Bühne, und knüpften eine förmliche Unter- haltung an. Der handelnde Schauspieler, war immer der einzige, der spielte. Dieser wechselseitige Mangel an Achtung verdirbt alle Vorstellungen. Bey den Zuschauern ent- steht er aus einer hergebrachten Sitte, im Schauspielhause Dinge zu treiben, die nicht dahin gehören, und diese Sitte entstand wahrscheinlich aus der Saumseligkeit und Ar- muth der Theaterunternehmer, die an neue Dekorationen und Schauspiele nicht dachten, oder nichts darauf verwenden konnten. Man führte während meiner Anwesenheit eine Operette, "la Pianella" (der Pantoffel) und nichts, als die Pianella, in dem großen Thea- ter auf, ungeachtet doch nur zwey kleine Arien darin waren, die dem Publikum gefie- len, was sich daraus schließen ließ, daß, so- bald sie vorkamen, der unsägliche Lärm im Parterre und das Geräusch in den Logen aufhörte. Diese Sächelchen mußten drey bis viermal wiederholt werden, und dann war es
Buͤhne, und knuͤpften eine foͤrmliche Unter- haltung an. Der handelnde Schauſpieler, war immer der einzige, der ſpielte. Dieſer wechſelſeitige Mangel an Achtung verdirbt alle Vorſtellungen. Bey den Zuſchauern ent- ſteht er aus einer hergebrachten Sitte, im Schauſpielhauſe Dinge zu treiben, die nicht dahin gehoͤren, und dieſe Sitte entſtand wahrſcheinlich aus der Saumſeligkeit und Ar- muth der Theaterunternehmer, die an neue Dekorationen und Schauſpiele nicht dachten, oder nichts darauf verwenden konnten. Man fuͤhrte waͤhrend meiner Anweſenheit eine Operette, „la Pianella“ (der Pantoffel) und nichts, als die Pianella, in dem großen Thea- ter auf, ungeachtet doch nur zwey kleine Arien darin waren, die dem Publikum gefie- len, was ſich daraus ſchließen ließ, daß, ſo- bald ſie vorkamen, der unſaͤgliche Laͤrm im Parterre und das Geraͤuſch in den Logen aufhoͤrte. Dieſe Saͤchelchen mußten drey bis viermal wiederholt werden, und dann war es
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Buͤhne, und knuͤpften eine foͤrmliche Unter-
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war immer der einzige, der ſpielte. Dieſer
wechſelſeitige Mangel an Achtung verdirbt
alle Vorſtellungen. Bey den Zuſchauern ent-
ſteht er aus einer hergebrachten Sitte, im
Schauſpielhauſe Dinge zu treiben, die nicht
dahin gehoͤren, und dieſe Sitte entſtand
wahrſcheinlich aus der Saumſeligkeit und Ar-
muth der Theaterunternehmer, die an neue
Dekorationen und Schauſpiele nicht dachten,
oder nichts darauf verwenden konnten. Man
fuͤhrte waͤhrend meiner Anweſenheit eine
Operette, „la Pianella“ (der Pantoffel) und
nichts, als die Pianella, in dem großen Thea-
ter auf, ungeachtet doch nur zwey kleine
Arien darin waren, die dem Publikum gefie-
len, was ſich daraus ſchließen ließ, daß, ſo-
bald ſie vorkamen, der unſaͤgliche Laͤrm im
Parterre und das Geraͤuſch in den Logen
aufhoͤrte. Dieſe Saͤchelchen mußten drey bis
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/190>, abgerufen am 01.05.2024.
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