Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

gange, als, so weit wir die Geschichte derselben wis-
sen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey-
den sonderliche Veränderungen wahrgenommen hätte.
Wo sollen wir demnach, bey der anerkannten "Regel-
mäßigkeit und weisen Vorherbestimmung des Laufs, der
Stellungen (und Größen) aller Weltkörper gegen einan-
der" auch nur Wahrscheinlichkeiten finden um daraus
Beweise für eine solche Störung zu nehmen, da jene Re-
gelmäßigkeit es unmöglich macht, daß zwey Weltkör-
per von gleicher Bestimmtheit und Festsetzung der Bah-
nen und andren kosmischen Verhältnisse, jemals, wie
zwey völlig nach Zufall geschleuderte Körper, mecha-
nisch zusammenstoßen, oder was in seiner Wirkung
dasselbe wäre, sich so nahe kommen könnten, daß einer
den Umlauf des andern (das bestimmte Daseyn, die
Individualität desselben) ganz aufheben oder verän-
dern könnte. Nun ist zwar diese Zufälligkeit, dieser
blinde Mechanismus, den sie ja an Seiten in die Na-
tur hineingedichtet haben, wo sie seiner gar nicht be-
durft hätten, den meisten Astronomen eben recht, und
gar nicht unerwartet, doch werden schon die Besseren
unter ihnen, die Möglichkeit eines solchen zerstörenden
Zufalls nicht zugeben mögen.

So scheint uns schon dieser eine Fall zu belehren,
wie selbst die klarsten und schärfsten Berechnungen der
Kometenbahnen, nicht immer untrüglich sind. Zwar
ist es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge-
naue Durchsicht des Verzeichnisses aller bis zu unsrer

gange, als, ſo weit wir die Geſchichte derſelben wiſ-
ſen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey-
den ſonderliche Veraͤnderungen wahrgenommen haͤtte.
Wo ſollen wir demnach, bey der anerkannten „Regel-
maͤßigkeit und weiſen Vorherbeſtimmung des Laufs, der
Stellungen (und Groͤßen) aller Weltkoͤrper gegen einan-
der“ auch nur Wahrſcheinlichkeiten finden um daraus
Beweiſe fuͤr eine ſolche Stoͤrung zu nehmen, da jene Re-
gelmaͤßigkeit es unmoͤglich macht, daß zwey Weltkoͤr-
per von gleicher Beſtimmtheit und Feſtſetzung der Bah-
nen und andren kosmiſchen Verhaͤltniſſe, jemals, wie
zwey voͤllig nach Zufall geſchleuderte Koͤrper, mecha-
niſch zuſammenſtoßen, oder was in ſeiner Wirkung
daſſelbe waͤre, ſich ſo nahe kommen koͤnnten, daß einer
den Umlauf des andern (das beſtimmte Daſeyn, die
Individualitaͤt deſſelben) ganz aufheben oder veraͤn-
dern koͤnnte. Nun iſt zwar dieſe Zufaͤlligkeit, dieſer
blinde Mechanismus, den ſie ja an Seiten in die Na-
tur hineingedichtet haben, wo ſie ſeiner gar nicht be-
durft haͤtten, den meiſten Aſtronomen eben recht, und
gar nicht unerwartet, doch werden ſchon die Beſſeren
unter ihnen, die Moͤglichkeit eines ſolchen zerſtoͤrenden
Zufalls nicht zugeben moͤgen.

So ſcheint uns ſchon dieſer eine Fall zu belehren,
wie ſelbſt die klarſten und ſchaͤrfſten Berechnungen der
Kometenbahnen, nicht immer untruͤglich ſind. Zwar
iſt es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge-
naue Durchſicht des Verzeichniſſes aller bis zu unſrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0151" n="137"/>
gange, als, &#x017F;o weit wir die Ge&#x017F;chichte der&#x017F;elben wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey-<lb/>
den &#x017F;onderliche Vera&#x0364;nderungen wahrgenommen ha&#x0364;tte.<lb/>
Wo &#x017F;ollen wir demnach, bey der anerkannten &#x201E;Regel-<lb/>
ma&#x0364;ßigkeit und wei&#x017F;en Vorherbe&#x017F;timmung des Laufs, der<lb/>
Stellungen (und Gro&#x0364;ßen) aller Weltko&#x0364;rper gegen einan-<lb/>
der&#x201C; auch nur Wahr&#x017F;cheinlichkeiten finden um daraus<lb/>
Bewei&#x017F;e fu&#x0364;r eine &#x017F;olche Sto&#x0364;rung zu nehmen, da jene Re-<lb/>
gelma&#x0364;ßigkeit es unmo&#x0364;glich macht, daß zwey Weltko&#x0364;r-<lb/>
per von gleicher Be&#x017F;timmtheit und Fe&#x017F;t&#x017F;etzung der Bah-<lb/>
nen und andren kosmi&#x017F;chen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, jemals, wie<lb/>
zwey vo&#x0364;llig nach Zufall ge&#x017F;chleuderte Ko&#x0364;rper, mecha-<lb/>
ni&#x017F;ch zu&#x017F;ammen&#x017F;toßen, oder was in &#x017F;einer Wirkung<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe wa&#x0364;re, &#x017F;ich &#x017F;o nahe kommen ko&#x0364;nnten, daß einer<lb/>
den Umlauf des andern (das be&#x017F;timmte Da&#x017F;eyn, die<lb/>
Individualita&#x0364;t de&#x017F;&#x017F;elben) ganz aufheben oder vera&#x0364;n-<lb/>
dern ko&#x0364;nnte. Nun i&#x017F;t zwar die&#x017F;e Zufa&#x0364;lligkeit, die&#x017F;er<lb/>
blinde Mechanismus, den &#x017F;ie ja an Seiten in die Na-<lb/>
tur hineingedichtet haben, wo &#x017F;ie &#x017F;einer gar nicht be-<lb/>
durft ha&#x0364;tten, den mei&#x017F;ten A&#x017F;tronomen eben recht, und<lb/>
gar nicht unerwartet, doch werden &#x017F;chon die Be&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
unter ihnen, die Mo&#x0364;glichkeit eines &#x017F;olchen zer&#x017F;to&#x0364;renden<lb/>
Zufalls nicht zugeben mo&#x0364;gen.</p><lb/>
        <p>So &#x017F;cheint uns &#x017F;chon die&#x017F;er eine Fall zu belehren,<lb/>
wie &#x017F;elb&#x017F;t die klar&#x017F;ten und &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;ten Berechnungen der<lb/>
Kometenbahnen, nicht immer untru&#x0364;glich &#x017F;ind. Zwar<lb/>
i&#x017F;t es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge-<lb/>
naue Durch&#x017F;icht des Verzeichni&#x017F;&#x017F;es aller bis zu un&#x017F;rer<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0151] gange, als, ſo weit wir die Geſchichte derſelben wiſ- ſen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey- den ſonderliche Veraͤnderungen wahrgenommen haͤtte. Wo ſollen wir demnach, bey der anerkannten „Regel- maͤßigkeit und weiſen Vorherbeſtimmung des Laufs, der Stellungen (und Groͤßen) aller Weltkoͤrper gegen einan- der“ auch nur Wahrſcheinlichkeiten finden um daraus Beweiſe fuͤr eine ſolche Stoͤrung zu nehmen, da jene Re- gelmaͤßigkeit es unmoͤglich macht, daß zwey Weltkoͤr- per von gleicher Beſtimmtheit und Feſtſetzung der Bah- nen und andren kosmiſchen Verhaͤltniſſe, jemals, wie zwey voͤllig nach Zufall geſchleuderte Koͤrper, mecha- niſch zuſammenſtoßen, oder was in ſeiner Wirkung daſſelbe waͤre, ſich ſo nahe kommen koͤnnten, daß einer den Umlauf des andern (das beſtimmte Daſeyn, die Individualitaͤt deſſelben) ganz aufheben oder veraͤn- dern koͤnnte. Nun iſt zwar dieſe Zufaͤlligkeit, dieſer blinde Mechanismus, den ſie ja an Seiten in die Na- tur hineingedichtet haben, wo ſie ſeiner gar nicht be- durft haͤtten, den meiſten Aſtronomen eben recht, und gar nicht unerwartet, doch werden ſchon die Beſſeren unter ihnen, die Moͤglichkeit eines ſolchen zerſtoͤrenden Zufalls nicht zugeben moͤgen. So ſcheint uns ſchon dieſer eine Fall zu belehren, wie ſelbſt die klarſten und ſchaͤrfſten Berechnungen der Kometenbahnen, nicht immer untruͤglich ſind. Zwar iſt es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge- naue Durchſicht des Verzeichniſſes aller bis zu unſrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/151
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/151>, abgerufen am 23.11.2024.