davon angegeben. Man wird sie aber alle ohne Ausnahme mit großem Genuß selbst se- hen und überall die Spuren von dem Geiste ihres Urhebers wiederfinden.
Mir war der Nachmittag fast zu kurz ge- worden, um alles zu sehen, aber mein Reise- gefährt hatte nicht völlig drey Viertelstunden dazu gebraucht. Der Pallast war ihm zu klein, zu räucherig und zu unansehnlich, und nur der Umstand, den ich ihm aus meinem "Cicerone" zum besten gab -- "daß er Stu- terey und Marstall gewesen sey, ehe ihn Ju- lius umschuf" -- schien ihm in seinen Augen etwas mehr Merkwürdigkeit zu geben. So suchte er auch unter den Gemälden besonders die Thierstücke, und in diesen wiederum, die Pferde auf, über deren Bau und Stel- lung er dem Julius viel Einwendungen machte, die bey weitem nicht so gegründet waren, als diejenigen seyn würden, die Kenner des Schö- nen dem englischen Zeichner machen möchten, der einen spitzköpfigen Engländer, mit hervor-
davon angegeben. Man wird ſie aber alle ohne Ausnahme mit großem Genuß ſelbſt ſe- hen und uͤberall die Spuren von dem Geiſte ihres Urhebers wiederfinden.
Mir war der Nachmittag faſt zu kurz ge- worden, um alles zu ſehen, aber mein Reiſe- gefaͤhrt hatte nicht voͤllig drey Viertelſtunden dazu gebraucht. Der Pallaſt war ihm zu klein, zu raͤucherig und zu unanſehnlich, und nur der Umſtand, den ich ihm aus meinem „Cicerone“ zum beſten gab — „daß er Stu- terey und Marſtall geweſen ſey, ehe ihn Ju- lius umſchuf“ — ſchien ihm in ſeinen Augen etwas mehr Merkwuͤrdigkeit zu geben. So ſuchte er auch unter den Gemaͤlden beſonders die Thierſtuͤcke, und in dieſen wiederum, die Pferde auf, uͤber deren Bau und Stel- lung er dem Julius viel Einwendungen machte, die bey weitem nicht ſo gegruͤndet waren, als diejenigen ſeyn wuͤrden, die Kenner des Schoͤ- nen dem engliſchen Zeichner machen moͤchten, der einen ſpitzkoͤpfigen Englaͤnder, mit hervor-
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davon angegeben. Man wird ſie aber alle
ohne Ausnahme mit großem Genuß ſelbſt ſe-
hen und uͤberall die Spuren von dem Geiſte
ihres Urhebers wiederfinden.
Mir war der Nachmittag faſt zu kurz ge-
worden, um alles zu ſehen, aber mein Reiſe-
gefaͤhrt hatte nicht voͤllig drey Viertelſtunden
dazu gebraucht. Der Pallaſt war ihm zu
klein, zu raͤucherig und zu unanſehnlich, und
nur der Umſtand, den ich ihm aus meinem
„Cicerone“ zum beſten gab — „daß er Stu-
terey und Marſtall geweſen ſey, ehe ihn Ju-
lius umſchuf“ — ſchien ihm in ſeinen Augen
etwas mehr Merkwuͤrdigkeit zu geben. So
ſuchte er auch unter den Gemaͤlden beſonders
die Thierſtuͤcke, und in dieſen wiederum,
die Pferde auf, uͤber deren Bau und Stel-
lung er dem Julius viel Einwendungen machte,
die bey weitem nicht ſo gegruͤndet waren, als
diejenigen ſeyn wuͤrden, die Kenner des Schoͤ-
nen dem engliſchen Zeichner machen moͤchten,
der einen ſpitzkoͤpfigen Englaͤnder, mit hervor-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/225>, abgerufen am 16.02.2025.
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