>
Koſten des Reiſens, ſondern auch die zufaͤlli-<lb/>
gen, hoͤher. Alles, was mit ihnen zu thun<lb/>
hat, betruͤgt ſie, beſonders in den Laͤndern,<lb/>
deren Einwohner zum Theil auf den Beutel<lb/>
der Fremden angewieſen zu ſeyn ſcheinen: in<lb/>
der Schweiz, in Frankreich und vor allen<lb/>
in Jtalien. Da ſie uͤberdieß den Grundſaͤtzen<lb/>
einer mißverſtandenen Großmuth folgen und<lb/>
Betruͤger durch Verachtung beſchaͤmen wollen:<lb/>ſo gelten ſie nicht bloß fuͤr ſehr reiche, ſondern<lb/>
auch fuͤr ſehr alberne, und ſehr verſchwende-<lb/>
riſche Leute, und ermuntern dadurch ſchlechte<lb/>
Gemuͤther, ihre ganze Erfindungskraft an ih-<lb/>
nen zu verſuchen. Es iſt unglaublich, was<lb/>
einem Polen, der nach ſeiner Art in Jtalien<lb/>
reiſet, fuͤr eine Summe Geldes aufgeht, und<lb/>
wie ſich die Poſthalter, die Poſtknechte, die<lb/>
Wirthe, die Lohnbedienten, die Kuppler, die<lb/>
Bilder-, Stein- und Muͤnzenhaͤndler an ihn<lb/>ſetzen und um die Wette ausſaugen; und fuͤr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[165/0175]
Unter dieſen Umſtaͤnden ſteigen gewoͤhn-
lich bei ihnen nicht nur die unvermeidlichen
Koſten des Reiſens, ſondern auch die zufaͤlli-
gen, hoͤher. Alles, was mit ihnen zu thun
hat, betruͤgt ſie, beſonders in den Laͤndern,
deren Einwohner zum Theil auf den Beutel
der Fremden angewieſen zu ſeyn ſcheinen: in
der Schweiz, in Frankreich und vor allen
in Jtalien. Da ſie uͤberdieß den Grundſaͤtzen
einer mißverſtandenen Großmuth folgen und
Betruͤger durch Verachtung beſchaͤmen wollen:
ſo gelten ſie nicht bloß fuͤr ſehr reiche, ſondern
auch fuͤr ſehr alberne, und ſehr verſchwende-
riſche Leute, und ermuntern dadurch ſchlechte
Gemuͤther, ihre ganze Erfindungskraft an ih-
nen zu verſuchen. Es iſt unglaublich, was
einem Polen, der nach ſeiner Art in Jtalien
reiſet, fuͤr eine Summe Geldes aufgeht, und
wie ſich die Poſthalter, die Poſtknechte, die
Wirthe, die Lohnbedienten, die Kuppler, die
Bilder-, Stein- und Muͤnzenhaͤndler an ihn
ſetzen und um die Wette ausſaugen; und fuͤr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/175>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.