selber, als einer ihnen Allen bekannten und unläugba- ren Thatsache, die Ohumacht ihrer Götter, des Ju- piter wie des Saturn und Serapis, wenn diese einen Menschen mit dem Geist der Wahrsagung erfüllten, gegen die Gewalt der Christen. Eine Menge Fälle im ganzen Land und in Rom selber bekannt, wo der von Aerzten und Magiern vergeblich bekämpfte krankhafte Wahrsagergeist, dem Dräuen eines einfältigen Christen gewichen war, erzählt Justinus in seiner vor dem rö- mischen Volk gehaltnen Schutzrede, andre, damals sehr verbürgte, Tertullian in seinem Schreiben an den heidnischen Landpfleger Scapula. Es wird dieses von Athanasius, Cyprian und Eusebius häufig bestätigt, und man kann bey diesen vielfältigen Berichten an nichts weniger als Betrug denken, da jene Thatsachen vor unzähligen nüchternen und den Christen nicht gün- stigen Augenzeugen geschahen.
Wie nun jene krankhaften Erscheinungen auch in ihrer äußern Form einigen unter uns bekannten Nerven- krankheiten, und dem Zustand des künstlichen Som- nambulismus ähnlich sind, kommen sie auch darin über- ein, daß über magnetisch Schlafende wie über Ner- venkranke ein fremder fester Wille nicht selten eine be- wundernswürdige Gewalt äußert. Es beruhen bey diesen hierauf einige Heilarten, welche das Volk an- zuwenden pflegt, bey jenen ist es bekannt genug, wie die Nähe einer Person von einem festen und entschiede- nen Unglauben, die besten Somnambülen, die in
ſelber, als einer ihnen Allen bekannten und unlaͤugba- ren Thatſache, die Ohumacht ihrer Goͤtter, des Ju- piter wie des Saturn und Serapis, wenn dieſe einen Menſchen mit dem Geiſt der Wahrſagung erfuͤllten, gegen die Gewalt der Chriſten. Eine Menge Faͤlle im ganzen Land und in Rom ſelber bekannt, wo der von Aerzten und Magiern vergeblich bekaͤmpfte krankhafte Wahrſagergeiſt, dem Draͤuen eines einfaͤltigen Chriſten gewichen war, erzaͤhlt Juſtinus in ſeiner vor dem roͤ- miſchen Volk gehaltnen Schutzrede, andre, damals ſehr verbuͤrgte, Tertullian in ſeinem Schreiben an den heidniſchen Landpfleger Scapula. Es wird dieſes von Athanaſius, Cyprian und Euſebius haͤufig beſtaͤtigt, und man kann bey dieſen vielfaͤltigen Berichten an nichts weniger als Betrug denken, da jene Thatſachen vor unzaͤhligen nuͤchternen und den Chriſten nicht guͤn- ſtigen Augenzeugen geſchahen.
Wie nun jene krankhaften Erſcheinungen auch in ihrer aͤußern Form einigen unter uns bekannten Nerven- krankheiten, und dem Zuſtand des kuͤnſtlichen Som- nambulismus aͤhnlich ſind, kommen ſie auch darin uͤber- ein, daß uͤber magnetiſch Schlafende wie uͤber Ner- venkranke ein fremder feſter Wille nicht ſelten eine be- wundernswuͤrdige Gewalt aͤußert. Es beruhen bey dieſen hierauf einige Heilarten, welche das Volk an- zuwenden pflegt, bey jenen iſt es bekannt genug, wie die Naͤhe einer Perſon von einem feſten und entſchiede- nen Unglauben, die beſten Somnambuͤlen, die in
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ſelber, als einer ihnen Allen bekannten und unlaͤugba-
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Menſchen mit dem Geiſt der Wahrſagung erfuͤllten,
gegen die Gewalt der Chriſten. Eine Menge Faͤlle im
ganzen Land und in Rom ſelber bekannt, wo der von
Aerzten und Magiern vergeblich bekaͤmpfte krankhafte
Wahrſagergeiſt, dem Draͤuen eines einfaͤltigen Chriſten
gewichen war, erzaͤhlt Juſtinus in ſeiner vor dem roͤ-
miſchen Volk gehaltnen Schutzrede, andre, damals
ſehr verbuͤrgte, Tertullian in ſeinem Schreiben an den
heidniſchen Landpfleger Scapula. Es wird dieſes von
Athanaſius, Cyprian und Euſebius haͤufig beſtaͤtigt,
und man kann bey dieſen vielfaͤltigen Berichten an
nichts weniger als Betrug denken, da jene Thatſachen
vor unzaͤhligen nuͤchternen und den Chriſten nicht guͤn-
ſtigen Augenzeugen geſchahen.
Wie nun jene krankhaften Erſcheinungen auch in
ihrer aͤußern Form einigen unter uns bekannten Nerven-
krankheiten, und dem Zuſtand des kuͤnſtlichen Som-
nambulismus aͤhnlich ſind, kommen ſie auch darin uͤber-
ein, daß uͤber magnetiſch Schlafende wie uͤber Ner-
venkranke ein fremder feſter Wille nicht ſelten eine be-
wundernswuͤrdige Gewalt aͤußert. Es beruhen bey
dieſen hierauf einige Heilarten, welche das Volk an-
zuwenden pflegt, bey jenen iſt es bekannt genug, wie
die Naͤhe einer Perſon von einem feſten und entſchiede-
nen Unglauben, die beſten Somnambuͤlen, die in
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/108>, abgerufen am 23.11.2024.
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