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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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waren groß und stark; der Lithauische hatte
eine alte kapuzinerbraune Kutte an, war baar-
fuß, und sein Ellenbogen hatte sich durch das
mürbe Tuch, oder vielmehr durch den wolle-
nen Zwillich, einen Weg gebahnt, so wie
durch das grobe Hemde; der Kurländische
Postknecht hatte ein gewöhnliches, großes Horn,
der Lithauische ein kleines, worauf er höchst
widrig quäkte; der Kurländische schonte seine
Pferde, der Lithauische trieb seine kleinen
eckigten Rößchen ohne Barmherzigkeit vor-
wärts; Sprung war der gewöhnliche Gang
und Trab ihre Erholung. Und endlich, der
Kurländische Postknecht war nur höflich, wo
und wann es nöthig war; der Lithauische aber
stand schon, als er mich kommen sah, auf hun-
dert Schritte mit bloßem Kopfe da, und nä-
herte sich sodann mit krummen Rücken. Mit
zehn Polnischen Groschen war er zufriedener,
als der Kurländische mit sechzig. Seilzeug und
Pferde waren der Armuth, die dieser Zug zeigte,
in allem entsprechend.

waren groß und ſtark; der Lithauiſche hatte
eine alte kapuzinerbraune Kutte an, war baar-
fuß, und ſein Ellenbogen hatte ſich durch das
muͤrbe Tuch, oder vielmehr durch den wolle-
nen Zwillich, einen Weg gebahnt, ſo wie
durch das grobe Hemde; der Kurlaͤndiſche
Poſtknecht hatte ein gewoͤhnliches, großes Horn,
der Lithauiſche ein kleines, worauf er hoͤchſt
widrig quaͤkte; der Kurlaͤndiſche ſchonte ſeine
Pferde, der Lithauiſche trieb ſeine kleinen
eckigten Roͤßchen ohne Barmherzigkeit vor-
waͤrts; Sprung war der gewoͤhnliche Gang
und Trab ihre Erholung. Und endlich, der
Kurlaͤndiſche Poſtknecht war nur hoͤflich, wo
und wann es noͤthig war; der Lithauiſche aber
ſtand ſchon, als er mich kommen ſah, auf hun-
dert Schritte mit bloßem Kopfe da, und naͤ-
herte ſich ſodann mit krummen Ruͤcken. Mit
zehn Polniſchen Groſchen war er zufriedener,
als der Kurlaͤndiſche mit ſechzig. Seilzeug und
Pferde waren der Armuth, die dieſer Zug zeigte,
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[7/0025] waren groß und ſtark; der Lithauiſche hatte eine alte kapuzinerbraune Kutte an, war baar- fuß, und ſein Ellenbogen hatte ſich durch das muͤrbe Tuch, oder vielmehr durch den wolle- nen Zwillich, einen Weg gebahnt, ſo wie durch das grobe Hemde; der Kurlaͤndiſche Poſtknecht hatte ein gewoͤhnliches, großes Horn, der Lithauiſche ein kleines, worauf er hoͤchſt widrig quaͤkte; der Kurlaͤndiſche ſchonte ſeine Pferde, der Lithauiſche trieb ſeine kleinen eckigten Roͤßchen ohne Barmherzigkeit vor- waͤrts; Sprung war der gewoͤhnliche Gang und Trab ihre Erholung. Und endlich, der Kurlaͤndiſche Poſtknecht war nur hoͤflich, wo und wann es noͤthig war; der Lithauiſche aber ſtand ſchon, als er mich kommen ſah, auf hun- dert Schritte mit bloßem Kopfe da, und naͤ- herte ſich ſodann mit krummen Ruͤcken. Mit zehn Polniſchen Groſchen war er zufriedener, als der Kurlaͤndiſche mit ſechzig. Seilzeug und Pferde waren der Armuth, die dieſer Zug zeigte, in allem entſprechend.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/25>, abgerufen am 21.11.2024.