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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Fortschritt im Anbau, wird in einigen Vor-
städten, z. B. der Lesche und der neuen
Welt
sehr sichtbar, wo ein neues Haus neben
dem andern, nach modernen Geschmack er-
bauet, über die kleinern hervorgeht und diese
verdrängt. So könnte es wohl seyn, daß War-
schau, in einem Zeitraume von funfzig Jah-
ren, theilweise, eine der schönsten Städte in
Europa würde. Ein König, der so viel Hang
zum Bauen und soviel Geschmack und Frey-
gebigkeit dabey beweis't, wie der jetzige, dürfte
diesem nur folgen, so würde sich seine Haupt-
stadt bald über die morschen, bemoosten Hüt-
ten, die sie noch verunstalten, hinausschwin-
gen. Jn diesem Falle würde Warschau, wo
nicht eine regelmäßige, doch eine glänzende und
geschmackvolle Stadt werden*)

*) Anmerk. Man vergesse nicht, daß seit dem Jahre
1793 viel Umstände eingetreten sind, die diese Be-
merkungen, wo nicht ganz aufheben, doch sehr ei[n-]
schränken.

Fortſchritt im Anbau, wird in einigen Vor-
ſtaͤdten, z. B. der Leſche und der neuen
Welt
ſehr ſichtbar, wo ein neues Haus neben
dem andern, nach modernen Geſchmack er-
bauet, uͤber die kleinern hervorgeht und dieſe
verdraͤngt. So koͤnnte es wohl ſeyn, daß War-
ſchau, in einem Zeitraume von funfzig Jah-
ren, theilweiſe, eine der ſchoͤnſten Staͤdte in
Europa wuͤrde. Ein Koͤnig, der ſo viel Hang
zum Bauen und ſoviel Geſchmack und Frey-
gebigkeit dabey beweiſ't, wie der jetzige, duͤrfte
dieſem nur folgen, ſo wuͤrde ſich ſeine Haupt-
ſtadt bald uͤber die morſchen, bemoosten Huͤt-
ten, die ſie noch verunſtalten, hinausſchwin-
gen. Jn dieſem Falle wuͤrde Warſchau, wo
nicht eine regelmaͤßige, doch eine glaͤnzende und
geſchmackvolle Stadt werden*)

*) Anmerk. Man vergeſſe nicht, daß ſeit dem Jahre
1793 viel Umſtaͤnde eingetreten ſind, die dieſe Be-
merkungen, wo nicht ganz aufheben, doch ſehr ei[n-]
ſchraͤnken.
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[121/0139] Fortſchritt im Anbau, wird in einigen Vor- ſtaͤdten, z. B. der Leſche und der neuen Welt ſehr ſichtbar, wo ein neues Haus neben dem andern, nach modernen Geſchmack er- bauet, uͤber die kleinern hervorgeht und dieſe verdraͤngt. So koͤnnte es wohl ſeyn, daß War- ſchau, in einem Zeitraume von funfzig Jah- ren, theilweiſe, eine der ſchoͤnſten Staͤdte in Europa wuͤrde. Ein Koͤnig, der ſo viel Hang zum Bauen und ſoviel Geſchmack und Frey- gebigkeit dabey beweiſ't, wie der jetzige, duͤrfte dieſem nur folgen, ſo wuͤrde ſich ſeine Haupt- ſtadt bald uͤber die morſchen, bemoosten Huͤt- ten, die ſie noch verunſtalten, hinausſchwin- gen. Jn dieſem Falle wuͤrde Warſchau, wo nicht eine regelmaͤßige, doch eine glaͤnzende und geſchmackvolle Stadt werden *) *) Anmerk. Man vergeſſe nicht, daß ſeit dem Jahre 1793 viel Umſtaͤnde eingetreten ſind, die dieſe Be- merkungen, wo nicht ganz aufheben, doch ſehr ein- ſchraͤnken.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/139>, abgerufen am 27.04.2024.