Auge auffallen. Von dieser Seite her zeigt sich auch die Länge der Stadt nicht in ihrer ganzen Ausdehnung. Am besten läßt sie sich von der Laterne der lutherischen Kirche über- sehen, die ziemlich in der Mitte der Stadt liegt. Von da herunter beurtheilt man am bequemsten die Eigenthümlichkeit ihres Aeußern.
Sie läuft nämlich, in der Gestalt eines fast regelmäßigen Halbzirkels, an dem hohen Ufer der Weichsel hin, und zeigt, in den nächsten Gegenden an derselben, eine eng zusammen ge- drängte, hohe Häusermasse, die von ziemlich schmalen Straßen durchschnitten wird; in den entferntern aber, Reihen von niedrigen, hölzer- nen, mit Schindeln gedeckten, schwarzen Häu- serchen, die an breiten Straßen stehen und sich endlich immer kleiner und kleiner, wie Maul- wurfshaufen, in die große Ebene hinab ver- lieren.
Die Häusermasse von Berlin zeigt, von oben herab umspannt, in der Mitte einen Kern von fast gleich hohen Häusern, an wel-
Auge auffallen. Von dieſer Seite her zeigt ſich auch die Laͤnge der Stadt nicht in ihrer ganzen Ausdehnung. Am beſten laͤßt ſie ſich von der Laterne der lutheriſchen Kirche uͤber- ſehen, die ziemlich in der Mitte der Stadt liegt. Von da herunter beurtheilt man am bequemſten die Eigenthuͤmlichkeit ihres Aeußern.
Sie laͤuft naͤmlich, in der Geſtalt eines faſt regelmaͤßigen Halbzirkels, an dem hohen Ufer der Weichſel hin, und zeigt, in den naͤchſten Gegenden an derſelben, eine eng zuſammen ge- draͤngte, hohe Haͤuſermaſſe, die von ziemlich ſchmalen Straßen durchſchnitten wird; in den entferntern aber, Reihen von niedrigen, hoͤlzer- nen, mit Schindeln gedeckten, ſchwarzen Haͤu- ſerchen, die an breiten Straßen ſtehen und ſich endlich immer kleiner und kleiner, wie Maul- wurfshaufen, in die große Ebene hinab ver- lieren.
Die Haͤuſermaſſe von Berlin zeigt, von oben herab umſpannt, in der Mitte einen Kern von faſt gleich hohen Haͤuſern, an wel-
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Auge auffallen. Von dieſer Seite her zeigt
ſich auch die Laͤnge der Stadt nicht in ihrer
ganzen Ausdehnung. Am beſten laͤßt ſie ſich
von der Laterne der lutheriſchen Kirche uͤber-
ſehen, die ziemlich in der Mitte der Stadt
liegt. Von da herunter beurtheilt man am
bequemſten die Eigenthuͤmlichkeit ihres Aeußern.
Sie laͤuft naͤmlich, in der Geſtalt eines faſt
regelmaͤßigen Halbzirkels, an dem hohen Ufer
der Weichſel hin, und zeigt, in den naͤchſten
Gegenden an derſelben, eine eng zuſammen ge-
draͤngte, hohe Haͤuſermaſſe, die von ziemlich
ſchmalen Straßen durchſchnitten wird; in den
entferntern aber, Reihen von niedrigen, hoͤlzer-
nen, mit Schindeln gedeckten, ſchwarzen Haͤu-
ſerchen, die an breiten Straßen ſtehen und ſich
endlich immer kleiner und kleiner, wie Maul-
wurfshaufen, in die große Ebene hinab ver-
lieren.
Die Haͤuſermaſſe von Berlin zeigt, von
oben herab umſpannt, in der Mitte einen
Kern von faſt gleich hohen Haͤuſern, an wel-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/94>, abgerufen am 03.07.2024.
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