Als er seine Leute frei gab, machte er einen für den andern verantwortlich in Absicht der Abgaben, die sie ihm in Zukunft entrichten sollten. Sonach wachten sie selbst darüber, daß Faulheit und Trunkenheit nicht unter ih- nen einrisse, damit der fleißige, nüchterne Wirth nicht für den Taugenichts zu bezahlen gezwungen wäre. Ueberdies ermunterte Za- moiski auch den Kunstfleiß durch Preise. Wer das feinste Stück Leinwand, das feinste Schock Garn lieferte, erhielt den Preis, deren jähr- lich mehrere am Josephstage feierlich vertheilt wurden. Jn kurzer Zeit verbesserten sich diese Dörfer und ihre Bewohner in dem Grade, daß sie kaum wieder zu erkennen waren.
An die Bauern schließt sich, in Absicht ihres politischen Zustandes, eine dritte Klasse der Einwohner von Polen, die aus den Bür- gern der adelichen und geistlichen Städte besteht. Sie sind meist Juden, Freigelassene und Ueberläufer. Mit den letztern hat es folgende Bewandtniß. Viele Herren
Als er ſeine Leute frei gab, machte er einen fuͤr den andern verantwortlich in Abſicht der Abgaben, die ſie ihm in Zukunft entrichten ſollten. Sonach wachten ſie ſelbſt daruͤber, daß Faulheit und Trunkenheit nicht unter ih- nen einriſſe, damit der fleißige, nuͤchterne Wirth nicht fuͤr den Taugenichts zu bezahlen gezwungen waͤre. Ueberdies ermunterte Za- moiski auch den Kunſtfleiß durch Preiſe. Wer das feinſte Stuͤck Leinwand, das feinſte Schock Garn lieferte, erhielt den Preis, deren jaͤhr- lich mehrere am Joſephstage feierlich vertheilt wurden. Jn kurzer Zeit verbeſſerten ſich dieſe Doͤrfer und ihre Bewohner in dem Grade, daß ſie kaum wieder zu erkennen waren.
An die Bauern ſchließt ſich, in Abſicht ihres politiſchen Zuſtandes, eine dritte Klaſſe der Einwohner von Polen, die aus den Buͤr- gern der adelichen und geiſtlichen Staͤdte beſteht. Sie ſind meiſt Juden, Freigelaſſene und Ueberlaͤufer. Mit den letztern hat es folgende Bewandtniß. Viele Herren
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0110"n="100"/>
Als er ſeine Leute frei gab, machte er einen<lb/>
fuͤr den andern verantwortlich in Abſicht der<lb/>
Abgaben, die ſie ihm in Zukunft entrichten<lb/>ſollten. Sonach wachten ſie ſelbſt daruͤber,<lb/>
daß Faulheit und Trunkenheit nicht unter ih-<lb/>
nen einriſſe, damit der fleißige, nuͤchterne<lb/>
Wirth nicht fuͤr den Taugenichts zu bezahlen<lb/>
gezwungen waͤre. Ueberdies ermunterte Za-<lb/>
moiski auch den Kunſtfleiß durch Preiſe. Wer<lb/>
das feinſte Stuͤck Leinwand, das feinſte Schock<lb/>
Garn lieferte, erhielt den Preis, deren jaͤhr-<lb/>
lich mehrere am Joſephstage feierlich vertheilt<lb/>
wurden. Jn kurzer Zeit verbeſſerten ſich dieſe<lb/>
Doͤrfer und ihre Bewohner in dem Grade,<lb/>
daß ſie kaum wieder zu erkennen waren.</p><lb/><p>An die Bauern ſchließt ſich, in Abſicht<lb/>
ihres politiſchen Zuſtandes, eine dritte Klaſſe<lb/>
der Einwohner von Polen, die aus den <hirendition="#g">Buͤr-<lb/>
gern der adelichen und geiſtlichen<lb/>
Staͤdte</hi> beſteht. Sie ſind meiſt Juden,<lb/>
Freigelaſſene und Ueberlaͤufer. Mit den letztern<lb/>
hat es folgende Bewandtniß. Viele Herren<lb/></p></div></body></text></TEI>
[100/0110]
Als er ſeine Leute frei gab, machte er einen
fuͤr den andern verantwortlich in Abſicht der
Abgaben, die ſie ihm in Zukunft entrichten
ſollten. Sonach wachten ſie ſelbſt daruͤber,
daß Faulheit und Trunkenheit nicht unter ih-
nen einriſſe, damit der fleißige, nuͤchterne
Wirth nicht fuͤr den Taugenichts zu bezahlen
gezwungen waͤre. Ueberdies ermunterte Za-
moiski auch den Kunſtfleiß durch Preiſe. Wer
das feinſte Stuͤck Leinwand, das feinſte Schock
Garn lieferte, erhielt den Preis, deren jaͤhr-
lich mehrere am Joſephstage feierlich vertheilt
wurden. Jn kurzer Zeit verbeſſerten ſich dieſe
Doͤrfer und ihre Bewohner in dem Grade,
daß ſie kaum wieder zu erkennen waren.
An die Bauern ſchließt ſich, in Abſicht
ihres politiſchen Zuſtandes, eine dritte Klaſſe
der Einwohner von Polen, die aus den Buͤr-
gern der adelichen und geiſtlichen
Staͤdte beſteht. Sie ſind meiſt Juden,
Freigelaſſene und Ueberlaͤufer. Mit den letztern
hat es folgende Bewandtniß. Viele Herren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/110>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.