thauer halfen mir dabey und ein Dritter ging ab und zu. Dieser hatte jedesmal einen tödt- lichen Schreck, wenn er aus der Ferne etwas kommen sah, das ihn ein Russischer Husar dünkte. Er stieg sodann die behölzte Anhöhe zu meiner Rechten hinan, verbarg sich im Ge- büsche und kam erst wieder zum Vorschein, wenn die Ursach seiner Angst vorüber war. So viel ich aus den Worten und Gebährden meiner Lithauer begriff, rührte sein verschüch- tertes Wesen daher, daß man ihm aufgegeben hatte einen Säbel, den ein Husar in der aus- getretenen Niemen verloren, zu suchen, und nicht eher wieder zu kommen, als bis er ihn gefunden habe. Da letztres nicht war, konnte ersteres nicht seyn, und darum versteckte er sich.
Jn Zeit von einer Stunde war ich so weit, daß ich meinen Weg fortsetzen konnte. Er führte eine Anhöhe hinan, auf eine fruchtbare Fläche, die mit mehreren Dörfern besetzt war. Am Ausgange eines derselben holte ich einen
thauer halfen mir dabey und ein Dritter ging ab und zu. Dieſer hatte jedesmal einen toͤdt- lichen Schreck, wenn er aus der Ferne etwas kommen ſah, das ihn ein Ruſſiſcher Huſar duͤnkte. Er ſtieg ſodann die behoͤlzte Anhoͤhe zu meiner Rechten hinan, verbarg ſich im Ge- buͤſche und kam erſt wieder zum Vorſchein, wenn die Urſach ſeiner Angſt voruͤber war. So viel ich aus den Worten und Gebaͤhrden meiner Lithauer begriff, ruͤhrte ſein verſchuͤch- tertes Weſen daher, daß man ihm aufgegeben hatte einen Saͤbel, den ein Huſar in der aus- getretenen Niemen verloren, zu ſuchen, und nicht eher wieder zu kommen, als bis er ihn gefunden habe. Da letztres nicht war, konnte erſteres nicht ſeyn, und darum verſteckte er ſich.
Jn Zeit von einer Stunde war ich ſo weit, daß ich meinen Weg fortſetzen konnte. Er fuͤhrte eine Anhoͤhe hinan, auf eine fruchtbare Flaͤche, die mit mehreren Doͤrfern beſetzt war. Am Ausgange eines derſelben holte ich einen
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thauer halfen mir dabey und ein Dritter ging
ab und zu. Dieſer hatte jedesmal einen toͤdt-
lichen Schreck, wenn er aus der Ferne etwas
kommen ſah, das ihn ein Ruſſiſcher Huſar
duͤnkte. Er ſtieg ſodann die behoͤlzte Anhoͤhe
zu meiner Rechten hinan, verbarg ſich im Ge-
buͤſche und kam erſt wieder zum Vorſchein,
wenn die Urſach ſeiner Angſt voruͤber war.
So viel ich aus den Worten und Gebaͤhrden
meiner Lithauer begriff, ruͤhrte ſein verſchuͤch-
tertes Weſen daher, daß man ihm aufgegeben
hatte einen Saͤbel, den ein Huſar in der aus-
getretenen Niemen verloren, zu ſuchen, und
nicht eher wieder zu kommen, als bis er ihn
gefunden habe. Da letztres nicht war, konnte
erſteres nicht ſeyn, und darum verſteckte er
ſich.
Jn Zeit von einer Stunde war ich ſo weit,
daß ich meinen Weg fortſetzen konnte. Er
fuͤhrte eine Anhoͤhe hinan, auf eine fruchtbare
Flaͤche, die mit mehreren Doͤrfern beſetzt war.
Am Ausgange eines derſelben holte ich einen
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/50>, abgerufen am 03.07.2024.
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