Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Versuchung, bey den Alten Kenntnisse der wahren Größe
und Dichtigkeit dieses Weltkörpers vorauszusetzen,
und nicht minder lassen, wie schon erwähnt, die so oft
gebrauchten Zahlen 216 und 432 auf eine Kenntniß des
Halbmessers der Sonne und des Mondes schließen, ob-
gleich diese Vermuthung auf der andern Seite wieder
entkräftet wird, wenn man findet, daß dieselben
Egypter und Indier (freylich wohl immer die späteren)
jene den Mond nur 49 Meilen von der Erde entfernt,
diese den Mond ferner glaubten als die Sonne. Es
ist aber auch leicht möglich, daß diese Zahlen aus and-
ren noch unbestimmten Verhältnissen der Erde zu jenen
Weltkörpern entlehnt sind, in denen sie sich (wie
schon die magnetische Periode vermuthen läßt) wieder-
finden, und vielleicht wird uns ihre Erforschung in
der Folge noch von der größten Wichtigkeit seyn.

Wenn auch die Astronomie im engern Sinne, und
zwar in einer Vollendung wie sie bey uns nach einigen
Seiten hin kaum jetzt noch erreichte, am deutlichsten
aus der Kulturgeschichte des frühesten Alterthums her-
vorblickt, und das höchste Lebenswerk des damaligen
Menschengeschlechts gewesen scheint, sind doch nächst
ihr auch Spuren in der Geschichte jener Vorzeit ent-
halten, welche auf eine ähnliche fleißige Ausübung
und Kenntniß auch andrer Naturwissenschaften schließen
lassen. Nächst den Verhältnissen seines Planeten zu
andern Weltkörpern, hat sich der menschliche Geist
von Anfang auf die Geschichte der Erde selber gewen-

Verſuchung, bey den Alten Kenntniſſe der wahren Groͤße
und Dichtigkeit dieſes Weltkoͤrpers vorauszuſetzen,
und nicht minder laſſen, wie ſchon erwaͤhnt, die ſo oft
gebrauchten Zahlen 216 und 432 auf eine Kenntniß des
Halbmeſſers der Sonne und des Mondes ſchließen, ob-
gleich dieſe Vermuthung auf der andern Seite wieder
entkraͤftet wird, wenn man findet, daß dieſelben
Egypter und Indier (freylich wohl immer die ſpaͤteren)
jene den Mond nur 49 Meilen von der Erde entfernt,
dieſe den Mond ferner glaubten als die Sonne. Es
iſt aber auch leicht moͤglich, daß dieſe Zahlen aus and-
ren noch unbeſtimmten Verhaͤltniſſen der Erde zu jenen
Weltkoͤrpern entlehnt ſind, in denen ſie ſich (wie
ſchon die magnetiſche Periode vermuthen laͤßt) wieder-
finden, und vielleicht wird uns ihre Erforſchung in
der Folge noch von der groͤßten Wichtigkeit ſeyn.

Wenn auch die Aſtronomie im engern Sinne, und
zwar in einer Vollendung wie ſie bey uns nach einigen
Seiten hin kaum jetzt noch erreichte, am deutlichſten
aus der Kulturgeſchichte des fruͤheſten Alterthums her-
vorblickt, und das hoͤchſte Lebenswerk des damaligen
Menſchengeſchlechts geweſen ſcheint, ſind doch naͤchſt
ihr auch Spuren in der Geſchichte jener Vorzeit ent-
halten, welche auf eine aͤhnliche fleißige Ausuͤbung
und Kenntniß auch andrer Naturwiſſenſchaften ſchließen
laſſen. Naͤchſt den Verhaͤltniſſen ſeines Planeten zu
andern Weltkoͤrpern, hat ſich der menſchliche Geiſt
von Anfang auf die Geſchichte der Erde ſelber gewen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="45"/>
Ver&#x017F;uchung, bey den Alten Kenntni&#x017F;&#x017F;e der wahren Gro&#x0364;ße<lb/>
und Dichtigkeit die&#x017F;es Weltko&#x0364;rpers vorauszu&#x017F;etzen,<lb/>
und nicht minder la&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;chon erwa&#x0364;hnt, die &#x017F;o oft<lb/>
gebrauchten Zahlen 216 und 432 auf eine Kenntniß des<lb/>
Halbme&#x017F;&#x017F;ers der Sonne und des Mondes &#x017F;chließen, ob-<lb/>
gleich die&#x017F;e Vermuthung auf der andern Seite wieder<lb/>
entkra&#x0364;ftet wird, wenn man findet, daß die&#x017F;elben<lb/>
Egypter und Indier (freylich wohl immer die &#x017F;pa&#x0364;teren)<lb/>
jene den Mond nur 49 Meilen von der Erde entfernt,<lb/>
die&#x017F;e den Mond ferner glaubten als die Sonne. Es<lb/>
i&#x017F;t aber auch leicht mo&#x0364;glich, daß die&#x017F;e Zahlen aus and-<lb/>
ren noch unbe&#x017F;timmten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der Erde zu jenen<lb/>
Weltko&#x0364;rpern entlehnt &#x017F;ind, in denen &#x017F;ie &#x017F;ich (wie<lb/>
&#x017F;chon die magneti&#x017F;che Periode vermuthen la&#x0364;ßt) wieder-<lb/>
finden, und vielleicht wird uns ihre Erfor&#x017F;chung in<lb/>
der Folge noch von der gro&#x0364;ßten Wichtigkeit &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Wenn auch die A&#x017F;tronomie im engern Sinne, und<lb/>
zwar in einer Vollendung wie &#x017F;ie bey uns nach einigen<lb/>
Seiten hin kaum jetzt noch erreichte, am deutlich&#x017F;ten<lb/>
aus der Kulturge&#x017F;chichte des fru&#x0364;he&#x017F;ten Alterthums her-<lb/>
vorblickt, und das ho&#x0364;ch&#x017F;te Lebenswerk des damaligen<lb/>
Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechts gewe&#x017F;en &#x017F;cheint, &#x017F;ind doch na&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
ihr auch Spuren in der Ge&#x017F;chichte jener Vorzeit ent-<lb/>
halten, welche auf eine a&#x0364;hnliche fleißige Ausu&#x0364;bung<lb/>
und Kenntniß auch andrer Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften &#x017F;chließen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Na&#x0364;ch&#x017F;t den Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eines Planeten zu<lb/>
andern Weltko&#x0364;rpern, hat &#x017F;ich der men&#x017F;chliche Gei&#x017F;t<lb/>
von Anfang auf die Ge&#x017F;chichte der Erde &#x017F;elber gewen-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0059] Verſuchung, bey den Alten Kenntniſſe der wahren Groͤße und Dichtigkeit dieſes Weltkoͤrpers vorauszuſetzen, und nicht minder laſſen, wie ſchon erwaͤhnt, die ſo oft gebrauchten Zahlen 216 und 432 auf eine Kenntniß des Halbmeſſers der Sonne und des Mondes ſchließen, ob- gleich dieſe Vermuthung auf der andern Seite wieder entkraͤftet wird, wenn man findet, daß dieſelben Egypter und Indier (freylich wohl immer die ſpaͤteren) jene den Mond nur 49 Meilen von der Erde entfernt, dieſe den Mond ferner glaubten als die Sonne. Es iſt aber auch leicht moͤglich, daß dieſe Zahlen aus and- ren noch unbeſtimmten Verhaͤltniſſen der Erde zu jenen Weltkoͤrpern entlehnt ſind, in denen ſie ſich (wie ſchon die magnetiſche Periode vermuthen laͤßt) wieder- finden, und vielleicht wird uns ihre Erforſchung in der Folge noch von der groͤßten Wichtigkeit ſeyn. Wenn auch die Aſtronomie im engern Sinne, und zwar in einer Vollendung wie ſie bey uns nach einigen Seiten hin kaum jetzt noch erreichte, am deutlichſten aus der Kulturgeſchichte des fruͤheſten Alterthums her- vorblickt, und das hoͤchſte Lebenswerk des damaligen Menſchengeſchlechts geweſen ſcheint, ſind doch naͤchſt ihr auch Spuren in der Geſchichte jener Vorzeit ent- halten, welche auf eine aͤhnliche fleißige Ausuͤbung und Kenntniß auch andrer Naturwiſſenſchaften ſchließen laſſen. Naͤchſt den Verhaͤltniſſen ſeines Planeten zu andern Weltkoͤrpern, hat ſich der menſchliche Geiſt von Anfang auf die Geſchichte der Erde ſelber gewen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/59
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/59>, abgerufen am 23.11.2024.