Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

nachsagen möchte; denn dort bleibt er doch
wenigstens offen und natürlich. Wendet man
sich in Verona an unterrichtete Männer, um
eine Unterhaltung anzuknüpfen, so ist es nur
immer das Fach, das sie beschäftiget, worin
sie unterhaltungsfähig sind, und jede Abschwei-
fung von demselben macht sie untheilnehmend
und stumm. Solche Fächer sind in Verona
besonders schöne Künste und Alterthümer,
(vorzüglich veronesische) ferner Mathematik
und Naturgeschichte. Was aber in den letz-
teren seit Jahren im Auslande gethan und
erfunden ist, davon wissen sie wenig oder
nichts; so wie sie überhaupt in sogenannten
ultramontanischen Dingen in einem erstaunli-
chen Grade unwissend sind.

Was man in ältern Reisebeschreibungen,
mehr aber noch in den Romanen des vorigen
Jahrhunderts, von dem Geist der Galanterie
unter den italienischen Weibern, besonders de-
nen in Venedig und im Venetianischen, lie-
set, ist entweder nie in dem Grade wahr ge-

nachſagen moͤchte; denn dort bleibt er doch
wenigſtens offen und natuͤrlich. Wendet man
ſich in Verona an unterrichtete Maͤnner, um
eine Unterhaltung anzuknuͤpfen, ſo iſt es nur
immer das Fach, das ſie beſchaͤftiget, worin
ſie unterhaltungsfaͤhig ſind, und jede Abſchwei-
fung von demſelben macht ſie untheilnehmend
und ſtumm. Solche Faͤcher ſind in Verona
beſonders ſchoͤne Kuͤnſte und Alterthuͤmer,
(vorzuͤglich veroneſiſche) ferner Mathematik
und Naturgeſchichte. Was aber in den letz-
teren ſeit Jahren im Auslande gethan und
erfunden iſt, davon wiſſen ſie wenig oder
nichts; ſo wie ſie uͤberhaupt in ſogenannten
ultramontaniſchen Dingen in einem erſtaunli-
chen Grade unwiſſend ſind.

Was man in aͤltern Reiſebeſchreibungen,
mehr aber noch in den Romanen des vorigen
Jahrhunderts, von dem Geiſt der Galanterie
unter den italieniſchen Weibern, beſonders de-
nen in Venedig und im Venetianiſchen, lie-
ſet, iſt entweder nie in dem Grade wahr ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="178"/>
nach&#x017F;agen mo&#x0364;chte; denn dort bleibt er doch<lb/>
wenig&#x017F;tens offen und natu&#x0364;rlich. Wendet man<lb/>
&#x017F;ich in Verona an unterrichtete Ma&#x0364;nner, um<lb/>
eine Unterhaltung anzuknu&#x0364;pfen, &#x017F;o i&#x017F;t es nur<lb/>
immer das Fach, das &#x017F;ie be&#x017F;cha&#x0364;ftiget, worin<lb/>
&#x017F;ie unterhaltungsfa&#x0364;hig &#x017F;ind, und jede Ab&#x017F;chwei-<lb/>
fung von dem&#x017F;elben macht &#x017F;ie untheilnehmend<lb/>
und &#x017F;tumm. Solche Fa&#x0364;cher &#x017F;ind in Verona<lb/>
be&#x017F;onders &#x017F;cho&#x0364;ne Ku&#x0364;n&#x017F;te und Alterthu&#x0364;mer,<lb/>
(vorzu&#x0364;glich verone&#x017F;i&#x017F;che) ferner Mathematik<lb/>
und Naturge&#x017F;chichte. Was aber in den letz-<lb/>
teren &#x017F;eit Jahren im Auslande gethan und<lb/>
erfunden i&#x017F;t, davon wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wenig oder<lb/>
nichts; &#x017F;o wie &#x017F;ie u&#x0364;berhaupt in &#x017F;ogenannten<lb/>
ultramontani&#x017F;chen Dingen in einem er&#x017F;taunli-<lb/>
chen Grade unwi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Was man in a&#x0364;ltern Rei&#x017F;ebe&#x017F;chreibungen,<lb/>
mehr aber noch in den Romanen des vorigen<lb/>
Jahrhunderts, von dem Gei&#x017F;t der Galanterie<lb/>
unter den italieni&#x017F;chen Weibern, be&#x017F;onders de-<lb/>
nen in Venedig und im Venetiani&#x017F;chen, lie-<lb/>
&#x017F;et, i&#x017F;t entweder nie in dem Grade wahr ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0186] nachſagen moͤchte; denn dort bleibt er doch wenigſtens offen und natuͤrlich. Wendet man ſich in Verona an unterrichtete Maͤnner, um eine Unterhaltung anzuknuͤpfen, ſo iſt es nur immer das Fach, das ſie beſchaͤftiget, worin ſie unterhaltungsfaͤhig ſind, und jede Abſchwei- fung von demſelben macht ſie untheilnehmend und ſtumm. Solche Faͤcher ſind in Verona beſonders ſchoͤne Kuͤnſte und Alterthuͤmer, (vorzuͤglich veroneſiſche) ferner Mathematik und Naturgeſchichte. Was aber in den letz- teren ſeit Jahren im Auslande gethan und erfunden iſt, davon wiſſen ſie wenig oder nichts; ſo wie ſie uͤberhaupt in ſogenannten ultramontaniſchen Dingen in einem erſtaunli- chen Grade unwiſſend ſind. Was man in aͤltern Reiſebeſchreibungen, mehr aber noch in den Romanen des vorigen Jahrhunderts, von dem Geiſt der Galanterie unter den italieniſchen Weibern, beſonders de- nen in Venedig und im Venetianiſchen, lie- ſet, iſt entweder nie in dem Grade wahr ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/186
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/186>, abgerufen am 30.04.2024.