Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.schweifenden, bewußtlosen Sinnentaumels. *) Und Die *) Creuzer, a. a. O. B. III. P. 201.
ſchweifenden, bewußtloſen Sinnentaumels. *) Und Die *) Creuzer, a. a. O. B. III. P. 201.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> ſchweifenden, bewußtloſen Sinnentaumels. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Creuzer,</hi> a. a. O. B. <hi rendition="#aq">III.</hi> P. 201.</note> Und<lb/> noch immer liegen ſich beyde Extreme fuͤrchterlich nahe.<lb/> Ein aufmerkſameres Studium der Selbſtbekenntniſſe<lb/> und Lebensbeſchreibungen jener innigeren Menſchen,<lb/> welche ein ganzes Leben hindurch den Kampf um re-<lb/> ligioͤſe Vollendung gekaͤmpft haben, belehrt uns: daß<lb/> gerade die Seelen mit den gluͤhendſten Verſuchungen<lb/> und inneren Anregungen zur ſinnlichen Luſt zu ſtreiten<lb/> hatten, welche am oͤfteſten und maͤchtigſten den ſeligen<lb/> Genuß geiſtiger Freuden und den Himmel eines goͤtt-<lb/> lichen Entzuͤckens empfunden. Und doch ſind dieſe mil-<lb/> den, waͤrmenden Strahlen einer hoͤheren Sonne, dem<lb/> Erwachen des geiſtigen Lebens ſo noͤthig — ſind ſeine<lb/> erſte Nahrung. Schon aus einem andern Kreiſe iſt<lb/> es bekannt, daß faſt alle groͤßere Komiker, neben ih-<lb/> rem Talent zum Komiſchen, einen tiefen Hang zum<lb/> Ernſt, zur Schwermuth hatten, wie unter andern<lb/> Arioſts Lebensgeſchichte bezeugt, und umgekehrt zeigt<lb/> ſich auch bey dem tieferen Talent zum Tragiſchen, zu-<lb/> gleich jenes zum Komiſchen. — Mit der obenerwaͤhn-<lb/> ten Erfahrung verwandt iſt auch jene, nach welcher<lb/> oͤfters gerade die Kinder der innigſten und beſten El-<lb/> tern den ausgezeichneteſten Hang zu wilden Ausbruͤchen<lb/> verrathen. — Fanatiſche Grauſamkeit und andere Aus-<lb/> ſchweifungen jener Art, haben ſich auch noch in neue-<lb/> rer Zeit am leichteſten an jenen Cultus geknuͤpft, da<lb/> die ſich ſelber entfremdete Seele durch maͤchtige Gefuͤhle<lb/> aller Art zu erwecken, und an die Ruͤckkehr in ihre<lb/> Heimath zu erinnern pflegt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
ſchweifenden, bewußtloſen Sinnentaumels. *) Und
noch immer liegen ſich beyde Extreme fuͤrchterlich nahe.
Ein aufmerkſameres Studium der Selbſtbekenntniſſe
und Lebensbeſchreibungen jener innigeren Menſchen,
welche ein ganzes Leben hindurch den Kampf um re-
ligioͤſe Vollendung gekaͤmpft haben, belehrt uns: daß
gerade die Seelen mit den gluͤhendſten Verſuchungen
und inneren Anregungen zur ſinnlichen Luſt zu ſtreiten
hatten, welche am oͤfteſten und maͤchtigſten den ſeligen
Genuß geiſtiger Freuden und den Himmel eines goͤtt-
lichen Entzuͤckens empfunden. Und doch ſind dieſe mil-
den, waͤrmenden Strahlen einer hoͤheren Sonne, dem
Erwachen des geiſtigen Lebens ſo noͤthig — ſind ſeine
erſte Nahrung. Schon aus einem andern Kreiſe iſt
es bekannt, daß faſt alle groͤßere Komiker, neben ih-
rem Talent zum Komiſchen, einen tiefen Hang zum
Ernſt, zur Schwermuth hatten, wie unter andern
Arioſts Lebensgeſchichte bezeugt, und umgekehrt zeigt
ſich auch bey dem tieferen Talent zum Tragiſchen, zu-
gleich jenes zum Komiſchen. — Mit der obenerwaͤhn-
ten Erfahrung verwandt iſt auch jene, nach welcher
oͤfters gerade die Kinder der innigſten und beſten El-
tern den ausgezeichneteſten Hang zu wilden Ausbruͤchen
verrathen. — Fanatiſche Grauſamkeit und andere Aus-
ſchweifungen jener Art, haben ſich auch noch in neue-
rer Zeit am leichteſten an jenen Cultus geknuͤpft, da
die ſich ſelber entfremdete Seele durch maͤchtige Gefuͤhle
aller Art zu erwecken, und an die Ruͤckkehr in ihre
Heimath zu erinnern pflegt.
Die
*) Creuzer, a. a. O. B. III. P. 201.
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