Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 32. Vom Gewicht der Aussagen.
welchen schon Peirce8 gegeben, und zuvor McColl3 -- indessen blos
als eine Subsumtion (implication), statt Gleichung. Man kann ihn
dahin aussprechen:

Die "Gültigkeitsklasse" der Subsumtion A B ist die Klasse der
Gelegenheiten, wo A nicht gilt
, oder auch B gilt.

Anstatt den Satz, wie hier ausgeführt, auf das Prinzip e) zurück-
zuführen, rechtfertigt Peirce denselben direkt durch eine Überlegung,
die wir jetzt ebenfalls anstellen wollen.

Wegen der Allgemeingültigkeit der Formel 0 B -- kraft
Def. (2nx) -- ist die Subsumtion A B jedenfalls immer dann richtig,
wenn A = 0 ist, d. h. wenn die Aussage A ungültig ist; dies ist der
Fall in welchem A1 = i ist, oder die Aussage A1 gilt.

Ferner gilt die Subsumtion A B auch, sobald die Aussage B
gilt. Für B = i kommt sie nämlich auf die kraft Def. (2n+) anzuer-
kennende Formel A i hinaus. Mit andern Worten: gilt B über-
haupt, gilt es stets, so gilt es auch dann, wenn A gilt.

Die Gültigkeitsklasse unsrer Subsumtion ist darnach allerminde-
stens A1 + B.

Wenn A gilt und zugleich B nicht gilt, d. h. also in den durch
den Ausdruck A B1 zusammengefassten Fällen, ist die Subsumtion jeden-
falls ungültig.

Da aber:
A1 + B + A B1 = i
nach Th. 33+) Zusatz ist, so sind hiermit alle denkbaren Fälle erschöpft
und ist dargethan, dass A1 + B die volle Gültigkeitsklasse der Subsum-
tion A B sein muss, wie zu zeigen war.

Aus dem so gewonnenen Satze l), wofern er als allgemeingültig
zugelassen wird, fliesst umgekehrt auch wieder das Prinzip e), indem
nach bekannten Sätzen -- cf. Th. 5n+) etc. -- sein muss:
(A = i) = (i A) = i1 + A = 0 + A = A.

Die Aussage A B1 ist die Klasse für die Fälle der Ungültigkeit der
Subsumtion A
B; sie ist die Negation der Gültigkeitsklasse A1 + B
indem A B1 = (A1 + B)1. Dieselbe muss verschwinden, wenn die Sub-
sumtion (stets) wahr sein soll -- in Übereinstimmung mit Th. 38x);
die Gültigkeitsklasse A1 + B der Subsumtion dagegen muss alsdann
gleich i sein (und umgekehrt). Zur Verifikation der Aussage genügt
es jedoch, nur das eine von beiden nachzusehen.

Von Interesse ist aber noch eine dritte Aussage oder Klasse,
nämlich die A1 B.

§ 32. Vom Gewicht der Aussagen.
welchen schon Peirce8 gegeben, und zuvor McColl3 — indessen blos
als eine Subsumtion (implication), statt Gleichung. Man kann ihn
dahin aussprechen:

DieGültigkeitsklasseder Subsumtion A B ist die Klasse der
Gelegenheiten, wo A nicht gilt
, oder auch B gilt.

Anstatt den Satz, wie hier ausgeführt, auf das Prinzip ε) zurück-
zuführen, rechtfertigt Peirce denselben direkt durch eine Überlegung,
die wir jetzt ebenfalls anstellen wollen.

Wegen der Allgemeingültigkeit der Formel 0 B — kraft
Def. (2̄×) — ist die Subsumtion A B jedenfalls immer dann richtig,
wenn A = 0 ist, d. h. wenn die Aussage A ungültig ist; dies ist der
Fall in welchem A1 = i ist, oder die Aussage A1 gilt.

Ferner gilt die Subsumtion A B auch, sobald die Aussage B
gilt. Für B = i kommt sie nämlich auf die kraft Def. (2̄+) anzuer-
kennende Formel A i hinaus. Mit andern Worten: gilt B über-
haupt, gilt es stets, so gilt es auch dann, wenn A gilt.

Die Gültigkeitsklasse unsrer Subsumtion ist darnach allerminde-
stens A1 + B.

Wenn A gilt und zugleich B nicht gilt, d. h. also in den durch
den Ausdruck A B1 zusammengefassten Fällen, ist die Subsumtion jeden-
falls ungültig.

Da aber:
A1 + B + A B1 = i
nach Th. 33+) Zusatz ist, so sind hiermit alle denkbaren Fälle erschöpft
und ist dargethan, dass A1 + B die volle Gültigkeitsklasse der Subsum-
tion A B sein muss, wie zu zeigen war.

Aus dem so gewonnenen Satze λ), wofern er als allgemeingültig
zugelassen wird, fliesst umgekehrt auch wieder das Prinzip ε), indem
nach bekannten Sätzen — cf. Th. 5̄+) etc. — sein muss:
(A = i) = (i A) = i1 + A = 0 + A = A.

Die Aussage A B1 ist die Klasse für die Fälle der Ungültigkeit der
Subsumtion A
B; sie ist die Negation der Gültigkeitsklasse A1 + B
indem A B1 = (A1 + B)1. Dieselbe muss verschwinden, wenn die Sub-
sumtion (stets) wahr sein soll — in Übereinstimmung mit Th. 3̅8̅×);
die Gültigkeitsklasse A1 + B der Subsumtion dagegen muss alsdann
gleich i sein (und umgekehrt). Zur Verifikation der Aussage genügt
es jedoch, nur das eine von beiden nachzusehen.

Von Interesse ist aber noch eine dritte Aussage oder Klasse,
nämlich die A1 B.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0093" n="69"/><fw place="top" type="header">§ 32. Vom Gewicht der Aussagen.</fw><lb/>
welchen schon <hi rendition="#g">Peirce</hi><hi rendition="#sup">8</hi> gegeben, und zuvor <hi rendition="#g">McColl</hi><hi rendition="#sup">3</hi> &#x2014; indessen blos<lb/>
als eine Subsumtion (implication), statt Gleichung. Man kann ihn<lb/>
dahin aussprechen:</p><lb/>
            <p><hi rendition="#i">Die</hi> &#x201E;<hi rendition="#i">Gültigkeitsklasse</hi>&#x201C; <hi rendition="#i">der Subsumtion A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B ist die Klasse der<lb/>
Gelegenheiten, wo A nicht gilt</hi>, <hi rendition="#i">oder auch B gilt.</hi></p><lb/>
            <p>Anstatt den Satz, wie hier ausgeführt, auf das Prinzip <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi>) zurück-<lb/>
zuführen, rechtfertigt <hi rendition="#g">Peirce</hi> denselben direkt durch eine Überlegung,<lb/>
die wir jetzt ebenfalls anstellen wollen.</p><lb/>
            <p>Wegen der Allgemeingültigkeit der Formel 0 <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi> &#x2014; kraft<lb/>
Def. (2&#x0304;<hi rendition="#sub">×</hi>) &#x2014; ist die Subsumtion <hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi> jedenfalls immer dann richtig,<lb/>
wenn <hi rendition="#i">A</hi> = 0 ist, d. h. wenn die Aussage <hi rendition="#i">A</hi> ungültig ist; dies ist der<lb/>
Fall in welchem <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = i ist, oder die Aussage <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> gilt.</p><lb/>
            <p>Ferner gilt die Subsumtion <hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi> auch, sobald die Aussage <hi rendition="#i">B</hi><lb/>
gilt. Für <hi rendition="#i">B</hi> = i kommt sie nämlich auf die kraft Def. (2&#x0304;<hi rendition="#sub">+</hi>) anzuer-<lb/>
kennende Formel <hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> i hinaus. Mit andern Worten: gilt <hi rendition="#i">B</hi> über-<lb/>
haupt, gilt es stets, so gilt es auch dann, wenn <hi rendition="#i">A</hi> gilt.</p><lb/>
            <p>Die Gültigkeitsklasse unsrer Subsumtion ist darnach allerminde-<lb/>
stens <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi>.</p><lb/>
            <p>Wenn <hi rendition="#i">A</hi> gilt und zugleich <hi rendition="#i">B</hi> nicht gilt, d. h. also in den durch<lb/>
den Ausdruck <hi rendition="#i">A B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> zusammengefassten Fällen, ist die Subsumtion jeden-<lb/>
falls ungültig.</p><lb/>
            <p>Da aber:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi> + <hi rendition="#i">A B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = i</hi><lb/>
nach Th. 33<hi rendition="#sub">+</hi>) Zusatz ist, so sind hiermit alle denkbaren Fälle erschöpft<lb/>
und ist dargethan, dass <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi> die <hi rendition="#i">volle</hi> Gültigkeitsklasse der Subsum-<lb/>
tion <hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi> sein muss, wie zu zeigen war.</p><lb/>
            <p>Aus dem so gewonnenen Satze <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>), wofern er als allgemeingültig<lb/>
zugelassen wird, fliesst umgekehrt auch wieder das Prinzip <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi>), indem<lb/>
nach bekannten Sätzen &#x2014; cf. Th. 5&#x0304;<hi rendition="#sub">+</hi>) etc. &#x2014; sein muss:<lb/><hi rendition="#c">(<hi rendition="#i">A</hi> = i) = (i <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">A</hi>) = i<hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">A</hi> = 0 + <hi rendition="#i">A</hi> = <hi rendition="#i">A</hi>.</hi></p><lb/>
            <p>Die Aussage <hi rendition="#i">A B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ist die <hi rendition="#i">Klasse für die Fälle der Ungültigkeit der<lb/>
Subsumtion A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi>; sie ist die Negation der Gültigkeitsklasse <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi><lb/>
indem <hi rendition="#i">A B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = (<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi>)<hi rendition="#sub">1</hi>. Dieselbe muss verschwinden, wenn die Sub-<lb/>
sumtion (stets) wahr sein soll &#x2014; in Übereinstimmung mit Th. 3&#x0305;8&#x0305;<hi rendition="#sub">×</hi>);<lb/>
die Gültigkeitsklasse <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">B</hi> der Subsumtion dagegen muss alsdann<lb/>
gleich i sein (und umgekehrt). Zur Verifikation der Aussage genügt<lb/>
es jedoch, nur das eine von beiden nachzusehen.</p><lb/>
            <p>Von Interesse ist aber noch eine dritte Aussage oder Klasse,<lb/>
nämlich die <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">B</hi>.</hi></p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0093] § 32. Vom Gewicht der Aussagen. welchen schon Peirce8 gegeben, und zuvor McColl3 — indessen blos als eine Subsumtion (implication), statt Gleichung. Man kann ihn dahin aussprechen: Die „Gültigkeitsklasse“ der Subsumtion A  B ist die Klasse der Gelegenheiten, wo A nicht gilt, oder auch B gilt. Anstatt den Satz, wie hier ausgeführt, auf das Prinzip ε) zurück- zuführen, rechtfertigt Peirce denselben direkt durch eine Überlegung, die wir jetzt ebenfalls anstellen wollen. Wegen der Allgemeingültigkeit der Formel 0  B — kraft Def. (2̄×) — ist die Subsumtion A  B jedenfalls immer dann richtig, wenn A = 0 ist, d. h. wenn die Aussage A ungültig ist; dies ist der Fall in welchem A1 = i ist, oder die Aussage A1 gilt. Ferner gilt die Subsumtion A  B auch, sobald die Aussage B gilt. Für B = i kommt sie nämlich auf die kraft Def. (2̄+) anzuer- kennende Formel A  i hinaus. Mit andern Worten: gilt B über- haupt, gilt es stets, so gilt es auch dann, wenn A gilt. Die Gültigkeitsklasse unsrer Subsumtion ist darnach allerminde- stens A1 + B. Wenn A gilt und zugleich B nicht gilt, d. h. also in den durch den Ausdruck A B1 zusammengefassten Fällen, ist die Subsumtion jeden- falls ungültig. Da aber: A1 + B + A B1 = i nach Th. 33+) Zusatz ist, so sind hiermit alle denkbaren Fälle erschöpft und ist dargethan, dass A1 + B die volle Gültigkeitsklasse der Subsum- tion A  B sein muss, wie zu zeigen war. Aus dem so gewonnenen Satze λ), wofern er als allgemeingültig zugelassen wird, fliesst umgekehrt auch wieder das Prinzip ε), indem nach bekannten Sätzen — cf. Th. 5̄+) etc. — sein muss: (A = i) = (i  A) = i1 + A = 0 + A = A. Die Aussage A B1 ist die Klasse für die Fälle der Ungültigkeit der Subsumtion A  B; sie ist die Negation der Gültigkeitsklasse A1 + B indem A B1 = (A1 + B)1. Dieselbe muss verschwinden, wenn die Sub- sumtion (stets) wahr sein soll — in Übereinstimmung mit Th. 3̅8̅×); die Gültigkeitsklasse A1 + B der Subsumtion dagegen muss alsdann gleich i sein (und umgekehrt). Zur Verifikation der Aussage genügt es jedoch, nur das eine von beiden nachzusehen. Von Interesse ist aber noch eine dritte Aussage oder Klasse, nämlich die A1 B.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/93
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/93>, abgerufen am 27.04.2024.