Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
§ 14. Einfachste Beispiele von Lösungen.

Aufgabe 4. Die Proposition aufzulösen:
5) (x = 1) + (x = 0),
d. h. das allgemeinste Relativ aufzustellen, welches entweder = 1
oder = 0 ist.

Auflösung. Die vereinigte Gleichung, rechts auf 0 oder 1 gebracht,
ist bezüglich:

1 ; xn ; 1 ; x ; 1 = 00 j xn j 0 j x j 0 = 1
-- gerade umgekehrt, wie über 3).

Als allgemeine Wurzel vermögen wir sofort anzugeben: x = f(u), wo
f(u) irgend ein "ausgezeichnetes" Relativ in u vorstellt. Solcher gibt es
wol unendlich viele. Indem wir aber die uns zunächst bekannten sechs
Peirce'schen benutzen, mit denen sich obendrein die Adventivforderung als
erfüllt erweist, mögen wir den Satz notiren:
6) [Formel 1] .

In jedem der sechs Fälle erhalten wir für u = 1 auch x = 1 und für
u = 0 auch x = 0; dagegen für (u 1)(u 0) wird x zwar ebenfalls
entweder = 1 oder = 0, jedoch unter ganz andern Bedingungen bei einem
jeden der sechs Ausdrücke -- wie solche in § 10 nachgesehen werden können.

Auch die Annahmen
x = f(u) = 1 ; u ; 1 ; un ; 1 resp. 0 j u j 0 j un j 0
z. B. würden zwar dem Begriffe der allgemeinen Wurzel von 5) noch ent-
sprechen, aber nicht mehr der Adventivanforderung genügen, indem der
erstere Ausdruck nicht nur für u = 0 sondern auch für u = 1 gleich 0
wird, der letztere in beiden Fällen gleich 1, sonach mit ihm die Wurzel 0
sich nicht reproduzirt. Für u 0 und 1 wird dann umgekehrt der erstere
= 1, der letztere = 0.

Zur Vergleichung wollen wir für die vier hiermit eigenartig ge-
lösten Aufgaben auch noch "rigorose" Lösungen in's Auge fassen.

Zu dem Ende haben wir die Schemata 12), 16) und 17) des § 12 --
S. 166, 174 -- anzuwenden, wobei die dem F(u) jeweils beizulegende Be-
deutung aus der von uns angegebnen vereinigten Nullgleichung der Auf-
gabe ersichtlich ist.

Die rigorose Lösung wird hienach völlig bestimmt sein durch den
Hinweis auf eine partikulare Lösung a des Problemes, welche, als a priori
erkannt, ihr zugrunde zu legen wäre. Als solche bietet sich eventuell
0 oder 1, eventuell ein relativer Modul als die zweckmässigste dar, um
einen möglichst einfachen Ausdruck der allgemeinen Lösung zu erzielen.

Für die linkseitige Aufgabe 1, also die Ungleichung x 1 ist x = a = 0
die zweckmässigste Partikularlösung. Wir erhalten dann nach dem Schema 16)

13*
§ 14. Einfachste Beispiele von Lösungen.

Aufgabe 4. Die Proposition aufzulösen:
5) (x = 1) + (x = 0),
d. h. das allgemeinste Relativ aufzustellen, welches entweder = 1
oder = 0 ist.

Auflösung. Die vereinigte Gleichung, rechts auf 0 oder 1 gebracht,
ist bezüglich:

1 ; ; 1 ; x ; 1 = 00 ɟ ɟ 0 ɟ x ɟ 0 = 1
— gerade umgekehrt, wie über 3).

Als allgemeine Wurzel vermögen wir sofort anzugeben: x = f(u), wo
f(u) irgend ein „ausgezeichnetes“ Relativ in u vorstellt. Solcher gibt es
wol unendlich viele. Indem wir aber die uns zunächst bekannten sechs
Peirce’schen benutzen, mit denen sich obendrein die Adventivforderung als
erfüllt erweist, mögen wir den Satz notiren:
6) [Formel 1] .

In jedem der sechs Fälle erhalten wir für u = 1 auch x = 1 und für
u = 0 auch x = 0; dagegen für (u ≠ 1)(u ≠ 0) wird x zwar ebenfalls
entweder = 1 oder = 0, jedoch unter ganz andern Bedingungen bei einem
jeden der sechs Ausdrücke — wie solche in § 10 nachgesehen werden können.

Auch die Annahmen
x = f(u) = 1 ; u ; 1 ; ; 1 resp. 0 ɟ u ɟ 0 ɟ ɟ 0
z. B. würden zwar dem Begriffe der allgemeinen Wurzel von 5) noch ent-
sprechen, aber nicht mehr der Adventivanforderung genügen, indem der
erstere Ausdruck nicht nur für u = 0 sondern auch für u = 1 gleich 0
wird, der letztere in beiden Fällen gleich 1, sonach mit ihm die Wurzel 0
sich nicht reproduzirt. Für u ≠ 0 und 1 wird dann umgekehrt der erstere
= 1, der letztere = 0.

Zur Vergleichung wollen wir für die vier hiermit eigenartig ge-
lösten Aufgaben auch noch „rigorose“ Lösungen in’s Auge fassen.

Zu dem Ende haben wir die Schemata 12), 16) und 17) des § 12 —
S. 166, 174 — anzuwenden, wobei die dem F(u) jeweils beizulegende Be-
deutung aus der von uns angegebnen vereinigten Nullgleichung der Auf-
gabe ersichtlich ist.

Die rigorose Lösung wird hienach völlig bestimmt sein durch den
Hinweis auf eine partikulare Lösung a des Problemes, welche, als a priori
erkannt, ihr zugrunde zu legen wäre. Als solche bietet sich eventuell
0 oder 1, eventuell ein relativer Modul als die zweckmässigste dar, um
einen möglichst einfachen Ausdruck der allgemeinen Lösung zu erzielen.

Für die linkseitige Aufgabe 1, also die Ungleichung x ≠ 1 ist x = a = 0
die zweckmässigste Partikularlösung. Wir erhalten dann nach dem Schema 16)

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0209" n="195"/>
          <fw place="top" type="header">§ 14. Einfachste Beispiele von Lösungen.</fw><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 4. Die Proposition aufzulösen:<lb/>
5) <hi rendition="#et">(<hi rendition="#i">x</hi> = 1) + (<hi rendition="#i">x</hi> = 0),</hi><lb/>
d. h. das allgemeinste Relativ aufzustellen, welches entweder = 1<lb/>
oder = 0 ist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Auflösung</hi>. Die vereinigte Gleichung, rechts auf 0 oder 1 gebracht,<lb/>
ist bezüglich:<lb/><table><row><cell>1 ; <hi rendition="#i">x&#x0304;</hi> ; 1 ; <hi rendition="#i">x</hi> ; 1 = 0</cell><cell>0 &#x025F; <hi rendition="#i">x&#x0304;</hi> &#x025F; 0 &#x025F; <hi rendition="#i">x</hi> &#x025F; 0 = 1</cell></row><lb/></table> &#x2014; gerade umgekehrt, wie über 3).</p><lb/>
          <p>Als allgemeine Wurzel vermögen wir sofort anzugeben: <hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>), wo<lb/><hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) irgend ein &#x201E;ausgezeichnetes&#x201C; Relativ in <hi rendition="#i">u</hi> vorstellt. Solcher gibt es<lb/>
wol unendlich viele. Indem wir aber die uns zunächst bekannten sechs<lb/><hi rendition="#g">Peirce&#x2019;</hi>schen benutzen, mit denen sich obendrein die Adventivforderung als<lb/>
erfüllt erweist, mögen wir den <hi rendition="#g">Satz</hi> notiren:<lb/>
6) <hi rendition="#et"><formula/>.</hi></p><lb/>
          <p>In jedem der sechs Fälle erhalten wir für <hi rendition="#i">u</hi> = 1 auch <hi rendition="#i">x</hi> = 1 und für<lb/><hi rendition="#i">u</hi> = 0 auch <hi rendition="#i">x</hi> = 0; dagegen für (<hi rendition="#i">u</hi> &#x2260; 1)(<hi rendition="#i">u</hi> &#x2260; 0) wird <hi rendition="#i">x</hi> zwar ebenfalls<lb/>
entweder = 1 oder = 0, jedoch unter ganz andern Bedingungen bei einem<lb/>
jeden der sechs Ausdrücke &#x2014; wie solche in § 10 nachgesehen werden können.</p><lb/>
          <p>Auch die Annahmen<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) = 1 ; <hi rendition="#i">u</hi> ; 1 ; <hi rendition="#i">u&#x0304;</hi> ; 1 resp. 0 &#x025F; <hi rendition="#i">u</hi> &#x025F; 0 &#x025F; <hi rendition="#i">u&#x0304;</hi> &#x025F; 0</hi><lb/>
z. B. würden zwar dem Begriffe der allgemeinen Wurzel von 5) noch ent-<lb/>
sprechen, aber nicht mehr der Adventivanforderung genügen, indem der<lb/>
erstere Ausdruck nicht nur für <hi rendition="#i">u</hi> = 0 sondern auch für <hi rendition="#i">u</hi> = 1 gleich 0<lb/>
wird, der letztere in beiden Fällen gleich 1, sonach mit ihm die Wurzel 0<lb/>
sich nicht reproduzirt. Für <hi rendition="#i">u</hi> &#x2260; 0 und 1 wird dann umgekehrt der erstere<lb/>
= 1, der letztere = 0.</p><lb/>
          <p>Zur Vergleichung wollen wir für die vier hiermit eigenartig ge-<lb/>
lösten Aufgaben auch noch &#x201E;rigorose&#x201C; Lösungen in&#x2019;s Auge fassen.</p><lb/>
          <p>Zu dem Ende haben wir die Schemata 12), 16) und 17) des § 12 &#x2014;<lb/>
S. 166, 174 &#x2014; anzuwenden, wobei die dem <hi rendition="#i">F</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) jeweils beizulegende Be-<lb/>
deutung aus der von uns angegebnen vereinigten Nullgleichung der Auf-<lb/>
gabe ersichtlich ist.</p><lb/>
          <p>Die rigorose Lösung wird hienach völlig bestimmt sein durch den<lb/>
Hinweis auf eine partikulare Lösung <hi rendition="#i">a</hi> des Problemes, welche, als a priori<lb/>
erkannt, ihr zugrunde zu legen wäre. Als solche bietet sich eventuell<lb/>
0 oder 1, eventuell ein relativer Modul als die zweckmässigste dar, um<lb/>
einen möglichst einfachen Ausdruck der allgemeinen Lösung zu erzielen.</p><lb/>
          <p>Für die linkseitige Aufgabe 1, also die Ungleichung <hi rendition="#i">x</hi> &#x2260; 1 ist <hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> = 0<lb/>
die zweckmässigste Partikularlösung. Wir erhalten dann nach dem Schema 16)<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0209] § 14. Einfachste Beispiele von Lösungen. Aufgabe 4. Die Proposition aufzulösen: 5) (x = 1) + (x = 0), d. h. das allgemeinste Relativ aufzustellen, welches entweder = 1 oder = 0 ist. Auflösung. Die vereinigte Gleichung, rechts auf 0 oder 1 gebracht, ist bezüglich: 1 ; x̄ ; 1 ; x ; 1 = 0 0 ɟ x̄ ɟ 0 ɟ x ɟ 0 = 1 — gerade umgekehrt, wie über 3). Als allgemeine Wurzel vermögen wir sofort anzugeben: x = f(u), wo f(u) irgend ein „ausgezeichnetes“ Relativ in u vorstellt. Solcher gibt es wol unendlich viele. Indem wir aber die uns zunächst bekannten sechs Peirce’schen benutzen, mit denen sich obendrein die Adventivforderung als erfüllt erweist, mögen wir den Satz notiren: 6) [FORMEL]. In jedem der sechs Fälle erhalten wir für u = 1 auch x = 1 und für u = 0 auch x = 0; dagegen für (u ≠ 1)(u ≠ 0) wird x zwar ebenfalls entweder = 1 oder = 0, jedoch unter ganz andern Bedingungen bei einem jeden der sechs Ausdrücke — wie solche in § 10 nachgesehen werden können. Auch die Annahmen x = f(u) = 1 ; u ; 1 ; ū ; 1 resp. 0 ɟ u ɟ 0 ɟ ū ɟ 0 z. B. würden zwar dem Begriffe der allgemeinen Wurzel von 5) noch ent- sprechen, aber nicht mehr der Adventivanforderung genügen, indem der erstere Ausdruck nicht nur für u = 0 sondern auch für u = 1 gleich 0 wird, der letztere in beiden Fällen gleich 1, sonach mit ihm die Wurzel 0 sich nicht reproduzirt. Für u ≠ 0 und 1 wird dann umgekehrt der erstere = 1, der letztere = 0. Zur Vergleichung wollen wir für die vier hiermit eigenartig ge- lösten Aufgaben auch noch „rigorose“ Lösungen in’s Auge fassen. Zu dem Ende haben wir die Schemata 12), 16) und 17) des § 12 — S. 166, 174 — anzuwenden, wobei die dem F(u) jeweils beizulegende Be- deutung aus der von uns angegebnen vereinigten Nullgleichung der Auf- gabe ersichtlich ist. Die rigorose Lösung wird hienach völlig bestimmt sein durch den Hinweis auf eine partikulare Lösung a des Problemes, welche, als a priori erkannt, ihr zugrunde zu legen wäre. Als solche bietet sich eventuell 0 oder 1, eventuell ein relativer Modul als die zweckmässigste dar, um einen möglichst einfachen Ausdruck der allgemeinen Lösung zu erzielen. Für die linkseitige Aufgabe 1, also die Ungleichung x ≠ 1 ist x = a = 0 die zweckmässigste Partikularlösung. Wir erhalten dann nach dem Schema 16) 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/209
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/209>, abgerufen am 24.11.2024.