nicht angemessen. So sehr sie auch, während der Dauer des Konstitutionsreichstages, an Menschen gewonnen hat: (denn der fünfjäh- rige Aufenthalt der wohlhabendsten Edelleute aus ganz Polen, als Reichsboten, innerhalb ihrer Mauern, großentheils mit ihrer ganzen Familie, eröffnete und verstärkte eine Menge von Nahrungszweigen) so wird die Anzahl derselben doch kaum 100,000 überstiegen ha- ben; und jetzt, da ich dies schreibe (im May 1793) muß die Entfernung der größesten und zahlreichsten Familien vom Adel; die Auswan- derung mancher Gewerbe, die mit ihnen kom- men und gehen, blühen und verdorren, weil sie bloß für Luxus und Wohlleben arbeiten; die Zerstreuung der ehedem stärkern Besatzung in die Provinzen; der Zurückzug der Fremden, die während des Reichstages häufig hier an- kamen, theils, um der versuchten Wiedergeburt der polnischen Nation zuzusehen, theils, um des damals höchst angenehmen gesellschaftlichen Lebens zu genießen; der Sturz der hiesigen
nicht angemeſſen. So ſehr ſie auch, waͤhrend der Dauer des Konſtitutionsreichstages, an Menſchen gewonnen hat: (denn der fuͤnfjaͤh- rige Aufenthalt der wohlhabendſten Edelleute aus ganz Polen, als Reichsboten, innerhalb ihrer Mauern, großentheils mit ihrer ganzen Familie, eroͤffnete und verſtaͤrkte eine Menge von Nahrungszweigen) ſo wird die Anzahl derſelben doch kaum 100,000 uͤberſtiegen ha- ben; und jetzt, da ich dies ſchreibe (im May 1793) muß die Entfernung der groͤßeſten und zahlreichſten Familien vom Adel; die Auswan- derung mancher Gewerbe, die mit ihnen kom- men und gehen, bluͤhen und verdorren, weil ſie bloß fuͤr Luxus und Wohlleben arbeiten; die Zerſtreuung der ehedem ſtaͤrkern Beſatzung in die Provinzen; der Zuruͤckzug der Fremden, die waͤhrend des Reichstages haͤufig hier an- kamen, theils, um der verſuchten Wiedergeburt der polniſchen Nation zuzuſehen, theils, um des damals hoͤchſt angenehmen geſellſchaftlichen Lebens zu genießen; der Sturz der hieſigen
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nicht angemeſſen. So ſehr ſie auch, waͤhrend
der Dauer des Konſtitutionsreichstages, an
Menſchen gewonnen hat: (denn der fuͤnfjaͤh-
rige Aufenthalt der wohlhabendſten Edelleute
aus ganz Polen, als Reichsboten, innerhalb
ihrer Mauern, großentheils mit ihrer ganzen
Familie, eroͤffnete und verſtaͤrkte eine Menge
von Nahrungszweigen) ſo wird die Anzahl
derſelben doch kaum 100,000 uͤberſtiegen ha-
ben; und jetzt, da ich dies ſchreibe (im May
1793) muß die Entfernung der groͤßeſten und
zahlreichſten Familien vom Adel; die Auswan-
derung mancher Gewerbe, die mit ihnen kom-
men und gehen, bluͤhen und verdorren, weil
ſie bloß fuͤr Luxus und Wohlleben arbeiten;
die Zerſtreuung der ehedem ſtaͤrkern Beſatzung
in die Provinzen; der Zuruͤckzug der Fremden,
die waͤhrend des Reichstages haͤufig hier an-
kamen, theils, um der verſuchten Wiedergeburt
der polniſchen Nation zuzuſehen, theils, um
des damals hoͤchſt angenehmen geſellſchaftlichen
Lebens zu genießen; der Sturz der hieſigen
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/146>, abgerufen am 22.07.2024.
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