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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Fall mit dem Pallaste Gurowski auf der
Straße Zakroschim, der, wie man mir gesagt
hat, von seinem Besitzer auf eine Karte gesetzt
und verloren wurde.

Der Kirchen giebt es, wie man leicht den-
ken kann, eine große Anzahl, und eine nicht
kleinere an Klöstern. Mehrere der erstern zeich-
nen sich durch Umfang und einen guten Ge-
schmack in der Bauart, und nur zwey oder
drey der letztern, durch Nutzbarkeit, aus.

Die Pfarrkirche zum heil. Kreutz
ist ein großes Gebäude, dessen Charakter aber
mehr Festigkeit und Dauer, als Leichtigkeit
und Geschmack zeigt. Beydes zu vereinigen
verstehen die neuern Baumeister sehr selten,
und diese Kunst scheint überhaupt mit den alten
Griechen und Römern, oder später, mit den
gothischen Wagehälsen in der Baukunst, ver-
loren gegangen zu seyn. Das Jnnere dieser
Kirche ist mehr finster als hell, und die plum-
pen Pfeiler, auf denen das Gewölbe ruhet,
drängen den Raum ungebührlich zusammen

Fall mit dem Pallaſte Gurowski auf der
Straße Zakroſchim, der, wie man mir geſagt
hat, von ſeinem Beſitzer auf eine Karte geſetzt
und verloren wurde.

Der Kirchen giebt es, wie man leicht den-
ken kann, eine große Anzahl, und eine nicht
kleinere an Kloͤſtern. Mehrere der erſtern zeich-
nen ſich durch Umfang und einen guten Ge-
ſchmack in der Bauart, und nur zwey oder
drey der letztern, durch Nutzbarkeit, aus.

Die Pfarrkirche zum heil. Kreutz
iſt ein großes Gebaͤude, deſſen Charakter aber
mehr Feſtigkeit und Dauer, als Leichtigkeit
und Geſchmack zeigt. Beydes zu vereinigen
verſtehen die neuern Baumeiſter ſehr ſelten,
und dieſe Kunſt ſcheint uͤberhaupt mit den alten
Griechen und Roͤmern, oder ſpaͤter, mit den
gothiſchen Wagehaͤlſen in der Baukunſt, ver-
loren gegangen zu ſeyn. Das Jnnere dieſer
Kirche iſt mehr finſter als hell, und die plum-
pen Pfeiler, auf denen das Gewoͤlbe ruhet,
draͤngen den Raum ungebuͤhrlich zuſammen

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[103/0121] Fall mit dem Pallaſte Gurowski auf der Straße Zakroſchim, der, wie man mir geſagt hat, von ſeinem Beſitzer auf eine Karte geſetzt und verloren wurde. Der Kirchen giebt es, wie man leicht den- ken kann, eine große Anzahl, und eine nicht kleinere an Kloͤſtern. Mehrere der erſtern zeich- nen ſich durch Umfang und einen guten Ge- ſchmack in der Bauart, und nur zwey oder drey der letztern, durch Nutzbarkeit, aus. Die Pfarrkirche zum heil. Kreutz iſt ein großes Gebaͤude, deſſen Charakter aber mehr Feſtigkeit und Dauer, als Leichtigkeit und Geſchmack zeigt. Beydes zu vereinigen verſtehen die neuern Baumeiſter ſehr ſelten, und dieſe Kunſt ſcheint uͤberhaupt mit den alten Griechen und Roͤmern, oder ſpaͤter, mit den gothiſchen Wagehaͤlſen in der Baukunſt, ver- loren gegangen zu ſeyn. Das Jnnere dieſer Kirche iſt mehr finſter als hell, und die plum- pen Pfeiler, auf denen das Gewoͤlbe ruhet, draͤngen den Raum ungebuͤhrlich zuſammen

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/121>, abgerufen am 27.04.2024.