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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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lassen. Jch sage gewagt, denn ein Wag-
stück ist es immer. Die Sklaverey verdirbt
das menschliche Herz, und plötzlich zugestan-
dene Freiheit reitzt den Uebermuth. Vielleicht
ist es auch im gegenwärtigen Augenblicke ge-
fährlicher als sonst, diesen Schritt zu thun.
Man könnte aber die Menschen allmählig
darauf vorbereiten, in der Art, wie ich schon
oben geäußert habe. Das Gefühl, etwas
Eigenes zu besitzen, ist ein angenehmes, er-
munterndes Gefühl und gewährt dem rohe-
sten Gemüthe Anhänglichkeit für den, der
es ihm verschaft. Wenigstens haben die er-
wähnten polnischen Großen diese Erfahrung
gemacht. Zamoiski, der Gesetzgeber, Czar-
toryski
, Großfähnrich von Lithauen, Chrep-
towicz
, der noch lebende lithauische Unter-
kanzler, der Neffe des Königs, Prinz Sta-
nislaus Poniatowski
, der Feldherr
Oginski, Jgnaz Potocki u. a. haben
mehrere ihrer Dörfer frei gelassen. Unter an-
dern benahm sich Zamoiski sehr weise dabei.

G 2

laſſen. Jch ſage gewagt, denn ein Wag-
ſtuͤck iſt es immer. Die Sklaverey verdirbt
das menſchliche Herz, und ploͤtzlich zugeſtan-
dene Freiheit reitzt den Uebermuth. Vielleicht
iſt es auch im gegenwaͤrtigen Augenblicke ge-
faͤhrlicher als ſonſt, dieſen Schritt zu thun.
Man koͤnnte aber die Menſchen allmaͤhlig
darauf vorbereiten, in der Art, wie ich ſchon
oben geaͤußert habe. Das Gefuͤhl, etwas
Eigenes zu beſitzen, iſt ein angenehmes, er-
munterndes Gefuͤhl und gewaͤhrt dem rohe-
ſten Gemuͤthe Anhaͤnglichkeit fuͤr den, der
es ihm verſchaft. Wenigſtens haben die er-
waͤhnten polniſchen Großen dieſe Erfahrung
gemacht. Zamoiski, der Geſetzgeber, Czar-
toryski
, Großfaͤhnrich von Lithauen, Chrep-
towicz
, der noch lebende lithauiſche Unter-
kanzler, der Neffe des Koͤnigs, Prinz Sta-
nislaus Poniatowski
, der Feldherr
Oginski, Jgnaz Potocki u. a. haben
mehrere ihrer Doͤrfer frei gelaſſen. Unter an-
dern benahm ſich Zamoiski ſehr weiſe dabei.

G 2
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[99/0109] laſſen. Jch ſage gewagt, denn ein Wag- ſtuͤck iſt es immer. Die Sklaverey verdirbt das menſchliche Herz, und ploͤtzlich zugeſtan- dene Freiheit reitzt den Uebermuth. Vielleicht iſt es auch im gegenwaͤrtigen Augenblicke ge- faͤhrlicher als ſonſt, dieſen Schritt zu thun. Man koͤnnte aber die Menſchen allmaͤhlig darauf vorbereiten, in der Art, wie ich ſchon oben geaͤußert habe. Das Gefuͤhl, etwas Eigenes zu beſitzen, iſt ein angenehmes, er- munterndes Gefuͤhl und gewaͤhrt dem rohe- ſten Gemuͤthe Anhaͤnglichkeit fuͤr den, der es ihm verſchaft. Wenigſtens haben die er- waͤhnten polniſchen Großen dieſe Erfahrung gemacht. Zamoiski, der Geſetzgeber, Czar- toryski, Großfaͤhnrich von Lithauen, Chrep- towicz, der noch lebende lithauiſche Unter- kanzler, der Neffe des Koͤnigs, Prinz Sta- nislaus Poniatowski, der Feldherr Oginski, Jgnaz Potocki u. a. haben mehrere ihrer Doͤrfer frei gelaſſen. Unter an- dern benahm ſich Zamoiski ſehr weiſe dabei. G 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/109>, abgerufen am 21.11.2024.