ler, ohne Messer und Gabel, indem man sie ihren Fingern und Zähnen überläßt; hier ste- hen auch diejenigen Kaufleute, die man in Wien Greisler nennt, und die trockne Hül- senfrüchte, Salz, Käse, Butter, Eyer u. dergl. unter freyem Himmel feil haben; an beyden Seiten der daran stoßenden Langgasse bieten Obsthöcker und Trödler (die hier auch alte Bücher und Kupferstiche in ihr Gebiet gezo- gen haben) ihre Waaren feil; weiterhin, vor Tlomacki vorbey, geht der Bezirk der Ju- denschaft an, und man weiß, daß diese mit allem handeln, was alt ist; hier aber hat sie, während des Reichstages, die Erlaubniß, auch mit neuen Waaren in offenen Gewölben zu handeln, und man findet einen Theil der Se- natorenstraße ganz mit dergleichen besetzt. Jn diesen haben sie besonders Pelzwerk, Leinwand, Baumwollen-Seiden-Wollen-Waaren u.v.a. feil, und ihre Laden sind gewöhnlich mit Käu- fern angefüllt.
ler, ohne Meſſer und Gabel, indem man ſie ihren Fingern und Zaͤhnen uͤberlaͤßt; hier ſte- hen auch diejenigen Kaufleute, die man in Wien Greisler nennt, und die trockne Huͤl- ſenfruͤchte, Salz, Kaͤſe, Butter, Eyer u. dergl. unter freyem Himmel feil haben; an beyden Seiten der daran ſtoßenden Langgaſſe bieten Obſthoͤcker und Troͤdler (die hier auch alte Buͤcher und Kupferſtiche in ihr Gebiet gezo- gen haben) ihre Waaren feil; weiterhin, vor Tlomacki vorbey, geht der Bezirk der Ju- denſchaft an, und man weiß, daß dieſe mit allem handeln, was alt iſt; hier aber hat ſie, waͤhrend des Reichstages, die Erlaubniß, auch mit neuen Waaren in offenen Gewoͤlben zu handeln, und man findet einen Theil der Se- natorenſtraße ganz mit dergleichen beſetzt. Jn dieſen haben ſie beſonders Pelzwerk, Leinwand, Baumwollen-Seiden-Wollen-Waaren u.v.a. feil, und ihre Laden ſind gewoͤhnlich mit Kaͤu- fern angefuͤllt.
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ler, ohne Meſſer und Gabel, indem man ſie
ihren Fingern und Zaͤhnen uͤberlaͤßt; hier ſte-
hen auch diejenigen Kaufleute, die man in
Wien Greisler nennt, und die trockne Huͤl-
ſenfruͤchte, Salz, Kaͤſe, Butter, Eyer u. dergl.
unter freyem Himmel feil haben; an beyden
Seiten der daran ſtoßenden Langgaſſe bieten
Obſthoͤcker und Troͤdler (die hier auch alte
Buͤcher und Kupferſtiche in ihr Gebiet gezo-
gen haben) ihre Waaren feil; weiterhin, vor
Tlomacki vorbey, geht der Bezirk der Ju-
denſchaft an, und man weiß, daß dieſe mit
allem handeln, was alt iſt; hier aber hat ſie,
waͤhrend des Reichstages, die Erlaubniß, auch
mit neuen Waaren in offenen Gewoͤlben zu
handeln, und man findet einen Theil der Se-
natorenſtraße ganz mit dergleichen beſetzt. Jn
dieſen haben ſie beſonders Pelzwerk, Leinwand,
Baumwollen-Seiden-Wollen-Waaren u.v.a.
feil, und ihre Laden ſind gewoͤhnlich mit Kaͤu-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/136>, abgerufen am 22.07.2024.
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