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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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der gewöhnlichen Theorie, läßt sich wenigstens gegen
die mechanische Hypothese, wenn sie nur etwas vor-
sichtiger ist als die von Büffon aufgestellte, nichts
Gründliches einwenden. Nimmt man aber selbst nur
das schöne von Bode aufgestellte Verhältniß der Ent-
fernungen, von welchem es neuerdings erweisbar ist,
daß selbst die Differenzen an die man sich bisher ge-
stoßen, aus einem nothwendigen Gesetz entstehn;
nimmt man einige andre, neuerlich zur Sprache gekom-
mene Verhältnisse der Größen, Sonnenfernen, Ec-
centricitäten und Tageslängen der einzelnen Planeten
hinzu; so zeigt sich auf einmal das Planetensystem als
ein organisch verbundenes Ganze, wo jedes Einzelne
in der innigsten und nothwendigsten Beziehung auf die
übrigen Glieder, und auf das Ganze steht. -- In
der Physik werden die Phänomene des Magnetismus,
der Elektricität, der Wärme und des Lichts, warrlich
nicht aus der Annahme eigenthümlicher, halbkörperli-
cher Stoffe, sondern einzig aus der Beziehung des Ein-
zelnen auf das All deutlich.

So sind auch in der Meteorologie die Lehre von den
Perioden, dann das Phänomen der Vorempfindung
künftiger Wetterveränderungen, das bey einer Menge von
Thieren und Pflanzen, und an kranken organischen
Theilen wahrgenommen wird, in der Geognosie unter
andern die bekannte Beziehung, in welcher alle Vul-
kane und Erdbrände auf unsern ganzen Planeten mit-
einander zu stehen scheinen, obgleich dabey durchaus

der gewoͤhnlichen Theorie, laͤßt ſich wenigſtens gegen
die mechaniſche Hypotheſe, wenn ſie nur etwas vor-
ſichtiger iſt als die von Buͤffon aufgeſtellte, nichts
Gruͤndliches einwenden. Nimmt man aber ſelbſt nur
das ſchoͤne von Bode aufgeſtellte Verhaͤltniß der Ent-
fernungen, von welchem es neuerdings erweisbar iſt,
daß ſelbſt die Differenzen an die man ſich bisher ge-
ſtoßen, aus einem nothwendigen Geſetz entſtehn;
nimmt man einige andre, neuerlich zur Sprache gekom-
mene Verhaͤltniſſe der Groͤßen, Sonnenfernen, Ec-
centricitaͤten und Tageslaͤngen der einzelnen Planeten
hinzu; ſo zeigt ſich auf einmal das Planetenſyſtem als
ein organiſch verbundenes Ganze, wo jedes Einzelne
in der innigſten und nothwendigſten Beziehung auf die
uͤbrigen Glieder, und auf das Ganze ſteht. — In
der Phyſik werden die Phaͤnomene des Magnetismus,
der Elektricitaͤt, der Waͤrme und des Lichts, warrlich
nicht aus der Annahme eigenthuͤmlicher, halbkoͤrperli-
cher Stoffe, ſondern einzig aus der Beziehung des Ein-
zelnen auf das All deutlich.

So ſind auch in der Meteorologie die Lehre von den
Perioden, dann das Phaͤnomen der Vorempfindung
kuͤnftiger Wetterveraͤnderungen, das bey einer Menge von
Thieren und Pflanzen, und an kranken organiſchen
Theilen wahrgenommen wird, in der Geognoſie unter
andern die bekannte Beziehung, in welcher alle Vul-
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[20/0034] der gewoͤhnlichen Theorie, laͤßt ſich wenigſtens gegen die mechaniſche Hypotheſe, wenn ſie nur etwas vor- ſichtiger iſt als die von Buͤffon aufgeſtellte, nichts Gruͤndliches einwenden. Nimmt man aber ſelbſt nur das ſchoͤne von Bode aufgeſtellte Verhaͤltniß der Ent- fernungen, von welchem es neuerdings erweisbar iſt, daß ſelbſt die Differenzen an die man ſich bisher ge- ſtoßen, aus einem nothwendigen Geſetz entſtehn; nimmt man einige andre, neuerlich zur Sprache gekom- mene Verhaͤltniſſe der Groͤßen, Sonnenfernen, Ec- centricitaͤten und Tageslaͤngen der einzelnen Planeten hinzu; ſo zeigt ſich auf einmal das Planetenſyſtem als ein organiſch verbundenes Ganze, wo jedes Einzelne in der innigſten und nothwendigſten Beziehung auf die uͤbrigen Glieder, und auf das Ganze ſteht. — In der Phyſik werden die Phaͤnomene des Magnetismus, der Elektricitaͤt, der Waͤrme und des Lichts, warrlich nicht aus der Annahme eigenthuͤmlicher, halbkoͤrperli- cher Stoffe, ſondern einzig aus der Beziehung des Ein- zelnen auf das All deutlich. So ſind auch in der Meteorologie die Lehre von den Perioden, dann das Phaͤnomen der Vorempfindung kuͤnftiger Wetterveraͤnderungen, das bey einer Menge von Thieren und Pflanzen, und an kranken organiſchen Theilen wahrgenommen wird, in der Geognoſie unter andern die bekannte Beziehung, in welcher alle Vul- kane und Erdbraͤnde auf unſern ganzen Planeten mit- einander zu ſtehen ſcheinen, obgleich dabey durchaus

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/34>, abgerufen am 29.03.2024.