Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 2. Leipzig, 1905.Sechsundzwanzigste Vorlesung. auf die Logik des Umfangs von der "groben Manier, die dem Etiketten-schreiber genügt". Vor allem die Frage: wer hat denn je gesagt, dass uns die Logik des Umfangs genüge? Sie genügt uns noch lange nicht, ebenso wenig, wie, in unserm Streben nach Erkenntniss der Aussenwelt, etwa die Chemie oder gar die Geometrie. Ist etwa gegen die Osteologie der Vor- wurf berechtigt, dass ihr vom lebendigen Leibe das dürre Knochengerüst "genüge"? Endlich stimme ich auch Lotze zu, wenn er "das ewige Messerwetzen Sechsundzwanzigste Vorlesung. auf die Logik des Umfangs von der „groben Manier, die dem Etiketten-schreiber genügt“. Vor allem die Frage: wer hat denn je gesagt, dass uns die Logik des Umfangs genüge? Sie genügt uns noch lange nicht, ebenso wenig, wie, in unserm Streben nach Erkenntniss der Aussenwelt, etwa die Chemie oder gar die Geometrie. Ist etwa gegen die Osteologie der Vor- wurf berechtigt, dass ihr vom lebendigen Leibe das dürre Knochengerüst „genüge“? Endlich stimme ich auch Lotze zu, wenn er „das ewige Messerwetzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0136" n="492"/><fw place="top" type="header">Sechsundzwanzigste Vorlesung.</fw><lb/> auf die Logik des Umfangs von der „<hi rendition="#i">groben Manier</hi>, <hi rendition="#i">die dem Etiketten-<lb/> schreiber genügt</hi>“. Vor allem die Frage: wer hat denn je gesagt, dass uns<lb/> die Logik des Umfangs <hi rendition="#i">genüge</hi>? Sie genügt uns noch lange nicht, ebenso<lb/> wenig, wie, in unserm Streben nach Erkenntniss der Aussenwelt, etwa die<lb/> Chemie oder gar die Geometrie. Ist etwa gegen die Osteologie der Vor-<lb/> wurf berechtigt, dass ihr vom lebendigen Leibe das dürre Knochengerüst<lb/> „genüge“?</p><lb/> <p>Endlich stimme ich auch <hi rendition="#g">Lotze</hi> zu, wenn er „das ewige Messerwetzen<lb/> langweilig“ findet und meint, man müsse auch etwas Ordentliches zu<lb/> schneiden vorhaben. An letzterem fehlt es nun aber in den exakten<lb/> Wissenschaften nirgends, und noch weniger in jenen „Wissenschaften“, die,<lb/> wie die Philosophie, „es vollends werden wollen“. Allein das Messer —<lb/> ein viel zu stumpfes Instrument — ist die Wortsprache! Es gilt die Her-<lb/> stellung und den Gebrauch weit feinerer Zergliederungsinstrumente!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [492/0136]
Sechsundzwanzigste Vorlesung.
auf die Logik des Umfangs von der „groben Manier, die dem Etiketten-
schreiber genügt“. Vor allem die Frage: wer hat denn je gesagt, dass uns
die Logik des Umfangs genüge? Sie genügt uns noch lange nicht, ebenso
wenig, wie, in unserm Streben nach Erkenntniss der Aussenwelt, etwa die
Chemie oder gar die Geometrie. Ist etwa gegen die Osteologie der Vor-
wurf berechtigt, dass ihr vom lebendigen Leibe das dürre Knochengerüst
„genüge“?
Endlich stimme ich auch Lotze zu, wenn er „das ewige Messerwetzen
langweilig“ findet und meint, man müsse auch etwas Ordentliches zu
schneiden vorhaben. An letzterem fehlt es nun aber in den exakten
Wissenschaften nirgends, und noch weniger in jenen „Wissenschaften“, die,
wie die Philosophie, „es vollends werden wollen“. Allein das Messer —
ein viel zu stumpfes Instrument — ist die Wortsprache! Es gilt die Her-
stellung und den Gebrauch weit feinerer Zergliederungsinstrumente!
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