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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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man nicht das muthwillige und einseitige Auge
im Zaume halten müßte, damit es nicht über
der Menge von oft sehr lächerlichen und un-
anständigen Abstichen, sehr schöne und vollen-
dete Dinge übersieht oder verschmähet.

Die Plätze der Stadt sind, bis auf den
Platz Bra, mehr enge als geräumig, und
fallen altmodisch in die Augen, weil sie zum
Theil öffentliche Gebäude einschließen, deren
Anlage in sehr frühe Zeiten fällt. Dahin
gehören der Herrenplatz und der Kräu-
terplatz
.

Der Herrenplatz ist ein regelmäßiges Vier-
eck. Auf demselben steht der Stadtpallast,
ein altes Gebäude, mit einer geräumigen Loge,
und einem Engel und einer Maria in Bronze,
von dem veronesischen Künstler Campagna.
Anziehender sind die Bildsäulen einiger be-
rühmten, aus Verona gebürtigen, ältern Ge-
lehrten, welche die Stadt zu Ende des funf-
zehnten Jahrhunderts dort hat aufstellen las-
sen; es sind Katullus, Kornelius Ne-

man nicht das muthwillige und einſeitige Auge
im Zaume halten muͤßte, damit es nicht uͤber
der Menge von oft ſehr laͤcherlichen und un-
anſtaͤndigen Abſtichen, ſehr ſchoͤne und vollen-
dete Dinge uͤberſieht oder verſchmaͤhet.

Die Plaͤtze der Stadt ſind, bis auf den
Platz Bra, mehr enge als geraͤumig, und
fallen altmodiſch in die Augen, weil ſie zum
Theil oͤffentliche Gebaͤude einſchließen, deren
Anlage in ſehr fruͤhe Zeiten faͤllt. Dahin
gehoͤren der Herrenplatz und der Kraͤu-
terplatz
.

Der Herrenplatz iſt ein regelmaͤßiges Vier-
eck. Auf demſelben ſteht der Stadtpallaſt,
ein altes Gebaͤude, mit einer geraͤumigen Loge,
und einem Engel und einer Maria in Bronze,
von dem veroneſiſchen Kuͤnſtler Campagna.
Anziehender ſind die Bildſaͤulen einiger be-
ruͤhmten, aus Verona gebuͤrtigen, aͤltern Ge-
lehrten, welche die Stadt zu Ende des funf-
zehnten Jahrhunderts dort hat aufſtellen laſ-
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[92/0100] man nicht das muthwillige und einſeitige Auge im Zaume halten muͤßte, damit es nicht uͤber der Menge von oft ſehr laͤcherlichen und un- anſtaͤndigen Abſtichen, ſehr ſchoͤne und vollen- dete Dinge uͤberſieht oder verſchmaͤhet. Die Plaͤtze der Stadt ſind, bis auf den Platz Bra, mehr enge als geraͤumig, und fallen altmodiſch in die Augen, weil ſie zum Theil oͤffentliche Gebaͤude einſchließen, deren Anlage in ſehr fruͤhe Zeiten faͤllt. Dahin gehoͤren der Herrenplatz und der Kraͤu- terplatz. Der Herrenplatz iſt ein regelmaͤßiges Vier- eck. Auf demſelben ſteht der Stadtpallaſt, ein altes Gebaͤude, mit einer geraͤumigen Loge, und einem Engel und einer Maria in Bronze, von dem veroneſiſchen Kuͤnſtler Campagna. Anziehender ſind die Bildſaͤulen einiger be- ruͤhmten, aus Verona gebuͤrtigen, aͤltern Ge- lehrten, welche die Stadt zu Ende des funf- zehnten Jahrhunderts dort hat aufſtellen laſ- ſen; es ſind Katullus, Kornelius Ne-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/100>, abgerufen am 24.11.2024.