Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.sprache. Auch dieser Sprache gehet der schon früher Das Bild einer einzelnen Handlung oder eines wur- *) Stillings kleine gesammelte Schriften 1ter Band. 5
ſprache. Auch dieſer Sprache gehet der ſchon fruͤher Das Bild einer einzelnen Handlung oder eines wur- *) Stillings kleine geſammelte Schriften 1ter Band. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="65"/> ſprache. Auch dieſer Sprache gehet der ſchon fruͤher<lb/> erwaͤhnte Character einer allgemeinen Verſtaͤndlichkeit<lb/> nicht ab. Das Bild des Ermordeten, welches einem<lb/> gewiſſen Mahler, der der Moͤrder war, uͤberall nach-<lb/> folgte, uͤberall begegnete, traͤumend und wachend mit<lb/> furchtbarem, ſtillem Ernſt ins Geſicht ſchaute, hatte,<lb/> als es von jenem gemahlt war, fuͤr Jeden den es ſa-<lb/> he, ohne nur das Mindeſte von der Veranlaſſung zu<lb/> wiſſen, etwas Unheimliches, Furcht- und Grauſen-<lb/> Erregendes. Und doch war es dem Anſehen nach<lb/> nur das Portraͤt eines ſchoͤnen, wohlgekleideten, etwas<lb/> ernſt blickenden Mannes von mittleren Jahren. <note place="foot" n="*)">Stillings kleine geſammelte Schriften 1ter Band.</note><lb/> Bekannt iſt auch in jener Hinſicht die Wirkung der<lb/> Toͤne und Worte, welche religioͤſe Melancholie aus-<lb/> preßte, auf Andre.</p><lb/> <p>Das Bild einer einzelnen Handlung oder eines<lb/> einzelnen Nebenumſtandes derſelben iſt es, welches<lb/> Verbrecher oͤfters als marternde Furie lange Jahre be-<lb/> gleitet. Viele haben erzaͤhlt, wie das Wimmern des<lb/> Ermordeten, das Bild einer gewiſſen Gegend, worin<lb/> die Handlung geſchahe, das Blut, das ſie immer noch<lb/> an ihren Haͤnden oder an dem Orte, wo es vergoſſen<lb/> worden, zu ſehen glaubten, ſie wachend und traͤumend<lb/> nie verlaſſen habe, und ihnen bis an die todesſtunde<lb/> oder die Stunde des beſſeren Beſinnens gefolgt ſey.<lb/> Eben ſo begleiteten auch zuweilen die Bilder und Em-<lb/> pfindungen der beſſeren Stunden und Handlungen die<lb/> Seele, wie ein guter Engel durchs ganze Leben, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5</fw><fw place="bottom" type="catch">wur-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
ſprache. Auch dieſer Sprache gehet der ſchon fruͤher
erwaͤhnte Character einer allgemeinen Verſtaͤndlichkeit
nicht ab. Das Bild des Ermordeten, welches einem
gewiſſen Mahler, der der Moͤrder war, uͤberall nach-
folgte, uͤberall begegnete, traͤumend und wachend mit
furchtbarem, ſtillem Ernſt ins Geſicht ſchaute, hatte,
als es von jenem gemahlt war, fuͤr Jeden den es ſa-
he, ohne nur das Mindeſte von der Veranlaſſung zu
wiſſen, etwas Unheimliches, Furcht- und Grauſen-
Erregendes. Und doch war es dem Anſehen nach
nur das Portraͤt eines ſchoͤnen, wohlgekleideten, etwas
ernſt blickenden Mannes von mittleren Jahren. *)
Bekannt iſt auch in jener Hinſicht die Wirkung der
Toͤne und Worte, welche religioͤſe Melancholie aus-
preßte, auf Andre.
Das Bild einer einzelnen Handlung oder eines
einzelnen Nebenumſtandes derſelben iſt es, welches
Verbrecher oͤfters als marternde Furie lange Jahre be-
gleitet. Viele haben erzaͤhlt, wie das Wimmern des
Ermordeten, das Bild einer gewiſſen Gegend, worin
die Handlung geſchahe, das Blut, das ſie immer noch
an ihren Haͤnden oder an dem Orte, wo es vergoſſen
worden, zu ſehen glaubten, ſie wachend und traͤumend
nie verlaſſen habe, und ihnen bis an die todesſtunde
oder die Stunde des beſſeren Beſinnens gefolgt ſey.
Eben ſo begleiteten auch zuweilen die Bilder und Em-
pfindungen der beſſeren Stunden und Handlungen die
Seele, wie ein guter Engel durchs ganze Leben, und
wur-
*) Stillings kleine geſammelte Schriften 1ter Band.
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