Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.Eine Sprache haben, die aus dem geistigen Reprodu- sich
Eine Sprache haben, die aus dem geiſtigen Reprodu- ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote><pb facs="#f0104" n="94"/> Eine Sprache haben, die aus dem geiſtigen Reprodu-<lb/> ziren der Ideen beſteht, welche in der geiſtigen Welt<lb/> wie Worte vernommen werden. Mir wurde geſagt,<lb/> daß jene Geiſter dadurch ihre Gedanken, die ſie auf<lb/> gewiſſe Weiſe durch die Lippen und das Angeſicht aus-<lb/> druͤcken, andern entziehen, daß ſie ſich dabey kuͤnſtlich<lb/> frey von Ruͤhrung und dem inneren Gefuͤhle deſſen<lb/> was ſie ſprechen erhalten. Denn weil der Gedanke<lb/> nur aus dem Gefuͤhle lebt, kann derſelbe nur durchs<lb/> Gefuͤhl ſich Andern offenbaren und er bleibt dieſen<lb/> verſchloſſen, wenn die Rede als bloße Bewegung der<lb/> Lippen und Geſichtszuͤge durch Entfernung der Ruͤh-<lb/> rungen entſeelt und getoͤdtet wird. Es ſind dieſes<lb/> ſolche Einwohner des Mars, welche das himmliſche<lb/> Leben in die Erkenntniß allein, und nicht in das Le-<lb/> ben der Liebe ſetzen, doch ſind nicht alle Einwohner<lb/> jener Welt ſo. Jene behalten ihre todte Sprache<lb/> auch als Geiſter bey. Jedoch, ſo ſehr ſie meynen<lb/> Andern unverſtaͤndlich zu ſeyn, werden ſie doch in ih-<lb/> ren geheimſten Gedanken, von den Geiſtern einer hoͤ-<lb/> heren Ordnung (den zu Engeln gewordenen) durch-<lb/> ſchauet. Von dieſen wurde ihnen geſagt, daß es boͤ-<lb/> ſe ſey, das Innerliche alſo zu verſchließen, und da-<lb/> von auf das Aeußerliche abzuweichen, vornehmlich,<lb/> weil es Falſchheit ſey, alſo zu reden, und Mangel<lb/> an Wahrheit. Denn die, welche wahr ſind, wollen<lb/> nichts reden und denken, als was Alle, auch der<lb/> ganze Himmel wiſſen moͤchten, die dieß nicht wollen,<lb/> denken nur wohl von ſich, und uͤbel von Andern, zu-<lb/> letzt ſelbſt vom Herrn. Es wurde mir geſagt, daß<lb/> diejenigen, welche auf ſolche Weiſe in Kenntniſſen al-<lb/> lein, und in keinem Leben der Liebe ſtehen, und welche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
Eine Sprache haben, die aus dem geiſtigen Reprodu-
ziren der Ideen beſteht, welche in der geiſtigen Welt
wie Worte vernommen werden. Mir wurde geſagt,
daß jene Geiſter dadurch ihre Gedanken, die ſie auf
gewiſſe Weiſe durch die Lippen und das Angeſicht aus-
druͤcken, andern entziehen, daß ſie ſich dabey kuͤnſtlich
frey von Ruͤhrung und dem inneren Gefuͤhle deſſen
was ſie ſprechen erhalten. Denn weil der Gedanke
nur aus dem Gefuͤhle lebt, kann derſelbe nur durchs
Gefuͤhl ſich Andern offenbaren und er bleibt dieſen
verſchloſſen, wenn die Rede als bloße Bewegung der
Lippen und Geſichtszuͤge durch Entfernung der Ruͤh-
rungen entſeelt und getoͤdtet wird. Es ſind dieſes
ſolche Einwohner des Mars, welche das himmliſche
Leben in die Erkenntniß allein, und nicht in das Le-
ben der Liebe ſetzen, doch ſind nicht alle Einwohner
jener Welt ſo. Jene behalten ihre todte Sprache
auch als Geiſter bey. Jedoch, ſo ſehr ſie meynen
Andern unverſtaͤndlich zu ſeyn, werden ſie doch in ih-
ren geheimſten Gedanken, von den Geiſtern einer hoͤ-
heren Ordnung (den zu Engeln gewordenen) durch-
ſchauet. Von dieſen wurde ihnen geſagt, daß es boͤ-
ſe ſey, das Innerliche alſo zu verſchließen, und da-
von auf das Aeußerliche abzuweichen, vornehmlich,
weil es Falſchheit ſey, alſo zu reden, und Mangel
an Wahrheit. Denn die, welche wahr ſind, wollen
nichts reden und denken, als was Alle, auch der
ganze Himmel wiſſen moͤchten, die dieß nicht wollen,
denken nur wohl von ſich, und uͤbel von Andern, zu-
letzt ſelbſt vom Herrn. Es wurde mir geſagt, daß
diejenigen, welche auf ſolche Weiſe in Kenntniſſen al-
lein, und in keinem Leben der Liebe ſtehen, und welche
ſich
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