am Wege einander gegen über stehende, und durch ein Wetterdach, das den Wagen Schutz giebt, mit einander verbundene Häuser. Aus dem einen trat mir ein Zollbedienter mit dem höflichsten Wesen entgegen, war völlig über- zeugt, daß ich keine verbotenen Waaren bey mir führte, und bat sich für diese Ueberzeu- gung, mit in dem Wagen gestreckter Hand und spielenden Fingern, "dalla bona grazia dell' excellentissimo Signor forestiero" -- ein kleines Geschenk aus. Dieser gab ihm eins; da es jener aber gern größer gehabt hätte und dies mit einem "e poco Excel- lenza!" deutlich zu erkennen gab; so erwie- derten die Exzellenz: "basta cosi, amico!" und fuhren hartherzig weiter nach Peri.
Dies ist ein unansehnlicher Flecken, wie ein paar andere, durch die ich, von Ala aus, im venetianischen Gebiete gekommen war. Das Aeußere dieser Oerter ist in der That höchst abschreckend. Sie sind ganz offen, ihre Häuser sind zwar gemauert, aber von eben
am Wege einander gegen uͤber ſtehende, und durch ein Wetterdach, das den Wagen Schutz giebt, mit einander verbundene Haͤuſer. Aus dem einen trat mir ein Zollbedienter mit dem hoͤflichſten Weſen entgegen, war voͤllig uͤber- zeugt, daß ich keine verbotenen Waaren bey mir fuͤhrte, und bat ſich fuͤr dieſe Ueberzeu- gung, mit in dem Wagen geſtreckter Hand und ſpielenden Fingern, „dalla bona grazia dell’ excellentissimo Signor forestiero“ — ein kleines Geſchenk aus. Dieſer gab ihm eins; da es jener aber gern groͤßer gehabt haͤtte und dies mit einem „è poco Excel- lenza!“ deutlich zu erkennen gab; ſo erwie- derten die Exzellenz: „basta così, amico!“ und fuhren hartherzig weiter nach Peri.
Dies iſt ein unanſehnlicher Flecken, wie ein paar andere, durch die ich, von Ala aus, im venetianiſchen Gebiete gekommen war. Das Aeußere dieſer Oerter iſt in der That hoͤchſt abſchreckend. Sie ſind ganz offen, ihre Haͤuſer ſind zwar gemauert, aber von eben
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am Wege einander gegen uͤber ſtehende, und
durch ein Wetterdach, das den Wagen Schutz
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dem einen trat mir ein Zollbedienter mit dem
hoͤflichſten Weſen entgegen, war voͤllig uͤber-
zeugt, daß ich keine verbotenen Waaren bey
mir fuͤhrte, und bat ſich fuͤr dieſe Ueberzeu-
gung, mit in dem Wagen geſtreckter Hand
und ſpielenden Fingern, „dalla bona grazia
dell’ excellentissimo Signor forestiero“ —
ein kleines Geſchenk aus. Dieſer gab ihm
eins; da es jener aber gern groͤßer gehabt
haͤtte und dies mit einem „è poco Excel-
lenza!“ deutlich zu erkennen gab; ſo erwie-
derten die Exzellenz: „basta così, amico!“
und fuhren hartherzig weiter nach Peri.
Dies iſt ein unanſehnlicher Flecken, wie
ein paar andere, durch die ich, von Ala aus,
im venetianiſchen Gebiete gekommen war.
Das Aeußere dieſer Oerter iſt in der That
hoͤchſt abſchreckend. Sie ſind ganz offen, ihre
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/64>, abgerufen am 16.02.2025.
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