zwischen zwey Personen verschiedenen Geschlechts be- zeichnet.
Es ist wohl möglich, daß der größte Theil der hier gegebenen Beyspiele von Traumbildern, zu dem oben erwähnten platten oder niedern Dialect der Traumsprache gehören; indeß hat man über diesen die meisten Beobachtungen. Der höhere Dialect scheint ganz mit jener Sprache übereinzustimmen, von welcher im nächsten Abschnitte die Rede seyn wird. Beyde stehen übrigens in der genauesten Verwand- schaft mit einander, und einer ist aus dem andern verständlich.
Die Bedeutung jener Traumhieroglyphen, ist zu- nächst an vorhersagenden Träumen erforscht worden. Jene prophetische Combinationsgabe übt indeß die Seele nicht in allen, und selbst nicht in den meisten Träumen aus, eben so wie sie auch im Wachen nicht minder oft an das denkt, was vergangen, oder mit ihren gegenwärtigen Wünschen und Bedürfnissen in Beziehung ist, als an das, was sie künftig thun und genießen will. Außerdem ist ein großer Theil unsrer Träume, wie ein großer Theil unsrer Gespräche beym Wachen, ein leeres, bedeutungsloses Gewäsch, und zuweilen hält sich die Seele für das überflüßige Spre- chen, was ihr im Wachen versagt ist, im Traume schadlos, eben so wie sie umgekehrt bey jenen tieferen Seelen, denen im Wachen das Organ zu fehlen scheint, im Traume sich gewaltiger und gehaltreicher ausdrückt als im Wachen. Wir bemerken indeß auch in den nicht prophetischen Träumen, daß sich die Seele
Es iſt wohl moͤglich, daß der groͤßte Theil der hier gegebenen Beyſpiele von Traumbildern, zu dem oben erwaͤhnten platten oder niedern Dialect der Traumſprache gehoͤren; indeß hat man uͤber dieſen die meiſten Beobachtungen. Der hoͤhere Dialect ſcheint ganz mit jener Sprache uͤbereinzuſtimmen, von welcher im naͤchſten Abſchnitte die Rede ſeyn wird. Beyde ſtehen uͤbrigens in der genaueſten Verwand- ſchaft mit einander, und einer iſt aus dem andern verſtaͤndlich.
Die Bedeutung jener Traumhieroglyphen, iſt zu- naͤchſt an vorherſagenden Traͤumen erforſcht worden. Jene prophetiſche Combinationsgabe uͤbt indeß die Seele nicht in allen, und ſelbſt nicht in den meiſten Traͤumen aus, eben ſo wie ſie auch im Wachen nicht minder oft an das denkt, was vergangen, oder mit ihren gegenwaͤrtigen Wuͤnſchen und Beduͤrfniſſen in Beziehung iſt, als an das, was ſie kuͤnftig thun und genießen will. Außerdem iſt ein großer Theil unſrer Traͤume, wie ein großer Theil unſrer Geſpraͤche beym Wachen, ein leeres, bedeutungsloſes Gewaͤſch, und zuweilen haͤlt ſich die Seele fuͤr das uͤberfluͤßige Spre- chen, was ihr im Wachen verſagt iſt, im Traume ſchadlos, eben ſo wie ſie umgekehrt bey jenen tieferen Seelen, denen im Wachen das Organ zu fehlen ſcheint, im Traume ſich gewaltiger und gehaltreicher ausdruͤckt als im Wachen. Wir bemerken indeß auch in den nicht prophetiſchen Traͤumen, daß ſich die Seele
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[11/0021]
zwiſchen zwey Perſonen verſchiedenen Geſchlechts be-
zeichnet.
Es iſt wohl moͤglich, daß der groͤßte Theil der
hier gegebenen Beyſpiele von Traumbildern, zu dem
oben erwaͤhnten platten oder niedern Dialect der
Traumſprache gehoͤren; indeß hat man uͤber dieſen
die meiſten Beobachtungen. Der hoͤhere Dialect
ſcheint ganz mit jener Sprache uͤbereinzuſtimmen, von
welcher im naͤchſten Abſchnitte die Rede ſeyn wird.
Beyde ſtehen uͤbrigens in der genaueſten Verwand-
ſchaft mit einander, und einer iſt aus dem andern
verſtaͤndlich.
Die Bedeutung jener Traumhieroglyphen, iſt zu-
naͤchſt an vorherſagenden Traͤumen erforſcht worden.
Jene prophetiſche Combinationsgabe uͤbt indeß die
Seele nicht in allen, und ſelbſt nicht in den meiſten
Traͤumen aus, eben ſo wie ſie auch im Wachen nicht
minder oft an das denkt, was vergangen, oder mit
ihren gegenwaͤrtigen Wuͤnſchen und Beduͤrfniſſen in
Beziehung iſt, als an das, was ſie kuͤnftig thun und
genießen will. Außerdem iſt ein großer Theil unſrer
Traͤume, wie ein großer Theil unſrer Geſpraͤche beym
Wachen, ein leeres, bedeutungsloſes Gewaͤſch, und
zuweilen haͤlt ſich die Seele fuͤr das uͤberfluͤßige Spre-
chen, was ihr im Wachen verſagt iſt, im Traume
ſchadlos, eben ſo wie ſie umgekehrt bey jenen tieferen
Seelen, denen im Wachen das Organ zu fehlen
ſcheint, im Traume ſich gewaltiger und gehaltreicher
ausdruͤckt als im Wachen. Wir bemerken indeß auch
in den nicht prophetiſchen Traͤumen, daß ſich die Seele
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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/21>, abgerufen am 05.07.2024.
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