acht Paoli, zwölf bis funfzehn nehmen und der Reisende darf sich nicht beschweren. Jch hatte um solch ein Bolletton geschrieben und es in Roveredo zu finden geglaubt, aber nicht gefunden. Dieser Umstand half mir nichts bey dem Postmeister in Peri. "Jch müßte Sie für acht Lire fahren," sagte er, "wenn Sie eins hätten; aber Sie haben keins! Da es mir also erlaubt ist, mehr zu nehmen, so kann ich nicht gegen meinen Vor- theil handeln, und ich muß mehr nehmen. Sie sollen aber sehen, daß Sie mit einem großmüthigen Venetianer zu thun haben. Jch verlange nur zwölf Paoli; dem Folgen- den müssen Sie funfzehn geben! Das sag' ich Jhnen vorher!"
Jn der besten Laune über seine ganz neue Art von Großmuth gab ich ihm die verlangten zwölf Paoli, und die übrigen drey einem Bettler, der neben mir stand; wobey ich ihm recht ernsthaft dankte, daß er mir Gelegenheit gäbe, gegen seinen armen Lands-
acht Paoli, zwoͤlf bis funfzehn nehmen und der Reiſende darf ſich nicht beſchweren. Jch hatte um ſolch ein Bolletton geſchrieben und es in Roveredo zu finden geglaubt, aber nicht gefunden. Dieſer Umſtand half mir nichts bey dem Poſtmeiſter in Peri. „Jch muͤßte Sie fuͤr acht Lire fahren,“ ſagte er, „wenn Sie eins haͤtten; aber Sie haben keins! Da es mir alſo erlaubt iſt, mehr zu nehmen, ſo kann ich nicht gegen meinen Vor- theil handeln, und ich muß mehr nehmen. Sie ſollen aber ſehen, daß Sie mit einem großmuͤthigen Venetianer zu thun haben. Jch verlange nur zwoͤlf Paoli; dem Folgen- den muͤſſen Sie funfzehn geben! Das ſag’ ich Jhnen vorher!“
Jn der beſten Laune uͤber ſeine ganz neue Art von Großmuth gab ich ihm die verlangten zwoͤlf Paoli, und die uͤbrigen drey einem Bettler, der neben mir ſtand; wobey ich ihm recht ernſthaft dankte, daß er mir Gelegenheit gaͤbe, gegen ſeinen armen Lands-
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acht Paoli, zwoͤlf bis funfzehn nehmen und
der Reiſende darf ſich nicht beſchweren. Jch
hatte um ſolch ein Bolletton geſchrieben und
es in Roveredo zu finden geglaubt, aber
nicht gefunden. Dieſer Umſtand half mir
nichts bey dem Poſtmeiſter in Peri. „Jch
muͤßte Sie fuͤr acht Lire fahren,“ ſagte er,
„wenn Sie eins haͤtten; aber Sie haben
keins! Da es mir alſo erlaubt iſt, mehr zu
nehmen, ſo kann ich nicht gegen meinen Vor-
theil handeln, und ich muß mehr nehmen.
Sie ſollen aber ſehen, daß Sie mit einem
großmuͤthigen Venetianer zu thun haben.
Jch verlange nur zwoͤlf Paoli; dem Folgen-
den muͤſſen Sie funfzehn geben! Das ſag’
ich Jhnen vorher!“
Jn der beſten Laune uͤber ſeine ganz
neue Art von Großmuth gab ich ihm die
verlangten zwoͤlf Paoli, und die uͤbrigen drey
einem Bettler, der neben mir ſtand; wobey
ich ihm recht ernſthaft dankte, daß er mir
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/69>, abgerufen am 16.02.2025.
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