Eigenschaft eines Telescops, die Gegenstände näher zu bringen, bemerkten. Ich habe in meiner schon angeführten Schrift diese glückliche Scharfsichtigkeit der Vorwelt aus der damaligen Beschaffenheit der At- mosphäre hergeleitet.
Andre Kenntnisse scheinen an verschiedene Völker vertheilt, und nach Baillys Meynung erscheinen diese wie Bruchstücke aus dem großen Ganzen einer frühen Theorie, welche Einem Urvolk eigenthümlich war, dessen nach verschiedenen Gegenden auswandernden Stämme, einige diese, andre jene Resultate oder Re- geln einer vollenderen Theorie mit sich führten. Wie von einer Verschiedenheit der innern Naturanlage ge- trieben, finden wir die einen Völker blos Sonnen-an- dre blos Mondfinsternisse beobachten (jene die Chineser, diese die Chaldäer, in Indien u. a. beyde) so wie eini- ge Völker sich vorzüglich Einen Planeten wählten, des- sen Lauf und übrige Verhältnisse sie beständig beobach- teten. (die Chaldäer den Saturn.)
Gewiß ist es, daß selbst da, wo jene Ueberreste einer alten Astronomie noch am vielseitigsten und vol- lendetsten vorhanden sind, ihre wahre Bedeutung für unsre jetzigen Kenntnisse nur erst sehr dunkel aus den Irrthümern der späteren Zeit hervortritt. Wenn man liest, daß die Egypter den Mond für den 72sten Theil der Erde hielten, da seine Masse nach Bernoulli wirk- lich der 71ste Theil der Erdmasse ist, kömmt man in
Eigenſchaft eines Teleſcops, die Gegenſtaͤnde naͤher zu bringen, bemerkten. Ich habe in meiner ſchon angefuͤhrten Schrift dieſe gluͤckliche Scharfſichtigkeit der Vorwelt aus der damaligen Beſchaffenheit der At- mosphaͤre hergeleitet.
Andre Kenntniſſe ſcheinen an verſchiedene Voͤlker vertheilt, und nach Baillys Meynung erſcheinen dieſe wie Bruchſtuͤcke aus dem großen Ganzen einer fruͤhen Theorie, welche Einem Urvolk eigenthuͤmlich war, deſſen nach verſchiedenen Gegenden auswandernden Staͤmme, einige dieſe, andre jene Reſultate oder Re- geln einer vollenderen Theorie mit ſich fuͤhrten. Wie von einer Verſchiedenheit der innern Naturanlage ge- trieben, finden wir die einen Voͤlker blos Sonnen-an- dre blos Mondfinſterniſſe beobachten (jene die Chineſer, dieſe die Chaldaͤer, in Indien u. a. beyde) ſo wie eini- ge Voͤlker ſich vorzuͤglich Einen Planeten waͤhlten, deſ- ſen Lauf und uͤbrige Verhaͤltniſſe ſie beſtaͤndig beobach- teten. (die Chaldaͤer den Saturn.)
Gewiß iſt es, daß ſelbſt da, wo jene Ueberreſte einer alten Aſtronomie noch am vielſeitigſten und vol- lendetſten vorhanden ſind, ihre wahre Bedeutung fuͤr unſre jetzigen Kenntniſſe nur erſt ſehr dunkel aus den Irrthuͤmern der ſpaͤteren Zeit hervortritt. Wenn man lieſt, daß die Egypter den Mond fuͤr den 72ſten Theil der Erde hielten, da ſeine Maſſe nach Bernoulli wirk- lich der 71ſte Theil der Erdmaſſe iſt, koͤmmt man in
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Eigenſchaft eines Teleſcops, die Gegenſtaͤnde naͤher
zu bringen, bemerkten. Ich habe in meiner ſchon
angefuͤhrten Schrift dieſe gluͤckliche Scharfſichtigkeit
der Vorwelt aus der damaligen Beſchaffenheit der At-
mosphaͤre hergeleitet.
Andre Kenntniſſe ſcheinen an verſchiedene Voͤlker
vertheilt, und nach Baillys Meynung erſcheinen dieſe
wie Bruchſtuͤcke aus dem großen Ganzen einer fruͤhen
Theorie, welche Einem Urvolk eigenthuͤmlich war,
deſſen nach verſchiedenen Gegenden auswandernden
Staͤmme, einige dieſe, andre jene Reſultate oder Re-
geln einer vollenderen Theorie mit ſich fuͤhrten. Wie
von einer Verſchiedenheit der innern Naturanlage ge-
trieben, finden wir die einen Voͤlker blos Sonnen-an-
dre blos Mondfinſterniſſe beobachten (jene die Chineſer,
dieſe die Chaldaͤer, in Indien u. a. beyde) ſo wie eini-
ge Voͤlker ſich vorzuͤglich Einen Planeten waͤhlten, deſ-
ſen Lauf und uͤbrige Verhaͤltniſſe ſie beſtaͤndig beobach-
teten. (die Chaldaͤer den Saturn.)
Gewiß iſt es, daß ſelbſt da, wo jene Ueberreſte
einer alten Aſtronomie noch am vielſeitigſten und vol-
lendetſten vorhanden ſind, ihre wahre Bedeutung fuͤr
unſre jetzigen Kenntniſſe nur erſt ſehr dunkel aus den
Irrthuͤmern der ſpaͤteren Zeit hervortritt. Wenn man
lieſt, daß die Egypter den Mond fuͤr den 72ſten Theil
der Erde hielten, da ſeine Maſſe nach Bernoulli wirk-
lich der 71ſte Theil der Erdmaſſe iſt, koͤmmt man in
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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