Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

weder mit Maulbeerbäumen oder mit Wein
bepflanzt, oder mit grünenden Wiesen über-
zogen. Man schöpft freyern Athem, und es
wird einem um so behaglicher, da sich die
Berge immer mehr absenken und das Thal
sich merklich erweitert. So erreicht man die
nächste Post, Ala oder Hall (3 M.), eine
zwar kleine, aber lebhafte und wohlgebauete
Stadt, die durch ein in der Nähe befind-
liches, ergiebiges Salzwerk bekannt und die
letzte im österreichischen Gebiet ist. Nach ei-
ner halbstündigen Fahrt befindet man sich vor
der kaiserlichen Gränzmaut, wo man seinen
Paß vorzeigt und dem Zollbeamten versichert,
daß man nichts Mautbares führt, sodann ei-
nen Schlag zufahren läßt und jenseit der
Gränze ist.

Man sieht sich nun in Jtalien, und nichts
verändert sich, und doch ist alles anders als
in Deutschland. -- Diese Erscheinung hat
man den allmähligen Uebergängen zu danken,
welche die Natur überall so gern anbringt.

Siebentes Heft. D

weder mit Maulbeerbaͤumen oder mit Wein
bepflanzt, oder mit gruͤnenden Wieſen uͤber-
zogen. Man ſchoͤpft freyern Athem, und es
wird einem um ſo behaglicher, da ſich die
Berge immer mehr abſenken und das Thal
ſich merklich erweitert. So erreicht man die
naͤchſte Poſt, Ala oder Hall (3 M.), eine
zwar kleine, aber lebhafte und wohlgebauete
Stadt, die durch ein in der Naͤhe befind-
liches, ergiebiges Salzwerk bekannt und die
letzte im oͤſterreichiſchen Gebiet iſt. Nach ei-
ner halbſtuͤndigen Fahrt befindet man ſich vor
der kaiſerlichen Graͤnzmaut, wo man ſeinen
Paß vorzeigt und dem Zollbeamten verſichert,
daß man nichts Mautbares fuͤhrt, ſodann ei-
nen Schlag zufahren laͤßt und jenſeit der
Graͤnze iſt.

Man ſieht ſich nun in Jtalien, und nichts
veraͤndert ſich, und doch iſt alles anders als
in Deutſchland. — Dieſe Erſcheinung hat
man den allmaͤhligen Uebergaͤngen zu danken,
welche die Natur uͤberall ſo gern anbringt.

Siebentes Heft. D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0057" n="49"/>
weder mit Maulbeerba&#x0364;umen oder mit Wein<lb/>
bepflanzt, oder mit gru&#x0364;nenden Wie&#x017F;en u&#x0364;ber-<lb/>
zogen. Man &#x017F;cho&#x0364;pft freyern Athem, und es<lb/>
wird einem um &#x017F;o behaglicher, da &#x017F;ich die<lb/>
Berge immer mehr ab&#x017F;enken und das Thal<lb/>
&#x017F;ich merklich erweitert. So erreicht man die<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;te Po&#x017F;t, <hi rendition="#g">Ala</hi> oder <hi rendition="#g">Hall</hi> (3 M.), eine<lb/>
zwar kleine, aber lebhafte und wohlgebauete<lb/>
Stadt, die durch ein in der Na&#x0364;he befind-<lb/>
liches, ergiebiges Salzwerk bekannt und die<lb/>
letzte im o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;chen Gebiet i&#x017F;t. Nach ei-<lb/>
ner halb&#x017F;tu&#x0364;ndigen Fahrt befindet man &#x017F;ich vor<lb/>
der kai&#x017F;erlichen Gra&#x0364;nzmaut, wo man &#x017F;einen<lb/>
Paß vorzeigt und dem Zollbeamten ver&#x017F;ichert,<lb/>
daß man nichts Mautbares fu&#x0364;hrt, &#x017F;odann ei-<lb/>
nen Schlag zufahren la&#x0364;ßt und jen&#x017F;eit der<lb/>
Gra&#x0364;nze i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Man &#x017F;ieht &#x017F;ich nun in Jtalien, und nichts<lb/>
vera&#x0364;ndert &#x017F;ich, und doch i&#x017F;t alles anders als<lb/>
in Deut&#x017F;chland. &#x2014; Die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung hat<lb/>
man den allma&#x0364;hligen Ueberga&#x0364;ngen zu danken,<lb/>
welche die Natur u&#x0364;berall &#x017F;o gern anbringt.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Siebentes Heft. D</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0057] weder mit Maulbeerbaͤumen oder mit Wein bepflanzt, oder mit gruͤnenden Wieſen uͤber- zogen. Man ſchoͤpft freyern Athem, und es wird einem um ſo behaglicher, da ſich die Berge immer mehr abſenken und das Thal ſich merklich erweitert. So erreicht man die naͤchſte Poſt, Ala oder Hall (3 M.), eine zwar kleine, aber lebhafte und wohlgebauete Stadt, die durch ein in der Naͤhe befind- liches, ergiebiges Salzwerk bekannt und die letzte im oͤſterreichiſchen Gebiet iſt. Nach ei- ner halbſtuͤndigen Fahrt befindet man ſich vor der kaiſerlichen Graͤnzmaut, wo man ſeinen Paß vorzeigt und dem Zollbeamten verſichert, daß man nichts Mautbares fuͤhrt, ſodann ei- nen Schlag zufahren laͤßt und jenſeit der Graͤnze iſt. Man ſieht ſich nun in Jtalien, und nichts veraͤndert ſich, und doch iſt alles anders als in Deutſchland. — Dieſe Erſcheinung hat man den allmaͤhligen Uebergaͤngen zu danken, welche die Natur uͤberall ſo gern anbringt. Siebentes Heft. D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/57
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/57>, abgerufen am 05.05.2024.