Pracht und Aufwand sich bemerkbar machen zu wollen, und daß es nicht minder eitel ist; sie brauchen nicht so viel Waaren zum Nutzen und zur Pracht in der Fremde einzukaufen, weil sie dergleichen in ihrem eigenen Lande finden können; und sie haben endlich weniger Hang zum sinnlichen Genusse, zum Wohlleben und zum Spiele, und wissen sich mehr mit geistigen Dingen zu beschäftigen und zu näh- ren, als die Polen, die ohne ökonomischen Ueberschlag, ohne Geduld, sich über den Werth der Dinge zu unterrichten, mit einem zahl- reichen Gefolge polnischer Gesellschafter und Bedienten, ihre Reisen antreten, meist ohne Empfehlungen sich in fremden Städten nieder- lassen, förmliche Häuser machen, um Bekannt- schaften zu erhalten, die Sucht zu glänzen und aufzufallen nach polnischer Sitte befriedi- gen, Gesellschaften, Spiel und Gastmahle geben und alles aufkaufen, was sie noch nicht gesehen haben, oder nicht in Polen zu finden und doch zu brauchen glauben.
Pracht und Aufwand ſich bemerkbar machen zu wollen, und daß es nicht minder eitel iſt; ſie brauchen nicht ſo viel Waaren zum Nutzen und zur Pracht in der Fremde einzukaufen, weil ſie dergleichen in ihrem eigenen Lande finden koͤnnen; und ſie haben endlich weniger Hang zum ſinnlichen Genuſſe, zum Wohlleben und zum Spiele, und wiſſen ſich mehr mit geiſtigen Dingen zu beſchaͤftigen und zu naͤh- ren, als die Polen, die ohne oͤkonomiſchen Ueberſchlag, ohne Geduld, ſich uͤber den Werth der Dinge zu unterrichten, mit einem zahl- reichen Gefolge polniſcher Geſellſchafter und Bedienten, ihre Reiſen antreten, meiſt ohne Empfehlungen ſich in fremden Staͤdten nieder- laſſen, foͤrmliche Haͤuſer machen, um Bekannt- ſchaften zu erhalten, die Sucht zu glaͤnzen und aufzufallen nach polniſcher Sitte befriedi- gen, Geſellſchaften, Spiel und Gaſtmahle geben und alles aufkaufen, was ſie noch nicht geſehen haben, oder nicht in Polen zu finden und doch zu brauchen glauben.
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Pracht und Aufwand ſich bemerkbar machen
zu wollen, und daß es nicht minder eitel iſt;
ſie brauchen nicht ſo viel Waaren zum Nutzen
und zur Pracht in der Fremde einzukaufen,
weil ſie dergleichen in ihrem eigenen Lande
finden koͤnnen; und ſie haben endlich weniger
Hang zum ſinnlichen Genuſſe, zum Wohlleben
und zum Spiele, und wiſſen ſich mehr mit
geiſtigen Dingen zu beſchaͤftigen und zu naͤh-
ren, als die Polen, die ohne oͤkonomiſchen
Ueberſchlag, ohne Geduld, ſich uͤber den Werth
der Dinge zu unterrichten, mit einem zahl-
reichen Gefolge polniſcher Geſellſchafter und
Bedienten, ihre Reiſen antreten, meiſt ohne
Empfehlungen ſich in fremden Staͤdten nieder-
laſſen, foͤrmliche Haͤuſer machen, um Bekannt-
ſchaften zu erhalten, die Sucht zu glaͤnzen
und aufzufallen nach polniſcher Sitte befriedi-
gen, Geſellſchaften, Spiel und Gaſtmahle
geben und alles aufkaufen, was ſie noch
nicht geſehen haben, oder nicht in Polen zu
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/174>, abgerufen am 23.07.2024.
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